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Zur Kritik der Weiblichkeit
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heiten; vollends die romanhafte Behandlung des Liebeslebens nach der Familienblattschablone trägt nur dazu bei, jene überschwenglichen Erwartungen von den erotischen Dingen, die eine gefährliche Schwäche der mädchenhaften Weltanschauung sind, ins Ungemessene zu steigern. Und nicht bloß die Belletristik der Familienliteratur ist voll von solchen schädlichen Elementen. Man fin- det unter den approbierten Familienbüchern, unter denen, die „mit gutem Gewissen jedem jungen Mäd- chen in die Hand gegeben werden können", sehr häufig solche, die ganz geeignet sind, verhängnisvolle Täuschungen hervorzurufen. Ein Beispiel für un- zählige— und eines sogar, das sich von der Dutzend- ware des Genres vorteilhaft durch die Persönlichkeit des Autors wie durch Schwung und Tiefe der Emp- findung auszeichnet— ist das Buch „Die Frau" von J. Michelet (übersetzt von Friedrich Spielhagen). Michelet selbst sagt in der Vorrede, daß er nur die gerade Linie gezeichnet und Lücken gelassen habe, da er weder den Ehebruch noch die Prostitution darin behandle. Also ein Buch mit den Rücksichten, die der Familientisch fordert. Das Leben des Weibes wird hier mit all der schwärmerischen Übertriebenheit dargestellt, mit welcher es sich in der Phantasie leidenschaftlicher und zugleich vornehmer Männer spiegelt. Was steht da nicht alles! Da soll die mo- derne Erziehung der Knaben darauf hinauslaufen, einen „Arbeiter", diejenige der Mädchen hingegen, eine „Religion" zu schaffen. „Die Frau ist eine Re- ligion . . . Sie ist die Flamme der Liebe und die Flamme des Herdes . . . Mit einem Worte: Sie ist der Altar." Sie ist der Inbegriff alles Zarten, Heili- gen und Vollkommenen, ist allen gemeinen Notwendig- keiten des Lebens entrückt. Jeden Morgen und jeden 13* 195
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Zur Kritik der Weiblichkeit
Titel
Zur Kritik der Weiblichkeit
Autor
Rosa Mayreder
Verlag
Eugen Diederichs Verlag
Ort
Jena
Datum
1922
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
10.5 x 16.5 cm
Seiten
316
Schlagwörter
Feminismus, Soziologie, Machtverhältnisse, Geschlechterkampf, Frauen
Kategorie
Geisteswissenschaften

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorwort 1
  2. Grundzüge 7
  3. Mutterschaft und Kultur 48
  4. Die Tyrannei der Norm 85
  5. Von der Männlichkeit 102
  6. Das Weib als Dame 139
  7. Frauen und Frauentypen 157
  8. Familienliteratur 187
  9. Der Kanon der schönen Weiblichkeit 199
  10. Einiges über die starke Faust 210
  11. Das subjektive Geschlechtsidol 244
  12. Perspektiven der Individualität 261
  13. Nachwort 299
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