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spielen. Später wird ihm Josef II., der große Kaiser und gute Musiker, ein aufrichtiger
Beschützer. Auf seine Anregung schreibt Mozart für Wien die „Eutführung aus dem
Serail" und wird damit der eigentliche Schöpfer der deutschen Oper; Wieu aber,
das gleich den übrigen deutschen Residenzen bishin die Oper nur in italienischer Sprache
cultioirt hatte, der Ausgangspunkt der nationalen deutschen Operumusik. Vergessen wir
auch nicht, was sein talentvoller, wenngleich miuder bedeutender Zeitgenosse, der Wiener
Karl von Dittersdorf im heiteren Singspiel geleistet; „Doetor uud Apotheker" hatte
sich als Lieblingsoper bald in ganz Deutschland festgesetzt. Die kurze Lebenszeit von zehn
Jahren, die unserem Mozart seit seiner bleibenden Ausiedlung hier (1781) noch vergönnt
war, widmete er vollständig seinem geliebten Wien, das er mit dem ganzen Reichthum
seiner unerschöpflichen Production — Operir, Symphonien, Kirchen- uud Kammermusik —
überschüttete.. Nach der „Entführung" machten von Wien aus „Figaros Hochzeit",
„<ÜoL, ldu wtw", die „Zauberflöte" ihren Weg in die Welt. Seiue Clavierconcerte spielte
Mozart zuerst in Wien, in den Akademien, die er als fleißiger Üoncertgeber theils im
Augarten, theils im Gasthaus zur „Mehlgrubcn". im Trattner'schen Saal am Graben oder
auch im Nurgtheater gab. Er war der erste große Virtuose, der das Fortepiano in der
durch Andreas Stein concertfähig gewordenen Form regelmäßig benutzte und dadurch
ganz eigentlich die Ära öffentlicher Clavierconcerte im großen Stil begründete.
Im November 1792 rückte der 22jährige Ludwig van Beethoven in Wien ein.
Ein österreichischer Erzherzog, Sohn der großen Maria Theresia. Kurfürst Max Franz
in Bonn, hatte den talentvollen Jüngling zur weiteren Ausbildung in der Mnsik nach Wien
geschickt, ein österreichischer Caualier, Graf Waldstcin, hatte für ihn die Mittel zur Reise
und zum Aufenthalt in Wien erwirkt. In Beethovens frühesten Anfängen find fomit, ehe
er noch Österreichs Boden betrat, schon österreichische Mächte schützend und fördernd thätig
gewesen. Wien besaß damals in Josef Haydn den größten Tondichter seiner Zeit, in
Johann Georg Albrechtsberger den berühmtesten Musittheoretiker — unter den Augen
dieser Meister dachte der junge Beethoven einige Studienjahre zuzubringen. Aber die
magische Anziehungskraft Wiens bewährt sich auch an ihm; sie halt ihn fest, nm ihn nicht
wieder loszulassen aus dem Bauu des Stefansthurmes Anfangs wurde er hier als Virtuose
höher geschätzt denn als Compouist, Wie in den Achtziger-Jahren Mozart, so ist in den
Neunziger-Jahren Beethoven das glänzende Meteor unter den Wiener Clavierspielern. Bald
erhebt sich der Tondichter zu noch viel erstaunlicherer Höhe. Wien hat alle seine großen
Werte zuerst besessen und genossen. So fest wurzelte Beethoven im Wiener Boden, daß
er zeitlebens keine Anstalt machte, seine Vaterstadt Bonn wiederzusehen. Er liebte Österreich
und die Österreicher, unter denen er volle 35 Jahre gelebt hat und denen er angehört
mit seiner Kunst. Diese Beethoven'sche Kunst, in noch viel strengerem Sinne deutsch als
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Wien und Niederösterreich, 1. Abteilung: Wien, Band 1
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Wien und Niederösterreich, 1. Abteilung: Wien
- Band
- 1
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1886
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 16.13 x 22.72 cm
- Seiten
- 348
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch
Inhaltsverzeichnis
- Landschaftliche Lage Wiens 3
- Zur Geschichte Wiens 5
- Wiens architektonische Entwicklung 51
- Wiener Volksleben 91
- Die Musik in Wien 123
- Die deutsche Literatur in Wien und Niederösterreich 139
- Das Wiener Schauspiel 169
- Malerei und Plastik in Wien 205
- Wiener Kunstindustrie 263
- Voltswirthschaftliches Leben in Wien 277