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Non dei Plastik des Roumnismu« ist un« in Wien äußerst wenig überliefert, T>a«
sogenannte Niesenthor mit dem Tympanonrelief des thronenden Saluator zwischen zwei
Engelgestalten bekundet den ideal-kirchlichen Zl.il der Zeit mit antiken Reminiscenzen in
der Draperie, während die Ornamentik der Wandsäulchen die Motive des germamsch-
barbarischen Flechtwerkstils znr Schau trägt, wie Ähnliche« im den Kirchenbaute» von
St, Jak in Ungarn, Wiener-Neustadt und Hciligcnkreuz zu Tage tritt, Non der Kleinkunst
und Miniaturmalerei Wiens jener fernen Zeit haben wir keine Proben, doch nahmen an
der Huldigung der Wiener Bürger unter Leopold dem Glorreichen bereits Goldschmiede und
andere Kunsthandwerker theil. Dagegen scheint zur Zeit der gothischen Stilblüte, also schon
im XIV. Jahrhundert, die Miniaturmalerei in unserer Stadt bereits hervorragende Ver-
treter gehabt zu haben, Einer der bedeutendste» war wohl Han« Sachs, Herzogs Albrecht
(mit dem Zopfe) Maler, der mn 138N bis 1390 als begüterter Bürger «orlommt und wahr-
scheinlich der Urheber des in der I. t, Hosbibliothek bewahrten prächtigen Codez des
Itlltion^Ie 6ivinoi-um nMcioruin des Durandus fein dürfte, welches für jeuen Herzog
und Wilhelm IV. gemalt wurde. Andere Meister jener Periode, deren Werke wir jedoch
nicht kennen, waren Heinrich Vaschang, Friedrich Steinseher, Hosmaler Herzog« Leopold
um 1375, Jakob Grün, der »nch im Rathe Sitz hatte und zu jener weitverbreiteten
Bruderschaft des heiligen Christus vom Arlberg gehörte, in deren Ocdenkouch überhaupt
eine Anzahl Wiener Maler durch ihre Wappen vertreten sind. Von Kaspar Duntelsteiner,
um 1420, habeu wir »och sein Testament, in dem er unter Anderem über seine Farben
und Malgeräthschaften verfügt, Lchon 1410 erhielten die Wiener Maler, zu deren
St, Lukaszeche auch (wie an anderen Orte») die Goldschmiede und sonstige Kunstgeweihe
gehörten, ein Gesetzluch, das Maler-Necht, welches, später mehrmal« erneuert, sie in
geistliche Maler und sogenannte Schilter trennte; die letzteren hatten ihren Namen von
den Schilden, welche sie, sowie Lanzen, Fahnen, Pferdedecke» für Turniere und dergleichen,
mit farbigem Schmuck zu verziere» hatten, Meister Hhlvrant der Schiller wird 1349
erwähnt. Die Schulter- (einst Schillergaffe) erinnert heute noch an ihren Wohnplah, die
meisten der „geistlichen", also eigentlichen Kunstmaler licllen die Stiauchgasse als ihren
Wohnort. Von der Kunstfertigkeil der Ersteren geben u»s einige sogenannte Todten-
(Gedächtniß-)schilde, die einst in der Ttefanskirche hingen, einen Begriff. Neben solchen
kleineren Arbeiten blühte aber auch das Fresko, denu in der schöne» Beschreibung, welche
Äneas Syloiu» »on dem Wien des XV. Jahrhundert« gibt, gedenkt er bereit« der vielen
bemalten Fanden der Wohnhäuser,
Älteste Tafelbilder der Wiener Meister, von denen einige die kaiserliche Galerie
befitzt, zeigen den Einfluß der idealistischen Schule von Köln mit zarte», blassen Gesichtchen,
goldenem Hintergrund und naiver Andeutung des Körperlichen, sowie der Natur und
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Wien und Niederösterreich, 1. Abteilung: Wien, Band 1
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Wien und Niederösterreich, 1. Abteilung: Wien
- Band
- 1
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1886
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 16.13 x 22.72 cm
- Seiten
- 348
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch
Inhaltsverzeichnis
- Landschaftliche Lage Wiens 3
- Zur Geschichte Wiens 5
- Wiens architektonische Entwicklung 51
- Wiener Volksleben 91
- Die Musik in Wien 123
- Die deutsche Literatur in Wien und Niederösterreich 139
- Das Wiener Schauspiel 169
- Malerei und Plastik in Wien 205
- Wiener Kunstindustrie 263
- Voltswirthschaftliches Leben in Wien 277