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gilt den Idealen der Humanität, den Helden der Kraft, der Kunst, des Gcdankeus. Nach
plastischen Werken dieser Gattung aus der Metternich'schen Zeit in Wien zu suchen, wäre
ein vergebliches Bemühen. Selbst der Führer aus den napoleonischen Freiheitskriegen,
Karls und Schwarzenbergs, blieb man uneingedenk, bis die neueste Epoche diese Dankes-
schuld abgetragen hat.
Feinkorns Reiteldenkmal des Erzherzogs Karl auf dem äußeren Burgplatz
(errichtet 1860 im Auftrage Seiner Majestät des Kaisers) bezeichnet den Beginn des
Aufschwungs: ein bewegtes Bild jugendlicher Kraft mit hochgeschwungener Fahne den
Sieg verkündend. Anton Fernkorn (geboren in Erfurt 1613) kam von München nach
Wien; seine früheren Werte, von denen das schöne Relief des heiligen Georg im Hofe des
Palais Montenuovo in erster Linie zu nennen ist, tragen das Gepräge der romantischen
Schule, welche damals in Lndwig von Schwanthaler ihren Hauvtvcrtreter hatte. Nicht
nur deu Impuls zu seiner Stilrichtung, sondern auch die Technik des Bronzegusses brachte
Ferntorn von dort nach Wien und erst seit dieser Zeit fand der Bronzeguß hier eine
ergiebige Pflege. Zauner sah sich genöthigt, sein Josefs'Monument (1800 bis 1803) im
ehemaligen Gußhause der Artillerie herstellen zu lassen, und bemühte sich fruchtlos um die
Errichtung einer eigenen kaiserlichen Kunstgießerei. Was in den zunächst folgenden
Decennien an größeren Erzguhwerten in Österreich entstand, mnßte in München, Lauch-
Hammer oder Nürnberg gegossen werden. Um die Einführung des Eisengusses in Wien
hatte Glanz, um die Förderung der Bronzeindustrie für decorative und gewerbliche Zwecke
Hollenbach sich verdient gemacht. Jetzt kam der Erzguß für große küustlerifche Aufgaben
dazu. Die k, k. Kunsterzgießerei auf der Wieden wurde begründet und bestand unter
Fernkorns Leitung zunächst als Staatsanstalt lange Jahre, bis ihr neuerdings der
staatliche Charakter benommen wurde; sie wird gegenwärtig als Privawnternehmen von
Pönninger und Röhlich weitergeführt und hat seit der Zeit ihres Bestehens eine stolze
Reihe zum Theil kolossaler Erzwerte zu Tage gefördert, von denen außer den Reiter-
Monumenten auf dem äußeren Burgplatz und dem Schwarzenbcrgplatz nur noch das von
Johann Schilling in Dresden nwdellirte Schiller-Denkmal in Wien, das Tcgetthoff-
Denkmal in Pola und ein Theil der Figuren des Denkmals für Maria Theresia genannt
sein mögen. Der andere Theil dieses eben seiner Vollendung entgegenreifenden riesigen
Monuments wird in der Gießerei von Turbain ausgeführt, welche sich außerdem durch
den Guß des Beethoven-Denkmals in Wien (siehe Abbildung Seite 129) bereits rühmlich
hervorgethan hat.
Die Kunstgeschichte lehrt, daß Zur vollen Entfaltung der plastifchen Schönheit stets
der Gebrauch des edleu Marmormaterials neben dem Bronzeguß die wichtigste Vor-
bedingung bildete. Sandstein, Terracotta und andere Stoffe von unschönem Korn uud
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Wien und Niederösterreich, 1. Abteilung: Wien, Band 1
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Wien und Niederösterreich, 1. Abteilung: Wien
- Band
- 1
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1886
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 16.13 x 22.72 cm
- Seiten
- 348
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch
Inhaltsverzeichnis
- Landschaftliche Lage Wiens 3
- Zur Geschichte Wiens 5
- Wiens architektonische Entwicklung 51
- Wiener Volksleben 91
- Die Musik in Wien 123
- Die deutsche Literatur in Wien und Niederösterreich 139
- Das Wiener Schauspiel 169
- Malerei und Plastik in Wien 205
- Wiener Kunstindustrie 263
- Voltswirthschaftliches Leben in Wien 277