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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Wien und Niederösterreich, 1. Abteilung: Wien, Band 1
Seite - 73 -
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73 Schon bei Müllers Lerchenfcldcr Kirche kommt diese Thatsache zu erfreulichem Aus- druck. Vergleicht man sie mit den Wiener Kirchenbauten der unmittelbar voraufgchcnden Epoche, z. B. mit der von Rö'sner errichteten Johann es kirche in der Praterstraße (1842 bis 1845) und der evangelischen Kirche in Gumpcndorf von L. Förster und Theophil Freiherr von Hansen (1846 bis 1849), so erhellt, daß weniger die Wahl des Stils als vielmehr dessen Handhabung das Werk Müllers als bahnbrechend kennzeichnet. Auch in jenen Bauten haben altchristliche Vorbilder, byzantinische und romanische, bestimmend eingewirkt, jedoch ohne durchschlagenden Erfolg. An dem Bau der Gumpen- dorfer Kirche, welcher mit geringfügigen Mitteln ausgeführt werden mußte, gewährt das Äußere wenigstens den Eindruck schlichter Strenge; der Außenbau der Kirche in der Praterstraße dagegen ist in manchen Punkten von einer geradezu dilettantenhaften Unbehilflichkeit; einzelne hübsche malerische Wirkungen des Innern, selbst Führichs gediegener, leider in ewige Nacht gebannter Wandgemäldecytlus können uns darüber nicht hinwegtäuschen. In Müllers Werk athmet ein wahrhaft künstlerischer Geist; es ist die Schöpfung einer jugendfrischen Phantasie, die durch das Studium der italienischen Kunst des Mittelalters ihre Kräfte nährte. Das Äußere, leider noch kein reiner Materialbau, hat den Charakter anspruchsloser Zierlichkeit; im Innern laßt der Meister seine Bogen rhythmisch wechseln und geht nach südländischer Art vor Allem auf die Herstellung einer schön gegliederten Räumlichkeit aus, iu welcher mouumeutale und deeoratiue Kunst weiten Spielraum zu glänzender Entfaltung finden, Führich und van der Null mit ihren Genossen hatten hier Gelegenheit, ihr Talent zu bewähren. Das Ganze mag hinter einzelnen Münchener Schöpfungen der Epoche Ludwigs I. an Ernst und Formenstrenge vielleicht zurückstehen, an Phantasie und Reiz ist es ihnen bedeutend überlege». Die neueren Kirchenbauten Wiens, deren Betrachtung hier gleich anzureihen ist, sind von Müllers Bau mannigfach verschieden in der Wahl des Stils: die meisten gothisch, andere byzantinisch; vereinzelt zeigt sich ein Versuch iu Basilikenform. Aber ein gemeinsamer Zug lebt in ihnen allen: der Drang nach freier Bethätigung der künstlerischen Eigenart und des heimischen Volksgeschmackes. Nichts ist bezeichnender für diese Wahrnehmung als die geniale Beweglichkeit, mit welcher Friedrich Freiherr von Schmidt, der hervor- ragendste Meister auf dem Gebiete der Kirchenbaukunst unserer Tage, der Tombaumcister und Rcstaurator von St. Stefan, den streng und fest gegliederten Organismus der gothischen Bauweise den Bedürfnissen von Zeit und Örtlichkeit anzupassen wußte. Jede seiner zahlreichen Kirchcnbauten: die Lazaristentirche an der Mariahitferlinie, die Kirche in der Vorstadt Weißgärber mit ihrem schlank gewachsenen Thurm, die trefflich für ihre Situation berechnete Pfarrkirche in der Brigittenau, die Fünfhaufer Kirche, die Kirche der Lazaristen in Wahriug — wir haben hier nur die für Wien ansgeführten zu verzeichnen —
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Wien und Niederösterreich, 1. Abteilung: Wien, Band 1
Titel
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Untertitel
Wien und Niederösterreich, 1. Abteilung: Wien
Band
1
Herausgeber
Erzherzog Rudolf
Verlag
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Ort
Wien
Datum
1886
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
16.13 x 22.72 cm
Seiten
348
Schlagwörter
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Kategorien
Kronprinzenwerk deutsch

Inhaltsverzeichnis

  1. Landschaftliche Lage Wiens 3
  2. Zur Geschichte Wiens 5
  3. Wiens architektonische Entwicklung 51
    1. Römische Baudenkmale 51
    2. Mittelalterliche Baudenkmale 52
    3. Baudenkmale des XVI. bis XVIII. Jahrhunderts 62
    4. Die Wiener Architektur des XIX. Jahrhunderts 70
  4. Wiener Volksleben 91
  5. Die Musik in Wien 123
  6. Die deutsche Literatur in Wien und Niederösterreich 139
  7. Das Wiener Schauspiel 169
  8. Malerei und Plastik in Wien 205
    1. Vom Mittelalter bis zur Neuzeit 205
    2. Das XIX. Jahrhundert 228
  9. Wiener Kunstindustrie 263
  10. Voltswirthschaftliches Leben in Wien 277
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