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Wien und die jüdische Erfahrung 1900-1938 - Akkulturation - Antisemitismus - Zionismus
Seite - 369 -
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Bettina Riedmann Arthur Schnitzler Facetten einer jüdisch-österreichisch-deutschen Identität Im Dezember 1908 erhielt Arthur Schnitzler einen Brief einer Frau Leonie Meyerhof- Hildeck, die sich bei ihm erkundigte, in welchem seiner Werke außer im Weg ins Freie er „jüdische Probleme, Personen und Verhältnisse behandelt habe“. In seinem Ant- wortbrief drückt sich Schnitzlers Widerwillen gegen eine Betrachtungsweise sehr deut- lich aus, die das Hauptaugenmerk ausschließlich auf jüdische Aspekte seines Romans und seines gesamten Œuvres richtet. Als Meyerhof-Hildeck sich mit dieser Antwort nicht zufriedengab und offenbar noch einmal eine konkrete Aufzählung von Titeln bzw. Figuren erbat, erwiderte Schnitzler : „Wenn ich alle meine Arbeiten revue passieren lasse, so finde ich doch nur sehr wenige Personen, die ganz direkt als Juden gekennt- zeichnet [ !] sind. Mir fällt der Kassier Kohn aus ‚Freiwild‘ und der Zauberer Marco Polo aus der Novelle ‚Die Weissagung‘ ein. Von weitem wird wohl auch auf andre an- gespielt, meines Erinnerns in ‚Leutnant Gustl‘ und vielleicht auch anderswo. Doch von manchen, denen der Meldezettel nicht mitgegeben wurde, weiß ich trotzdem ziemlich sicher, daß sie Juden sind. Der Arzt, der nur im ersten Akt des ‚Vermächtnisses‘ auftritt, ist gewiß einer, im ‚Märchen‘ dürften mehrere der jungen Leute Juden sein, in der ‚Lie- belei‘ schätz ich den Theodor auf Halbblut, Fritz halt ich für einen Christen. Albertus Rhon im ‚Zwischenspiel‘ ist sicher ein Jude. Amadeus nicht. Cäcilie stammt gewiß von Juden ab. Julian Fichtner im ‚Einsamen Weg‘ halte ich gleichfalls für einen Juden. Doch dürfte er getauft sein. Von Herrn von Sala glaub ich zu wissen, daß seine Großmutter väterlicherseits eine Jüdin war. Anatol ist trotz vieler gegenteiliger Behauptungen kein Jude, wenn auch einige Tropfen dieses ganz besondern Saftes durch seine Adern rinnen mögen. Im übrigen sind alle diese Mitteilungen mit Vorbehalt entgegenzunehmen. Manche von den Herrschaften habe ich schon lange nicht gesehn, andre vielleicht nie so bis ins Innerste gekannt, wie es meine Schuldigkeit gewesen wäre.“ Arthur Schnitzler, Briefe Bd. I : 1875–1912, hg. von Therese Nickl und Heinrich Schnitzler, Frankfurt am Main 1981, 7.12.1908, S. 583 (an Leonie Meyerhof-Hildeck). Ebd. 15.12.1908, S. 585f. (an Leonie Meyerhof-Hildeck).
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Wien und die jüdische Erfahrung 1900-1938 Akkulturation - Antisemitismus - Zionismus
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Wien und die jüdische Erfahrung 1900-1938
Untertitel
Akkulturation - Antisemitismus - Zionismus
Autor
Frank Stern
Herausgeber
Barabara Eichinger
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2009
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-78317-6
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
558
Kategorien
Geschichte Historische Aufzeichnungen

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorwort XI
  2. Einleitung. Wien und die jüdische Erfahrung 1900–1938 XII
  3. Was nicht im Baedeker steht Juden und andere Österreicher im Wien der Zwischenkriegszeit 1
  4. Jüdische Lebenserinnerungen. Rekonstruktionen von jüdischer Kindheit und Jugend im Wien der Zwischenkriegszeit 17
  5. Antisemitismus 1900–1938. Phasen, Wahrnehmung und Akkulturationseffekte 39
  6. „Hinaus mit den Juden !“ Von Graffiti und der Zeitung bis zur Leinwand 59
  7. Generationenkonflikte. Die zionistische Auswanderung aus Österreich nach Palästina in der Zwischenkriegszeit 71
  8. Die Stimme und Wahrheit der Jüdischen Welt Jüdisches Pressewesen in Wien 1918–1938 99
  9. Die israelitischen Humanitätsvereine B’nai B’rith für Österreich in der Zwischenkriegszeit und ihr Verhältnis zur „jüdischen“ Freimaurerei 115
  10. Tempel, Bethäuser und Rabbiner 131
  11. Die Geschichte der Ausbildung von Rabbinern in Wien seit dem 19. Jahrhundert 143
  12. Martin Bubers Weg zum Chassidismus 155
  13. Die jiddische Kultur im Wien der Zwischenkriegszeit und ihre Positionierungen in Bezug auf Akkulturation, Diasporanationalismus und Zionismus 175
  14. „Wenn Dich drückt der Judenschuh“. Blicke in die moderate Wiener Moderne 197
  15. Karl Kraus and Gustav Mahler Imagine the „Jews“ 217
  16. Antisemitisch-misogyne Repräsentationen und die Krise der Geschlechtsidentität im Fin de Siècle 229
  17. „Being different where being different was definitely not good“ Identitätskonstruktionen jüdischer Frauen in Wien 257
  18. „Jeder Sieg der Frauen muss ein Sieg der Freiheit sein, oder er ist keiner“ Jüdische Feministinnen in der Wiener bürgerlichen Frauenbewegung und in internationalen Frauenbewegungsorganisationen 277
  19. Gender and Identity. Jewish University Women in Vienna 297
  20. From White Terror to Red Vienna : Hungarian Jewish Students in Interwar Austria 307
  21. Feuilletons und Film. Béla Balázs – ein Dichter auf Abwegen 325
  22. Die Zukunft und das Ende einer Illusion – Sigmund Freud und der Erfolg der Psychoanalyse in den Zwanziger- und Dreißigerjahren 343
  23. David Vogel : Love Story in Vienna or the Metropolis 355
  24. Arthur Schnitzler. Facetten einer jüdisch-österreichisch-deutschen Identität 369
  25. Mit einem ›e‹. Zwischen Diaspora und Assimilation Ein Streit unter Freunden : Joseph Roth und Soma Morgenstern 385
  26. Jüdisches Leben im Wiener Fin de Siècle. Performanz als methodischer Ansatz zur Erforschung jüdischer Geschichte 399
  27. Felix Salten. Zionismus als literarisches Projekt 419
  28. „Schund“, „Jargon“ und schöner Schein Jüdische Erfahrung/en im jüdischen Theater 427
  29. Imago und Vergessen. Wienbilder und ihre unsichtbaren Urheber 439
  30. Frau Breier aus Gaya meets The Jazz singer Zwischen Bühne und Leinwand, Wien und New York 463
  31. Österreichische Filmmusik in Hollywood – eine Annäherung 483
  32. Personenregister 491
  33. Sachregister 503
  34. Biografien 519
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