Seite - 141 - in Habsburg als Touristenmagnet - Monarchie und Fremdenverkehr in den Ostalpen 1820–1910

Reiseführer 141 auchdieVeränderungender InformationeninderReiseliteratursindeinIndikator fürdieEntwicklungeinesKurortes.558 DiegesamteReiseliteratur,dasheißtReiseberichteundReiseführer, enthielten zweckdienlicheAusführungen,diezurNachahmungdesErlebtenanregensollten. DieseSchriftenwaren jedochabhängigvondenUmständen,unterdenensieent- standenwaren,wieReisemotivoderLiteraturtradition.DieAnfangdes19.  Jahrhun- dertsnochvorherrschendenReiseberichtewurdennachderMittedesJahrhunderts immermehrabgelöstdurchentpersonalisierteReiseliteratur.Währendineinem ReiseberichtderAutorseineErlebnisseerzählteundsozurNachahmunganimierte, warenReiseführerunpersönlichergehalten:Sievermitteltenvorallempraktische Informationen.Mitdem„Baedeker“ (ab1832)wurdedieFunktionsänderungdes Reiseführersdeutlich.ErrichtetesichmitdemzunehmendenTourismus immer mehrandieAllgemeinheit,nichtmehraneinenbestimmtenReisenden.Erholung undVergnügengenügtenalsZweckeinerReise, umsie gesellschaftlich zu legi- timieren.DerWandelvomReiseberichtzumReiseführer ist symptomatisch für dieVeränderungen imFremdenverkehr.Die früherenReiseberichtewurdenals Ersatz füreigeneReiseerfahrungengelesen,währendspäter,mitderZunahmedes Fremdenverkehrs,konkreteundpräziseRatgebermitzweckdienlichenHinweisen benötigtwurden.559 DiemodernenReiseführerderFallbeispielorteunterscheidensich, inhaltlich aktualisiert,kaumvonjenenum1900.DasdamaligePublikuminteressiertesich folglich fürdieselbenInformationenübereinenOrt.DieheutigenKonsumenten vonReiseberichtenundReiseführernhaben typischerweise einenhöherenBil- dungsstandundsindauffälligaktiv.DiemeistenerwartenvoneinemAufenthalt inderFremdeErlebnis,BildungundAktivität.UmdieseWünsche inunbekann- temRaumzuerfüllen, sindverschiedenste InformationenvonBelang.Siegelten als touristischeGebrauchsanweisungundgehörendeshalb inReiseführer,dieals SachbüchereineFüllevonInformationen,Abhandlungen,FaktenundMesswerten übereinReisezielvereinen.Reisende,diecharakteristischerweisebildungs-und besichtigungsmotiviert sind,erhaltensomit Informationenzur lokalenGeschichte, derBevölkerungundihrerKultursowiezuverschiedenstenregionalenEigentüm- lichkeiten.DieKonzentrationdieserThemenentsprichtdemdurchschnittlichen Aufwand,deneinTouristbetreibt,umsichmiteinemReiseziel auseinanderzuset- zen.DaeineReisemeistalsverdientempfundenwirdundsie legitimiertwerden 558 Nowack,2006,S.25. 559 Ebenda;Gorsemann, Sabine: Bildungsgut und touristischeGebrauchsanweisung. Produktion, AufbauundFunktionvonReiseführern,Münster/NewYork1995,S.44;Lauterbach,Burkhart: BaedekerundandereReiseführer.EineProblemskizze, in:ZeitschriftfürVolkskunde85(1989), S.213–214. https://doi.org/10.7767/9783205213741 | CC BY-NC 4.0 © 2021 by Böhlau Verlag Ges.m.b.H. & Co. KG, Wien, Zeltgasse 1, A-1080 Wien