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HofgesellschaftundAdel 49
te,weil letzteresdie teilweiseÖffnungvonHofämternundHofwürden fürden
neuenAdeldurchgesetzthatte.DaswiederumstärktedieVerbindungzwischen
KroneundBevölkerung.AngehörigederunterenSchichtenbetrachtetenzuZeiten
vonFranz JosephdenMonarchengerne alsVerbündeten imKampf gegenden
fortschrittsfeindlichenAdel.169
DieNobilitierungspolitik, besonders seit derRegierungszeitKarls
VI., schuf
einenerblichenniederenAdel.DieserwarursprünglichalsGegengewichtzural-
tenAristokratie gedacht.DiesemsogenanntenBriefadel gehörten langgediente
Offiziere,Träger festgesetzterOrden sowiePersonenan, die sich imDienst für
denMonarchenunddenStaatbesondersausgezeichnethatten.Österreichsprach
imGegensatz zu anderen europäischen Staaten sehr freizügigNobilitierungen
aus:Zwischen1701und1918wurdeninsgesamt12.408Adelserhebungenvorge-
nommen.TrotzderBemühungendieses„strukturiertenAdels“,durchfinanzielle
AufwendungenundkulturellesEngagement inKonkurrenzmitdemGeburtsadel
zutreten,bliebergrundsätzlicheine„bürgerliche“Gruppierung.DieAristokratie
warweiterhintonangebend.170
DiesogenanntezweiteGesellschaftsetzte sichausdemerblichenunddemnobi-
litiertenniederenAdelzusammen.DieobersteSchichtbildetederGrundbesitzadel,
dasheißtAngehörigedesaltenAdelsundFamilien,dievor1804nobilitiertwurden,
jedochnichthoffähigwaren.KennzeichnendfürdieseSchichtwarenGroßgrundbe-
sitzundaristokratischerLebensstil,dieneueadeligeFamilienkauminnerhalbeiner
Generationerlangenkonnten.DieniedrigereSchichtder„zweitenGesellschaft“,
dieNobilität,warumfangreicherunduneinheitlicher.Siemussten ihrEinkommen
(mitArbeit)erwirtschaften.DazuzähltenAngehörigedesalten, jedochweniger
vermögendenAdels, aberauchneunobilitiertePersonen,die ihreStandeserhö-
hungdurchLeistungerworbenhatten.Aufgrundihrer liberalenGesinnung,die
dieTüchtigenförderteundökonomischeLeistunganerkannte,wurdedie„zweite
Gesellschaft“ zurwirtschaftlichundkulturell prägenderenGesellschaftsschicht.
Die indieser Schicht verbreitetenTitel desRitters oderFreiherrnwurdenvom
Kaiser fürbesondereVerdienste inWissenschaft,Politik,WirtschaftundKunst
vergeben.Bis1884gingenOrdensverleihungenvielfachmiteinerStandeserhebung
einher(„systematisiertesodersystemmäßigesAdeln“).Ab1884warderErwerb
einesOrdensnichtmehrmitdemRechtaufNobilitierungverbunden.Die„zweite
Gesellschaft“war somit sowohlnachobenals auchnachuntendurchlässig. Sie
nahmdienicht (mehr)hoffähigenAristokratenwiedenneuenAdelausdemBür-
169 Ebenda,S.75–78.
170 Stekl,2004e,S.16.
https://doi.org/10.7767/9783205213741 | CC BY-NC 4.0
© 2021 by Böhlau Verlag Ges.m.b.H. & Co. KG, Wien, Zeltgasse 1, A-1080 Wien
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Habsburg als Touristenmagnet
Monarchie und Fremdenverkehr in den Ostalpen 1820–1910
- Titel
- Habsburg als Touristenmagnet
- Untertitel
- Monarchie und Fremdenverkehr in den Ostalpen 1820–1910
- Autor
- Ursula Butz
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2021
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 4.0
- ISBN
- 978–3–205–21374–1
- Abmessungen
- 16.0 x 23.5 cm
- Seiten
- 204
- Schlagwörter
- Alpen - Alpenvorland - Voralpen, Alpen / Geschichte, Politik, Gesellschaft, Neunzehntes Jahrhundert, Bad Ischl, Meran, Reichenau an der Rax
- Kategorien
- Geographie, Land und Leute
- Geschichte Vor 1918
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einführung 9
- 2. Adelsgesellschaft imWandel 21
- 3. Habsburger in Ischl,Meran und Reichenau 55
- 4. Aufschwung der Kurorte: Infrastruktur und mondänes Leben 85
- 4.1 Wachstum und Konjunkturen 88
- 4.2 Verkehrsrevolution 97
- 4.3 Gastgewerbe 102
- 4.4 Kureinrichtungen und technische Innovation 107
- 4.5 Unterhaltungsangebot 112
- 4.6 Gesellschaftliche Stellung der Gäste 116
- 4.7 Umgangsformen, Etikette 122
- 4.8 Politik und Staatsführung im Kurort 128
- 4.9 Fremdenverkehr und Einheimische 132
- 4.10 Fazit: HabsburgalsBeschleunigungsfaktor 136
- 5. Öffentliche Wahrnehmung und Resonanz 139
- 6. Ergebnisse: Monarchie und Tourismus 175
- 7. Quellenverzeichnis und Bibliografie 179
- 8. Anhang 197