Web-Books
im Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Geisteswissenschaften
Zur Kritik der Weiblichkeit
Seite - 118 -
  • Benutzer
  • Version
    • Vollversion
    • Textversion
  • Sprache
    • Deutsch
    • English - Englisch

Seite - 118 - in Zur Kritik der Weiblichkeit

Bild der Seite - 118 -

Bild der Seite - 118 - in Zur Kritik der Weiblichkeit

Text der Seite - 118 -

sich denn die Lebensweise, welche die Männer der geistigen Berufe führen, überhaupt noch mit irgend einem der Instinkte, durch die sich die primitive Männlichkeit auszeichnet? Das Bureau, das Kontor, die Kanzlei, das Atelier— lauter Särge der Männ- lichkeit. Ihre monumentale Grabstätte aber ist die Großstadt selbst. Hier sind die Gefahren des Lebens das Element und die hohe Schule der Männlichkeit— ganz aus dem Wege geräumt; hingegen wirken alle Einflüsse des Großstadtlebens dahin, jenes Gebrechen zu fördern, das sich am wenigsten mit dem Charakter der Männlichkeit verträgt, die Nervenschwäche. An dieser Wirkung läßt sich erkennen, wie labil im Grunde der angeblich ein- für allemal feststehende Geschlechtscharakter ist. Man pflegt das männliche Nervensystem für widerstandsfähiger zu halten als das weibliche und einen wichtigen Geschlechtsgegen- satz darin zu erblicken, daß das weibliche größere Irritabilität zeigt, das heißt, die Neigung, auf Reize von außen rascher und ungehemmter zu reagieren. Was man als „männlichen Sinn" im allgemeinen be- zeichnet, obgleich es sich keineswegs ausschließlich beim Manne findet, das Aufsichselbstberuhen, die Ruhe und Fassung gegenüber äußeren Eindrücken, ist hauptsächlich auf die Widerstandsfähigkeit des ner- vösen Apparates zurückzuführen. Die Schwächung und Überreizung des Nervensystems aber, die das moderne Großstadtleben erzeugt, steigert die Irrita- biliät auch beim Manne und verändert auf diese Weise das Bild des Geschlechtscharakters, das als das traditionelle der Männlichkeit gilt. Deshalb ist der vehementeste Angriff auf sie die typische Großstadtkrankheit, die Neurasthenie. Man braucht nur die psychischen Erscheinungen, die zum Krankheitsbild der Neurasthenie gehören, daraufhin 118
zurück zum  Buch Zur Kritik der Weiblichkeit"
Zur Kritik der Weiblichkeit
Titel
Zur Kritik der Weiblichkeit
Autor
Rosa Mayreder
Verlag
Eugen Diederichs Verlag
Ort
Jena
Datum
1922
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
10.5 x 16.5 cm
Seiten
316
Schlagwörter
Feminismus, Soziologie, Machtverhältnisse, Geschlechterkampf, Frauen
Kategorie
Geisteswissenschaften

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorwort 1
  2. Grundzüge 7
  3. Mutterschaft und Kultur 48
  4. Die Tyrannei der Norm 85
  5. Von der Männlichkeit 102
  6. Das Weib als Dame 139
  7. Frauen und Frauentypen 157
  8. Familienliteratur 187
  9. Der Kanon der schönen Weiblichkeit 199
  10. Einiges über die starke Faust 210
  11. Das subjektive Geschlechtsidol 244
  12. Perspektiven der Individualität 261
  13. Nachwort 299
Web-Books
Bibliothek
Datenschutz
Impressum
Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Zur Kritik der Weiblichkeit