Seite - 629 - in Ludwig Feuerbach - Gesammlte Werke, Band 1
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Rücken und Vieh und Feld auf deinen Kahn nehmen könnte,
oh ja, dann würde ich recht gerne mit dir fortreisen und
ohne Widerstand dir folgen, aber so ist's mir rein un-
möglich." „Oh, du Elender", erwidert ihm darauf der
Geist, „wenn du so denkst, wenn du nicht resignieren
kannst, wenn du mehr als das Notwendige und Unver-
äußerliche dein Eigentum nennst, wenn du nicht in der
Entsagung Genuß und in dem freiwilligen Mangel alles
Unnotwendigen deinen Reichtum findest, dann bleibe,
wo und was du bist, nämlich das unveräußerliche Eigentum
deines veräußerlichen Eigentums, und statt auf Reisen
in die große Welt der Freiheit zu gehen, bleibe haften auf
der Viehweide im Boden wie eine Gänseblume. Betrachte
die Kehlen deiner Gänse, Schafe und Kühe als die Ver-
längerungen deiner eignen Kehle, als die Sprachrohre deines
Selbstes, und nicht mit dem leichten Kiel der Feder in
dem feinen, transparenten Elemente der Schrift, nein,
mit der Mistgabel grabe auf dem fetten schweren 1 Lehm-
boden deines Lebens die erhabnen Züge deiner Seele ein,
und die einzigen Spuren, die von dir im Dasein zurück-
bleiben, sollen die im Lehmboden eingedrückten Tritte
deines Rindviehs sein!" Solcher Sprache braucht sich
aber der Geist bei dem Menschen, der von Herzensgrund
Schriftsteller ist, nicht zu bedienen, denn da kommt ihm
vielmehr der Mensch selbst von freien Stücken entgegen-
gesprungen und sagt zu ihm mit flehentlicher Stimme:
„Oh, lieber Geist, oh, nimm mich doch mit dir auf deine
schöne[n]2 Reisen mit, oh, du Erretter aus der Not, du
Flügeladjutant meines schwerfälligen Körpers, du Ormuzd
des Daseins, du erhabner Fürst des Lichtes und der Frei-
heit ! Omnia mea mecum porto [alles Meinige trage ich bei
mir]. Ich will dich mit nichts beschweren, ich will mich so
leicht als möglich machen, nur ein kleines Bündelchen er-
laube mir mitzunehmen, um das Allernotwendigste und
Wesentlichste, das ja so nicht viel Gepäcke macht, hinein-
zutun ; alles andre, was nur immer in die Klasse des Ent-
behrlichen und Überflüssigen gehört, aber gerade am mei-
sten sich aufbläht und mit seiner Korpulenz den größten
1 Fehlt in C.
2 So ergänzt auch C.
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Ludwig Feuerbach
Gesammlte Werke, Band 1
(Gemeinfreie Teile)
- Titel
- Ludwig Feuerbach
- Untertitel
- Gesammlte Werke
- Band
- 1
- Herausgeber
- Werner Schuffenhauer
- Verlag
- AKADEMIE-VERLAG BERLIN
- Datum
- 1981
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 11.6 x 17.8 cm
- Seiten
- 468
- Kategorie
- Geisteswissenschaften