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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Wien und Niederösterreich, 1. Abteilung: Wien, Band 1
Seite - 144 -
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144 wiederum zum Theile ans Fraurninnnd geflossen sind, jener in Nachahmung der Franzosen und Provcnzalen am Rheine begründeten, zwar knnstrcichercn, aber auch kälteren und farbloseren Richtung gegenüber. Erst Reinmar von Hagenau, wie es scheint ein Elsässer, welcher nachmals am Hofe Leopold des Tugendhaften dichtete, hat jene fremde Kunst nach Österreich verpflanzt und rafch bis zum Manierirten entwickelt. Ihn verehrt als seinen Lehrer Walthcr von der Vogelweioe; aus ritterlichem Geschlechte, aber ein Fahrender, welcher in Österreich fingen und fagen lernte uud wiederholt am österreichischen Hofe lebte. Er verbindet die Vorzüge der in Niederösterreich heimischen Knust mit denen der fremden, welche er von Reinmar erlernt hat. Er vereinigt das Volksthümliche mit dem Conventionellen, die Natnr mit der Knust. Er ist nicht blos geistreich wie fein Lehrer und will nicht blos geistreich sein wie dieser: er ist anch gefühlvoll. Er verknüpft nach der Weise des altheimischen Minnesanges das Naturgefühl wieder mit der Liebesemvfiuduug, von welcher es die rheinische Lyrik getrennt hatte. Er sucht wie Rcinmar das Ttiluolle, aber ohne auf das Individuelle, Bestimmte und Siunliche zu verzichten, Seinem monotonen Lehrer gegenüber sehen und hören wir ihn nnanfhörlich in wechselnder Gestalt, und er ist nicht weniger bnnt in der Form als unerschöpflich in dem Inhalte seinerLieder. Das höfische Liebcsleid, das couueutiouelle Tranern um die Geliebte füllt ihn uicht aus, sein Vlick ist auf das Ganze, anf seiu Vaterland, auf das Wohl der Menschheit gerichtet. Er gehört zu den größten Lyrikern, welche das Mittetalter hervorgebracht hat. Walther war nicht blos Liederdichter sondern er war auch Spruchdichtcr und unr als solcher hat er Zchulc gemacht. Am österreichischen Hofe dichteteu noch iu der ersten Hälfte des XIII. Jahrhunderts ein Bruder Weruher, ein Herr Pfeffcl, sowie ein rheinischer Ritter Reinmar von Zweter; vielleicht hat auch der Maruer noch in Österreich von Walther gelernt. Der ideale Minuegesang dagegen fand nach Walthcr in Niederösterreich keinen bedeutenden Vertreter mehr. Die auf ihu folgende Lyrik entwickelte vielmehr die voltö- thümlicheu Elemente, auf deuen Walthers Dichtung fußte, und welche mm ganz die Oberhand gewannen. Im Anschlüsse an das volksmäßige Tanzlied entstand jetzt die sogenannte höfische Dorfvoesic, Begründer uuo bedeutendster Vertreter dieser Richtung ist ein baierischcr Ritter Neidhart von Reucnthal, der am Hofe Friedrichs des Streitbaren dichtete. Die Scene dieser Dichtung ist das Dorf; der ritterliche Dichter tritt unter den Bauern auf uud betheiligt sich an ihren Liebes- und Raufhäudelu. Die Voraussetzung ist ein durch Reichthum uud Macht übermüthig gewordener Bauernstaud. Gegenstrophcn gegen die Neidhart'fchen Lieder gingen unmittelbar aus den Baucrnkrcisen hervor, welchen die Gabe kecker Improvisation damals schon zu eigen war. Sie schloffen sich wie ihre Vorbilder unmittelbar an die Tanzmusik an, als deren Sitz hier zum ersten Male Wien erscheint, wo damals auch der Tannhäuser, ein lustiger Fahrender, seine übermüthigen,
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Wien und Niederösterreich, 1. Abteilung: Wien, Band 1
Titel
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Untertitel
Wien und Niederösterreich, 1. Abteilung: Wien
Band
1
Herausgeber
Erzherzog Rudolf
Verlag
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Ort
Wien
Datum
1886
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
16.13 x 22.72 cm
Seiten
348
Schlagwörter
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Kategorien
Kronprinzenwerk deutsch

Inhaltsverzeichnis

  1. Landschaftliche Lage Wiens 3
  2. Zur Geschichte Wiens 5
  3. Wiens architektonische Entwicklung 51
    1. Römische Baudenkmale 51
    2. Mittelalterliche Baudenkmale 52
    3. Baudenkmale des XVI. bis XVIII. Jahrhunderts 62
    4. Die Wiener Architektur des XIX. Jahrhunderts 70
  4. Wiener Volksleben 91
  5. Die Musik in Wien 123
  6. Die deutsche Literatur in Wien und Niederösterreich 139
  7. Das Wiener Schauspiel 169
  8. Malerei und Plastik in Wien 205
    1. Vom Mittelalter bis zur Neuzeit 205
    2. Das XIX. Jahrhundert 228
  9. Wiener Kunstindustrie 263
  10. Voltswirthschaftliches Leben in Wien 277
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