Seite - 304 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Wien und Niederösterreich, 1. Abteilung: Wien, Band 1
Bild der Seite - 304 -
Text der Seite - 304 -
304
Fensterbäudcrn, Schlössern, Riegeln allerdings unter Berücksichtigung des gesteigerten
Kunstsinnes verfolgt, dabei aber auch bis auf das Naucoustructionsfach ausgedehnt, so
daß nebst den Schließen auch Traversen uud Träger aus Walzeisen dargestellt und iu die
betreffenden Banwerke eingefügt wurden. So entstanden sich allmä'lig erweiternde große
Etablissements, in denen die Grenze zwischen den alten Handwcrksbegriffen der Schlosserei
nnd Schmiedetuust nicht mehr aufgefunden werden kann und in welchen unter der Leitung
des geübten Auges und der gewandten Hand des Meisters, der nun zugleich ein großer
Fabrikant geworden, Alles zu finden und zu bekommen ist. dessen Materiale Schmiedeeisen,
Alles: vom Gitterträger einer Brücke, den großen Traversen, dem Dachstuhl für eine
Halle, dem Helm eines Kirchthurmes, bis herab zu dem zierlichen Blätterschmnck eines
Armleuchters. Die Wiener Schlosserei erscheint bereits siegreich m der Hauptstadt des
Kunstgewerbes, in Paris, und trägt wesentlich dazu bei, um Österreich unter die führenden
Staaten in der gegenwärtigen Blüte-Epoche des Kunstgewerbes einzureihen. Welcher
Gegensatz zwischen den großen Wiener Knustschlosserei-Ateliers und den alten Hammer-
schmieden, deren Feuer allerdings von Tag zu Tag seltener werden!
Für die Erzeugung eiserner Heizöfen wurden mehrere Werkstätten begründet, welche
diefen bislang in einem kläglichen Zustande befindlichen Artikel wie mit einem Schlage
den modernen Vorstellungen von einem Heizapparat entsprechend gestalteten.
Ebenso wurde im Jahre 1851 die Erzeugung feuer- uud ei »bruchsicherer Casfen in
Wieu begonnen uud dadurch der erste Schritt zur Einführung einer Industrie gethan,
welche heute in der Reichshauptstadt Hunderte und Hunderte von Arbeitern beschäftigt.
Diese Industrie beruht natürlich in erster Linie auf den technischen Vorzügen des
Materiales und der Construction, doch kann sie nicht vollständig davon absehen, daß außer
den Rücksichten auf Zweckmäßigkeit, Dauerhaftigkeit und Widerstandsfähigkeit noch jene
ans den guten Geschmack zu beachte» sind.
Die österreichische Gußstahlbereitung nahm im Jahre 1800 zu Wien, allerdings im
kleinsten Maßstabe, ihren Anfang, wuchs aber schrittweise durch die ernsteu Bestrebungen
tüchtiger Industriellen.
Nicht sehr ansgedehnt, aber immerhin in einzelnen Zweigen bedeutungsvoll find die
anf der Verwendung der Edelmetalle und ihrer Surrogate beruhenden Wiener Industrien.
Schon iu der Mitte der Dreißiger-Jahre nahm die Goldwaaren-Erzeugung eine bessere
Richtung, indem man begann, „nach selbstcrfuudenen Zeichnungen zu arbeiten" und bei
den Goldwaaren farbige Edelsteine, Brillanten und Perlen zu verwenden, und so den
Grund zur heutigen Goldjuweleuarbeit legte, Bemerkenswerth ist der Fortschritt, den auch
die soustigen Edelmetall-Industrien machten. Als man sich mit rationeller Arbeitstheilnng
iu einzelnen Etablissements meist auf die Pflege von Specialitäten verlegte, da erreichte
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Wien und Niederösterreich, 1. Abteilung: Wien, Band 1
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Wien und Niederösterreich, 1. Abteilung: Wien
- Band
- 1
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1886
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 16.13 x 22.72 cm
- Seiten
- 348
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch
Inhaltsverzeichnis
- Landschaftliche Lage Wiens 3
- Zur Geschichte Wiens 5
- Wiens architektonische Entwicklung 51
- Wiener Volksleben 91
- Die Musik in Wien 123
- Die deutsche Literatur in Wien und Niederösterreich 139
- Das Wiener Schauspiel 169
- Malerei und Plastik in Wien 205
- Wiener Kunstindustrie 263
- Voltswirthschaftliches Leben in Wien 277