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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Wien und Niederösterreich, 1. Abteilung: Wien, Band 1
Seite - 140 -
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140 Die geistliche Literatur des XII. Jahrhunderts ist im Donauthalc nicht ursprünglich, sondern aus fremden Einflüssen erwachsen. Diese Einflüsse kamen zuvörderst aus Mitteldeutschland und Franken, wo sich die geistliche Dichtung in deutscher Sprache zuerst aus der Predigt cutwickelt hatte. Sie kamen aber auch ans dem Süden, aus Kä'rntcn, wo sich gleichfalls im Anschlüsse an dieLiturgie nud unabhängig von der modernen französischen Theologie eine mehr nationale Richtung der geistlichen Poesie herausgebildet hatte. Das Donauthalsah feineÄufgabe darin, zwischen beiden Richtungen zu vermitteln. Manvereinigte Denkmäler sowohl der fränkischen, als der kärntnerischen Literatur in den Handschriften. Man nahm eine poetische Behandlung des ersten Buches Moses, die sogenannte Kärntner Genesis, zwar noch auf, aber man bearbeitete sie in so freier Weise, daß die moderne französische Theologie und die fränkische geistliche Dichtung fast mehr Antheil daran haben als das zu Grunde gelegte Original. Man gab sich aber weiter nicht mehr die Mühe, eine kärntnerische Bearbeitnng des zweiten Buches Moses uoll weltlichen und aristokratische» Sinnes umzuarbeiten, sondern man setzte einen „Moses" eigener Arbeit voll schwer ver- ständlicher Gelehrsamkeit und mystisch-allegorischer Dentuugssucht an ihre Stelle, welchen ein anderer Verfasser wieder dnrch die Geschichte Bileams ergänzte. Ebenso spitzfindig, aber ganz im Sinne der damaligen Theologie handelte die Melker Klansnerin Frau Aua von den sieben Gaben des heiligen Geistes, welche sie mit den Bestandtheilen des mensch- lichen Körpers nnd Geistes in Parallele brachte, uud uon Themen wie der Antichrist und das jüngste Gericht, welche in Mitteldeutschland wiederholt behandelt worden waren; aber ihre kunstlose Manier und ihr ärmlicher Stil ziehen weniger an als die Naivetät, mit welcher sich hier »ud da die Weiblichkeit verräth. Der Einfluß der französischen Theologie danerte fort nnd nahm zu, die Werke ihrer bedeutendsten Vertreter findet man noch hente in vielen Abschriften der österreichischen Klosterbibliotheken, Auch die Gegner derselben, wie der Verfasser des „Anegengc", welcher die Schöpfung der Welt, den Snndenfall uud die Erlösung in stilistisch uud metrisch gewandten, poetisch aber werthlosen Versen behandelt, konnten sich ihrem Einflüsse nicht entziehen. Selbst die erzählende Dichtung und die Legende entbehren selten des theologischen Lehrzweckes nnd auch das alte Spiel mit der Siebenzahl, mit geistlichen Ausdeutungen körperlicher Dinge ic. dauert fort. Den Stoff zur erzählenden Dichtung lieferten hauptsächlich das Leben des Täufers Johannes uud Bruchstücke aus dem Leben Christi. Ist es bloßer Zufall, daß man den Ausdrnck tiefen Schuldbewußtseins und der reuigen Zerknirschung, der sich anderwärts so häufig vernehmen läßt, in Niederösterreich gänzlich vermißt uud höchstens einer rhetorisch überhäuften Predigt begegnet, welche ihren Zuhörern die Hölle heiß zu machen sucht? Dichternamen sind nur wenige auf uns gekommen, ein Priester Arnold hat in einem abstrus zusammengewürfelten Gedichte von der Siebenzahl und noch allen möglichen
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Wien und Niederösterreich, 1. Abteilung: Wien, Band 1
Titel
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Untertitel
Wien und Niederösterreich, 1. Abteilung: Wien
Band
1
Herausgeber
Erzherzog Rudolf
Verlag
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Ort
Wien
Datum
1886
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
16.13 x 22.72 cm
Seiten
348
Schlagwörter
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Kategorien
Kronprinzenwerk deutsch

Inhaltsverzeichnis

  1. Landschaftliche Lage Wiens 3
  2. Zur Geschichte Wiens 5
  3. Wiens architektonische Entwicklung 51
    1. Römische Baudenkmale 51
    2. Mittelalterliche Baudenkmale 52
    3. Baudenkmale des XVI. bis XVIII. Jahrhunderts 62
    4. Die Wiener Architektur des XIX. Jahrhunderts 70
  4. Wiener Volksleben 91
  5. Die Musik in Wien 123
  6. Die deutsche Literatur in Wien und Niederösterreich 139
  7. Das Wiener Schauspiel 169
  8. Malerei und Plastik in Wien 205
    1. Vom Mittelalter bis zur Neuzeit 205
    2. Das XIX. Jahrhundert 228
  9. Wiener Kunstindustrie 263
  10. Voltswirthschaftliches Leben in Wien 277
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