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ZUR VORBILDFUNKTION DER PRIVATBIBLIOTHEK VON PIETRO LEOPOLDO
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Mittelgebäude von Schloss Versailles, im Petit Trianon und in den Pariser
Tuilerien befanden.77 Marie Antoinette kann kein vergleichbares Interesse
für das Buchstudium attestiert werden, genauso wenig entschied sie über
die Auswahl der angekauften Bücher. Nicht sie selbst, sondern der Buchdru-
cker und Buchhändler Nicolas-Léger Moutard war für den Bestandsaufbau
der Bibliothek im Petit Trianon verantwortlich und wählte diese aufgrund
der Anzeigen aus den Zeitschriften Mercure und Année littéraire aus. Den
Büchern wurde durch einen einheitlichen Einband mit dem dazugehörigen
Supralibros ihres Wappens ein homogenes äußeres Erscheinungsbild, eine
Art „Corporate Identity“, gegeben.78
Der nächste erhaltene Katalog konnte von Marielisa Rossi auf das Jahr
1799 datiert werden und fällt bereits in die Regierungszeit von Ferdi-
nand III. Die Erstellung dieses zweiten Kataloges kann also in die Zeit kurz
vor Ferdinands Flucht ins Exil nach Wien eingeordnet werden, wohin auch
Teile der Bibliothek übersiedelt wurden.79 Allerdings bleibt unklar, wo die
Privatbibliothek Ferdinands in den Wiener Jahren untergebracht war. Zwar
gibt es spärliche Hinweise auf ein Appartement Ferdinands im Belvedere,
Spuren über den Verbleib der Büchersammlung fehlen derzeit allerdings zur
Gänze.80
Nach den weiteren Stationen seines Exils – ab 1803 als Kurfürst von Salz-
burg und ab 1807 als Großherzog von Würzburg – kehrte Ferdinand 1814
wieder in die Toskana zurück. Zu diesem Zeitpunkt enthielt die Privatbiblio-
thek der Großherzoge 24.000 Bände, die von Würzburg nach Florenz über-
stellt wurden, allerdings ohne jene Werke, die im Palazzo Pitti verblieben
waren. Im Jahr 1824, dem Todesjahr Ferdinands, wurden die 40.000 Bände
auf einen Wert von 240.000 Lire geschätzt,81 wobei lateinische und griechi-
sche Klassiker sowie Werke des Verlagshauses Elsevier die Sammelleiden-
schaft von Ferdinand III. kennzeichnen.82
Ab 1815 wurde die Stelle des Bibliothekars für die nunmehr nach Florenz
zurückgekehrten Bestände mit Francesco Tassi besetzt, zuvor ist kein eigens
77 Paul Lacroix (Hg.), Bibliothèque de la reine Marie-Antoinette au petit Trianon d’après l’in-
ventaire original dressé par ordre de la convention. Catalogue avec des notes inédites du
Marquis de Paulmy (Paris 1863); Louis Lacour (Hg.), Livres du boudoir de la reine Ma-
rie-Antoinette. Catalogue authentique et original (Paris 1862); Ernest Quentin-Bauchart
(Hg.), Bibliothèque de la reine Marie-Antoinette au chateau des Tuileries (Paris 1884).
78 Gaultier, Marie Antoinette, 124.
79 Der gedruckte Autorenkatalog mit handschriftlichen Ergänzungen trägt den Titel “Libre-
ria di S.A.R. il Granduca di Toscana“ und enthält 7.866 Titel. Vgl. Rossi, Provenienze, 89.
80 Ich danke Lieselotte Hanzl-Wachter für diesen wertvollen Hinweis.
81 Rossi, Biblioteconomia, 21–22 bzw. 107.
82 Rossi, Biblioteconomia, 108.
Die Privatbibliothek Kaiser Franz’ I. von Österreich 1784-1835
Bibliotheks- und Kulturgeschichte einer fürstlichen Sammlung zwischen Aufklärung und Vormärz
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Die Privatbibliothek Kaiser Franz’ I. von Österreich 1784-1835
- Untertitel
- Bibliotheks- und Kulturgeschichte einer fürstlichen Sammlung zwischen Aufklärung und Vormärz
- Autoren
- Thomas Huber-Frischeis
- Nina Knieling
- Rainer Valenta
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2015
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79497-4
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 644
- Schlagwörter
- Austrian History, Book History, Library History, 18th Century, 19th Century, Emperor Francis I, Österreichische Geschichte, Buchgeschichte, Bibliotheksgeschichte, 18. Jahrhundert, 19. Jahrhundert, Hofburg, Kaiser Franz I.
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort 11
- 1. Einleitung 15
- 2. Zur Vorbildfunktion der Privatbibliothek von Pietro Leopoldo und Maria Luisa. Erwerbungsstrategien und Buchlektüre am florentinischen Hof (NK) 27
- 2.1 Pietro Leopoldo als Großherzog von Toskana 28
- 2.2 Meilensteine der florentinischen Privatbibliothek der Großherzoge 30
- 2.3 Akquisitionspolitik und Benutzung 36
- 2.4 Sapere aude – Das Buch als Eckpfeiler der aufgeklärten Erziehung und seine mediale Rezeption 49
- 2.5 Spurensuche nach dem Nukleus der franziszeischen Privatbibliothek 62
- 3. Vom Kaiser bis zum Bibliotheksadjunkten. Die Akteure der Privatbibliothek 70
- 3.1 Stationen im Leben eines Kaisers als Bibliothekar 70
- 3.1.1 Die Prinzenerziehung in Wien und der prägende Einfluss von Erziehern und Lehrern (NK) 70
- 3.1.2 Franz II. als letzter Kaiser des Heiligen Römischen Reichs (NK) 76
- 3.1.3 Franz I. als Kaiser von Österreich (TH-F) 77
- 3.1.4 Die Privatbibliothek im administrativen Gefüge des erzherzoglichen bzw. kaiserlichen Hofstaats bis 1806 (NK) 81
- 3.2 Personal der Institution Privatbibliothek (TH-F) 83
- 3.2.1 Mathias Braunbeck 84
- 3.2.2 Peter Thomas Young 89
- 3.2.3 Michael Brunner 116
- 3.2.4 Alois Hofmann 121
- 3.2.5 Franz (Xaver) Thein 123
- 3.2.6 (Johann) Eduard Frister 128
- 3.2.7 Wenzel (Maximilian) Kißler 135
- 3.2.8 Leopold Joseph Wilhelm von Khloyber 140
- 3.2.9 Georg Thaa 151
- 3.2.10 Giuseppe Caselli 156
- 3.2.11 Joseph Ott 166
- 3.2.12 Philipp Held 176
- 3.1 Stationen im Leben eines Kaisers als Bibliothekar 70
- 4. Die Bibliothek als architektonischer Ort. Rekonstruktion und Entwicklung der Privatbibliothek Kaiser Franz’ I. (RV) 178
- 5. Finanzpolitische Aspekte der Privatbibliothek (TH-F) 208
- 6. Vom Buchmarkt zum Bibliotheksbestand . Erwerbungsmechanismen und Bestandsaufbau 229
- 6.1 The Marketplace of Ideas – Akquisitionspolitik 1784 bis 1791 (NK) 229
- 6.2 Ein Handapparat entsteht – Bestandsaufbau und unktionswandel der Privatbibliothek 1784 bis 1791 (NK) 244
- 6.3 Handelspraktiken des Buchmarktes 1792 bis 1806 im Spiegel der Privatbibliothek (NK) 252
- 6.4 Erwerbungen bei in- und ausländischen Buchhändlern 1806 bis 1835 (TH-F) 266
- 6.5 Ankauf geschlossener Sammlungen von 1806 bis 1835 (TH-F) 280
- 6.5.1 Die ererbte Bibliothek Erzherzogin Maria Elisabeths (1808) 283
- 6.5.2 Die Manuskriptsammlungen des Joseph von Sartori (1809, 1813) 287
- 6.5.3 Die Bibliothek des Peter Anton Freiherrn von Frank (1819) 292
- 6.5.4 Die Inkunabelsammlung des Ferdinand Freiherrn von Ulm (1824) 296
- 6.5.5 Sammlung chinesischer Handzeichnungen des Generalkonsuls Edward Watts (um 1826) 304
- 6.5.6 Die physiognomische Studiensammlung des Johann Caspar Lavater (1828) 307
- 6.5.7 Aus dem Nachlass des ehemaligen Leibarztes Nikolaus Thomas Host (1834) 314
- 6.6 Erwerbungen im Rahmen von Auktionen von 1806 bis 1835 (TH-F) 320
- 6.6.1 Aus der Privatbibliothek des Franz Freiherrn von Prandau (1811) 322
- 6.6.2 Aus der Privatbibliothek des Johann Melchior Edlen von Birkenstock (1812) 327
- 6.6.3 Aus der Privatbibliothek der Grafen Apponyi (1818) 338
- 6.6.4 Aus der Privatbibliothek des Prosper Fürsten von Sinzendorf (1823) 339
- 6.6.5 Aus der Privatbibliothek König Maximilian I. Josephs von Bayern (1826) 347
- 6.6.6 Aus dem Nachlass des Wiener Erzbischofs Leopold Maximilian Graf Firmian (1832) 352
- 6.6.7 Aus der Bibliothek der Grafen Auersperg im Schloss Wolfpassing (1834) 356
- 6.7 Der Bestandsaufbau der Privatbibliothek 1806 bis 1835 im Überblick (TH-F) 359
- 7. Bibliothek und Ordnung 363
- 8. Die Sammlungsbestände im historischen Kontext. Exemplarische Analysen 394
- 9. Die Privatbibliothek im Vergleich. Einblicke und Ausblicke 489
- 10. Resümee 537
- Bildteil 545
- 11. Anhang 561
- 11.1 Werke der Büchersammlung aus Florenz in der kaiserlichen Privatbibliothek 561
- 11.2 Werke der Büchersammlung aus Florenz im Prunksaal 568
- 11.3 Sammlung der besten deutschen prosaischen Schriftsteller und Dichter 571
- 11.4 Ahnentafel Kaiser Franz’ I 574
- 11.5 Beschreibung der Lebensweise Kaiser Franz’ I 574
- 11.6 Wiener Buchhändler als Lieferanten der Privatbibliothek 577
- 11.7 Edition des von der Zensur verbotenen Eipeldauerbriefs 579
- 11.8 Prandau’sche Auktion: Listen der für die Privatbibliothek erworbenen bzw. nicht erworbenen Werke 579
- 11.9 Birkenstock’sche Auktion: Listen der für die Privatbibliothek erworbenen und nicht erworbenen Werke 582
- 11.10 Sinzendorf’sche Auktion: Liste der für die Privatbibliothek erworbenen und nicht erworbenen Werke 590
- 11.11 Auktion der Bibliothek Maximilians I. von Bayern: Liste der für die Privatbibliothek erworbenen Werke 592
- 12. Abbildungs-, Quellen- und Literaturverzeichnis 595
- 13. Register 630