Seite - 4 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Wien und Niederösterreich, 1. Abteilung: Wien, Band 1
Bild der Seite - 4 -
Text der Seite - 4 -
kahle, runde Hundsheimcrbcrg, cm würdiger Abschluß des langen, schmalen Leithagebirgcs,
welches durch eine weite Strecke die Grenze Nicderösterreichs und Ungarns bildet und durch
den Gcbirasstock des Wechsels mit den Alpen zusammenhängt.
Wien selbst, weit sich breitend und jetzt durch sein Häufermeer ein eugvcrbundenes
Ganzes, steht auf den Hängen, welche von dem Kahlen- und Lcopoldsberg und von den
andern Kuppen abfallen, die nns mit ihrem saftigen Grün in die Fenster blicken, und hinter
diesen ersten Hügelreihen gibt es noch ein weites hügeliges Gebiet, das jedes Wiener Kind
sein eigenes liebstes Gehege nennt, den herrlichen Wienerwald, Rauschende Eichen bestände,
von grünen Wiesenthälern und rieselnden Quellen unterbrochen, bald sich erhebend, bald
sich senkend, drängen bis an die Stadt, bis zur Donau sich heran; dann folgt die Zone
der Buchen, dann jene der Tannen- und Fichten-Regionen — und allniälig verbindet sich
unser Wienerwald mit dem Hochgebirge der Alpen, diesem Rückgrat Central-Europas, das
im Westen auf französischem Boden beginnt nnd im Osten in unserem hohen Tchneeberg,
der so stolz auf Wien herabschaut, sein letztes weißes Haupt erhebt.
Zwischen den Gebirgszügen nördlich der Donau breitet sich das reiche Marchfeld
aus mit seinen wogenden Kornfeldern und südlich liegt das Wiener Becken, diese schöne
bergumschlossene Niederung, in welcher fruchtbarer Boden, rauschende Bäche, sumpfiges
Haidelaud nnd dichte Feldgehölze in bunter Mannigfaltigkeit einander ablösen. Zwischen
diesen beiden Ebenen strömt maicstätisch die Donau hindurch und bildet Inseln und weiße
Schotterbänkc uud fast undurchdringliche Auwälder — ein mannigfaltiges wildes Gebiet
nahe der Weltstadt!
So erhebt sich inmitten eigenthümlicher Contraste, Zwischen hochcnltivirtcn Land-
strichen und dunklen Forsten, umgeben von einem Kranze reizender Gärten und blinkender
Landhäuser unser Wien, die alte ruhmreiche Kaiserstadt mit ihrem hochragenden Stefans-
thurm, einem Stück Weltgeschichte, und um ihn hermn legen sich ehrwürdige graue
Gebäude uud ein marmorner Ring von modernen Prachtbauten, die großen Vorstädte
und die langgedehnten Vororte, immer mehr und mehr angebautes, fruchlreichesLand in ihr
Häusermeer hineinschliugend: Schöpfungen einer neuen Zeit und eines regen Fortschrittes.
Nahe der Donau in deu grünenden Prateraueu erglänzt die hohe Kuppel der
Rotunde, ein Wahrzeichen des nenen Wien, wie es der Stefansthurm des alten ist.
Stefansthurm und Rotunde, Marksteine in unserer Geschichte, künden weithin leuchtend
dem Wanderer die Lage Wiens, dieser Metropole an der blaneu Donau zwischen Ost
imd West, wo Nationen aneinander grenzen und Natur nnd Völkerlebeu einen großen
Stapelplatz der Cultur für Gegenwart und Zukunft geschaffen haben.
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Wien und Niederösterreich, 1. Abteilung: Wien, Band 1
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Wien und Niederösterreich, 1. Abteilung: Wien
- Band
- 1
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1886
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 16.13 x 22.72 cm
- Seiten
- 348
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch
Inhaltsverzeichnis
- Landschaftliche Lage Wiens 3
- Zur Geschichte Wiens 5
- Wiens architektonische Entwicklung 51
- Wiener Volksleben 91
- Die Musik in Wien 123
- Die deutsche Literatur in Wien und Niederösterreich 139
- Das Wiener Schauspiel 169
- Malerei und Plastik in Wien 205
- Wiener Kunstindustrie 263
- Voltswirthschaftliches Leben in Wien 277