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architektonische» Stil mehr und mehr in den Hintergrund gedrängt hat, ist in erster Linie
Makarts Wirten zuzuschreiben.
Das Porträt bildete die schwächste Seite Uon Matarts Kunst, aber von jeher eine
der stärksten der Wiener Schule. Wir finden es von den realistischen Historienmalern,
auch von einzelnen Genremalern mit Glück gepflegt und durch eine Reihe tüchtiger
Specialisten, trotz der Ungunst der Zeit, zn einem blühenden Kunstzweige entwickelt. Von
den Ersteren seien, außer dem bereits erwähnten Karl Nlaas, der treffliche K. Wurzinger,
ferner der ausgezeichnete Schlachtenmaler Sigmund L'Allemand (Schlacht bei Kolin,
großes Reiterbildniß Londons, Porträt des Grafen Ferdinand Trauttmansdorff-
Weinsberg) und Franz Rumpler hier genannt; von den Letzteren hat vor allen Heinrich
von Angeli als Bildnißmaler der Fürsten und der vornehmen Kreise sich einen Weltruf
errungen (Porträts Seiner Majestät des Kaisers, der Frau Erzherzogin Maria Theresia,
des deutschen Kronprinzenpaares und uicle andere), aus der älteren Generation reihen
wir Aigner, Schrotzbcrg, Raab, aus der jüugeren vornehmlich den gediegenen Eugen Felix
und Victor Stauffcr, einen Schüler Canons, hier an.
So wie der greise Amerling für das Porträt ein lebendiges Band zweier Epochen
bildet, ebenso ragen Pettenkofen und R. Alt, deren wir mit ihm bereits oben kurz gedacht,
aus der Zeit vor 1848 mit noch ungebrochener Kraft in die Gegenwart herein: beide
als Führer ans den von ihnen betretenen Kunstgebieten, in ihrem Schaffen wie mit ihrem
Ruhm die ganze civilisirte Welt umfassend. — Pettenkofen, der Maler der Puszta,
des Zigeunerlebens, der österreichischen Soldatenwelt, hat sich auch in Italien und
Frankreich heimisch gemacht; er entwarf Illustrationen zum „Gil Blas" und entzückte
die Kuustfreunde durch feinbeseelte Schilderungen aus dem Leben der vornehmen Stände
des vorigen Jahrhunderts von scharfer historischer Charakteristik, An die hellen, farben-
sftrühenden Täfelchen seiner früheren Zeit, die Marktscenen mit den rothen und blauen
Bauerntrachten, den Bergen grüner Wassermelonen und Kürbisse, reihte er Stimmungs-
bilder uon unübertroffener Zartheit und Geistigkcit des Tons. — Rudolf Alt hat mit
seinem treuen hellen Auge die Natur und die Denkmälerwelt halb Europas erschaut und
spiegelt sie uns in den Tausenden seiner köstlichen Aquarelle wieder; sein Pinsel ist ebenso
sicher in der Charakteristik der Zeiten und der Stile, wie sein Sinn empfänglich ist für die
ganze Mannigfaltigkeit der Natur; er gehört zu den bezeichnendsten und charaktervollsten
Erscheinungen unseres in alle Weiten strebenden, unermüdlich schaffenden Jahrhunderts.
In reicher Gliederung schließen Genre und Landschaft an die Kuust dieser Haupt-
meister sich an. Aus der bunten G?stallenwelt Italiens und des Ostens, aus Venedig, von
der Riviera, von den Gestaden des Bosporus und der Bosna wählt Alois Schonn sich
seine Typen. Weiter noch in die Welt des Südens greift Leopold Karl Müller aus, in
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Wien und Niederösterreich, 1. Abteilung: Wien, Band 1
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Wien und Niederösterreich, 1. Abteilung: Wien
- Band
- 1
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1886
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 16.13 x 22.72 cm
- Seiten
- 348
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch
Inhaltsverzeichnis
- Landschaftliche Lage Wiens 3
- Zur Geschichte Wiens 5
- Wiens architektonische Entwicklung 51
- Wiener Volksleben 91
- Die Musik in Wien 123
- Die deutsche Literatur in Wien und Niederösterreich 139
- Das Wiener Schauspiel 169
- Malerei und Plastik in Wien 205
- Wiener Kunstindustrie 263
- Voltswirthschaftliches Leben in Wien 277