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die Akademie eine bureaukratische Einrichtung, deren Paragraphensystem znr Ernüchterung
des Kunstschaffens noch das Möglichste beitrng.
Als die verhältnißmähig bedeutendsten Künstler der Epoche haben wir anzuführen
den Historien- nnd Bildnihinaler Hubert Maurer, die eleganten Porträtisteu Ritter von
Lampi (Vater und Sohn) aus Tirol, die Schüler des berühmte» Raphael Meugs
Anton Maron und Martin Knoller, den Nachahmer des Rubens Oelenhainz, den
fingerfertigen Porträtmaler Josef Hickel, von welchem viele gute Bilder des Kaisers
herrühren. Sie alle fuße» noch mehr auf der bisherigen Tradition der Nachahmung
italienischer oder niederländischer Muster, wogegen eine neue französische Strömnng mit
dem jungen Heinrich Füger, zuerst als Porträtist im Miniatureufach. uud verwandten
Meistern hereinbrach. Eben diese Gruppe Künstler folgte der Entwicklung ihrer Ideale
an der Seine anch darin, daß sie in späterer Zeit von der süßlichen Vildnißinalerei des
Rococo zum steifen nnd dabei doch anch schwächlichen Heroencultus im antikisireuden
Geschmacke, zur frostigen Auffassung des Griecheuthums nach dem Beispiele eines David
überging. In der Bildhauerei begegnen uns dieselben Erscheinungen. DieReformenDouuers
und Mefserschmidts erwiesen sich schon bei der nächsten Generation als erfolglos: an die
Stelle reinen Naturstudiums und kräftiger Realistik trat eiu geschniegelt glattes, weichliches
Wesen, welches in den Leistungen der dazumal in höchstem Flor stehenden Wiener
Porzellanfabrik den charakteristischsten Ausdruck finden sollte; dann beherrschte aber auch
hier Alles die Nachahmung des antiken Modells, Meister der ersteren Gattung waren
Grassi und Johann Beyer, der Schöpfer der Gartens!guren in Schönbrunn, bei dessen
Gehilfen sich allerdings noch manches altere barocke Strebe» bekundet, wie z. B, bei
Hagcuaucr, Prokop, Heurici ic. Dem Classicisnius werfen sich völlig in die Arme der
schon genannte Martin Fischer (in seiner späteren Zeit), Franz Zauner, der Meister des
Josef-Monumentes, und Andere. Das Schaffen solcher Künstler nahm stets aus deu letzte«
Erscheinungen des verbleichenden Rococos seinen Ausgang, um endlich ein Ziel zu erreichen,
welches in der Richtung des nnch für Wien (Thesens-Gruppe und Christinen-Denkmal)
sehr wichtigen Antonio Canova deu bedeutendsten Abschluß finden sollte. Die noch späteren
Österreicher der Zeit Kaisers Franz I. haben die letzten Reize des aus dem heiteren
Rococo verbliebenen Kunstgeistes abgestreift uud stellen sich, wie Kießliug, Käßmann,
Schaller, Kliebcr, als trockene Akademiker in ziemlich uucrfreulicher Erscheinung dar. Ans
dem Gebiete der Malerei geht mit ihnen eine Reihe Künstler Hand in Hand, welche
nicht minder über den Horizont des antitisirenden Schulpensnms sich nur selten zu erheben
verstanden, so Josef Abel, Dorffmeister, Pietschmann und Andere.
Zu Ende des vorigen und anfangs des laufenden Jahrhunderts hatte es wohl den
Anschein, als fei die lebendige Beziehung zwischen den bildenden Künsten uud dem
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Wien und Niederösterreich, 1. Abteilung: Wien, Band 1
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Wien und Niederösterreich, 1. Abteilung: Wien
- Band
- 1
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1886
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 16.13 x 22.72 cm
- Seiten
- 348
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch
Inhaltsverzeichnis
- Landschaftliche Lage Wiens 3
- Zur Geschichte Wiens 5
- Wiens architektonische Entwicklung 51
- Wiener Volksleben 91
- Die Musik in Wien 123
- Die deutsche Literatur in Wien und Niederösterreich 139
- Das Wiener Schauspiel 169
- Malerei und Plastik in Wien 205
- Wiener Kunstindustrie 263
- Voltswirthschaftliches Leben in Wien 277