Seite - x - in Die Matrikel der Wiener Rechtswissenschaftlichen Fakultät - Matricula Facultatis Juristarum Studii Wiennensis, Band II:1442–1557
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xii Einleitung
nes Dekans bzw. Universitätsbesuchers oder seine spätere Funktion bzw. seinen späteren
Beruf, wie etwa kaiserlicher Rat oder Bischof. Ausführlichere Randvermerke finden sich
keine in der Matrikel. Immer wieder entsteht der Eindruck, dass akademische Grade wie
magister oder Standesbezeichnungen wie dominus bzw. nobilis erst später am Rand nach-
getragen wurden, dann aber im Normalfall von der Schreiberhand des betreffenden Se-
mesters. Manchmal wurde auch das genaue Datum der Immatrikulation einer bestimm-
ten Person hinzugefügt. Korrekturen wurden, von wenigen Ausnahmen abgesehen, am
Rand vorgenommen, Rasuren gibt es wenige. Die Matrikel ist als Verwaltungsschriftgut
einzuordnen, Korrekturen wurden somit nicht mit größtem Bemühen um eine gute Op-
tik vorgenommen.
Am rechten oberen Rand der Blätter befindet sich eine zeitgenössische Foliierung
zweier unterschiedlicher Hände, die erste aus dem 15. Jahrhundert reicht bis Blatt 35 und
hat ein fol., fo. oder folium vor der Ziffer stehen. Die zweite Hand, wohl aus dem 16. Jahr-
hundert, setzt ab Blatt 36 bis zum Ende fort.
Vermutlich wurden die Aufzeichnungen nicht in einem bereits gebundenen Buch ge-
führt, die Lagen wurden wohl lose (zumindest bis 1524) aufbewahrt und am Ende zu ei-
nem Kodex gebunden. Darauf deutet zum Beispiel ein Gedicht auf der letzten Seite einer
Lage hin, wo von einem „Ende“ die Rede ist39. Auf dem darauffolgenden Blatt findet sich
in der linken oberen Ecke der Eintrag 1515–18, genau die Jahre also, die auf der Lage
verzeichnet wurden; Kustoden oder Reklamanten lassen sich jedoch keine festmachen.
Zuletzt sei noch auf kleine Anmerkungen aus dem 19. Jahrhundert verwiesen, für die
wohl der Universitätsarchivar Karl Schrauf verantwortlich ist40.
1.4 Der Wert der Quelle – Prosopografische Erkenntnisse
Zu fast jedem Semester wurde ein Eintrag gemacht, der nach einer Datierung in knap-
pen Worten die Wahl des Dekans beschreibt. Darauf folgt im Normalfall eine Liste aller
Immatrikulierten und am Ende eine Aufzählung der Graduierten des betreffenden Semes-
ters. Bis etwa 1500 bleibt diese Form im Großen und Ganzen erhalten, in weiterer Folge
kommen zunehmend weitere Informationen hinzu. In den Passagen, die von ein paar
Zeilen bis zu einer Seite reichen, finden sich meist Hinweise auf das alltägliche Geschehen
an der Fakultät, manchmal wird auch die Rechtsstelle zitiert, die für die Erlangung der
Graduierung bearbeitet werden musste. So werden etwa im Wintersemester 1515 alle
Mitglieder der Fakultät genannt, die den Dekan aus ihren Reihen bestimmen, womit
Rückschlüsse auf die Größe und Organisation der Fakultät gezogen werden können41.
Es werden auch Promotionsfeiern erwähnt, die – wie bis zu den Universitätsreformen im
18. Jahrhundert üblich – im Wiener Stephansdom abgehalten wurden42. Auch Hinweise
auf das Ausbleiben der Studierenden durch Seuchen oder kriegerische Auseinandersetzun-
gen finden sich im Text.
Wichtig zu betonen ist, dass sich in vielen Fällen der Studienverlauf an der Wiener
Fakultät ablesen lässt, da es sich bei der vorliegenden Quelle um eine Promotionsmatrikel
39 UAW, MFJ II, fol. 58v.
40 Freundlicher Hinweis von Kurt Mühlberger.
41 Siehe dazu Kap. 1.5.
42 UAW, MFJ II, 1556 II, 1557 II.
Open Access © 2016 by BÖHLAU VERLAG GMBH & CO.KG, WIEN KÖLN WEIMAR
Die Matrikel der Wiener Rechtswissenschaftlichen Fakultät
Matricula Facultatis Juristarum Studii Wiennensis, Band II:1442–1557
- Titel
- Die Matrikel der Wiener Rechtswissenschaftlichen Fakultät
- Untertitel
- Matricula Facultatis Juristarum Studii Wiennensis
- Band
- II:1442–1557
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20255-4
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 326
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung vii
- 1.1 Forschungsstand viii
- 1.2 Vorhaben und Ziele der Edition x
- 1.3 Die Quelle xi
- 1.4 Der Wert der Quelle – Prosopografische Erkenntnisse xii
- 1.5 Die juridische Fakultät: Studienvoraussetzungen, Studienverlauf und Größe xiv
- 1.6 Paläografische Analyse xvii
- 1.7 „Studium im Ausland“ – Italienaufenthalt und römisch-rechtlicher Einfluss xxi
- 1.8 Statistische Auswertung xxv
- 1.9 Berufliche Wirkungsfelder der Juristen xxxviii
- 1.10 Liste der Dekane xlii
- 1.11 Kurzzitate und Siglen der Quellen und Literatur xlvii
- 1.12 Abkürzungen im Text und in den Registern xlviii
- 1.13 Grundsätze der Edition li
- 1.14 Vorbemerkung zu den Registern lii
- 1.15 Quellen und Literatur liii
- 2. Text der Matrikel 1442–1557 1
- 3. Register 119
- Abstract 259