Seite - 78 - in Habsburg als Touristenmagnet - Monarchie und Fremdenverkehr in den Ostalpen 1820–1910

78 Habsburger in Ischl,MeranundReichenau fürdie„korrekteÜberfahrt“desSemmeringsmitAngabenzurIdealposition im ZugfürdasbeeindruckendsteErlebnis.DieNachfragenacheinemganzheitlichen ÜberblicküberdiealpineEisenbahnstreckebefriedigtenfaltbarePanoramenund BilderausderVogelperspektive.AufdieerstengezeichnetenDarstellungenfolgten nochinden1850ernLithografien,dieum1870/1880durchFotografienabgelöst wurden.DieBahnfahrtüberdenSemmeringermöglichteeinevollkommenneue WahrnehmungderLandschaft.DieÜberquerungdesSemmering-PassesperGleis galt alsMarksteinder alpinenWegtechnikundveranschaulichtedasDuell zwi- schenMenschundNatur.DieSonderzügeüberdenSemmeringwarenvorallem anFeiertagenhochfrequentiert.1855und1856reistenüber60.000Personenan PfingstenperBahnaufdenSemmering.290 1853erwarbendiedamaligenBesitzerdesThalhofseinenBauernhof inSicht- weitedesHaupthauses.Dieserwurdezugunsteneinerneuen,großstädtischenVilla abgebrochen.Ab1859bis1864verbrachtendieKindervonKaiserFranzJosephund Elisabeth,KronprinzRudolphundErzherzoginGisela,dieSommer inReichenau. ImSommer1859mietetedie kaiserlicheFamilie das ersteMal für sich, fürdie ErzieherinFreiinvonWeldenunddasKammerpersonaldieneueVilladerFamilie Waissnixan.DerzeitgenössischeChronistPfarrerFranzHofbauervermerkte,dass, währenddiekaiserlichenKinderzweiMonate inReichenauverbrachten,auchder KaiserunddieKaiserin für jeweilsmehrereTage inderWoche inderVillawaren. Abgesehen von Jagdaufenthalten kamen erstmit den Sommeraufenthaltender kaiserlichenKinderauchandereMitgliederderMonarchenfamilieHabsburgnach Reichenau.291WieinIschlundMeranlocktedieAnwesenheitderallerhöchsten Habsburger inReichenauweitereFamilienmitgliederan.Beispielsweisebesuchte ElisabethsSchwesterHelenemitihremManndieFamilie1859und1861,ihrBruder KarlTheodorundihreMutterHerzoginLouise inBayernkamenbeide1862.Auch SophieundFranzKarl reisten1859zuihrenEnkelnnachReichenau.292 Umdas Jahr1860hielten sichderAnatomJosefHyrtl undderDermatologe FerdinandvonHebra imThalhof auf. BeideMedizinerbefürwortetendas vom NaturarztVinzenzPriessnitz (1799–1851) inden1820er-JahrenentwickelteWas- serheilverfahren.293BesondersHebravertrauteaufdievielfältigen(erfolgreichen) AnwendungenderWasserkuren.Er setzte sichbeidendamaligenBesitzerndes Thalhofes fürdenBaueinerKaltwasserheilanstalt ein.Vorausschauendwurdedie Kaiservilla alsDependance für dieKurgäste vorgesehen für dieZeit, wenndie kaiserlichenKindernichtmehr inReichenaudenSommerverbringenwürden. 290 Kos,1984,S.67,94–97; Julius,1858,S.41,94. 291 Pap,2015,S.156–157,160–161,183. 292 Ebenda,S.162,174,129,194–196;Toplitsch,2005,S.60. 293 Krauss,Wolfgang:ÜberdasWasser inderMedizin, in:Mattl-Wurm,Sylvia;Storch,Ursula (Hg.): DasBad.KörperkulturundHygiene im19.und20. Jahrhundert,Wien1991,S.25–26. https://doi.org/10.7767/9783205213741 | CC BY-NC 4.0 © 2021 by Böhlau Verlag Ges.m.b.H. & Co. KG, Wien, Zeltgasse 1, A-1080 Wien