Seite - 82 - in Die Privatbibliothek Kaiser Franz’ I. von Österreich 1784-1835 - Bibliotheks- und Kulturgeschichte einer fürstlichen Sammlung zwischen Aufklärung und Vormärz
Bild der Seite - 82 -
Text der Seite - 82 -
VOM KAISER BIS ZUM
BIBLIOTHEKSADJUNKTEN82
scheint vornehmlich er selbst als Empfänger auf. Die Namen von Erziehern
(für die ersten Jahre) bzw. Kammerdienern werden oftmals bei der Bezah-
lung der Rechnungen angegeben. Der Kammerdiener Florian Schmid292 bzw.
nach dessen Tod293 im Jänner 1793 sein Nachfolger Kajetan von Ronzone294
waren für die monatliche Auflistung und Abrechnung aller Kammerrech-
nungen verantwortlich.
Auch das weitere Personal des franziszeischen Hofstaats wie Kammer-
diener Ludwig Dufour295 und Leiblakai Johann Mahlknecht296 sind in den
Rechnungen nachweisbar, ersterer ebenso bei der Bezahlung der Kammer-
rechnungen.297 Wie stark Kammerdiener Florian Schmid in die finanziellen
Agenden rund um die Privatbibliothek involviert war, zeigt allein die Tatsa-
che, dass nahezu keine der Buchhändlerrechnungen mit Jänner oder Feb-
ruar 1793 datiert ist. Ab März 1793 gehen jedoch wieder vermehrt Rechnun-
gen ein, zu diesem Zeitpunkt bereits unter Kammerdiener Ronzone.
Eine stringente Abwicklung der Rechnungsgebarung durch die Geheime
Kabinettskanzlei, sei es durch Kabinettsminister Colloredo oder den ab
1792 als Kabinettsekretär in der Kanzlei tätigen Peter Thomas Young ist
zunächst nicht erkennbar. Bereits zuvor, nämlich im Jahr 1800, verfügte
Franz II. die Zuweisung von Mathias Braunbeck zum Dienst in der Privatbi-
bliothek. Die fehlende Institutionalisierung der Privatbibliothek bis 1806 ist
auch anhand der heterogenen Bezeichnungen der Privatbibliothek erkenn-
bar – falls diese überhaupt Erwähnung findet –, da als Rechnungsadressat
292 Vgl. Anm. 944
293 Die letzte Abrechnung von Florian Schmid stammt vom Dezember 1792. Für den Jänner
1793 fehlt eine Aufstellung, im darauffolgenden Monat wird diese erstmals von Kajetan
von Ronzone übernommen.
294 Kajetan Ronzone ist am Wiener Hof erstmals 1773 als Kammertrabant des Erzherzogs
Max Franz nachweisbar, ab 1776 als dessen Kammerdiener. 1785–1796 scheint er als
Kammerdiener im Hofstaat des Erzherzogs und späteren Kaisers Franz II. auf. Am 2. März
1797 werden der Ehefrau Maria Anna Ronzone die Schulden ihres Ehemanns in der Höhe
von 5.000 fl. durch Kaiser Franz nachgelassen, welcher sich am 16. Dezember 1792 die
Summe von 15.000 fl. von Kaiser Franz geliehen hatte und diese in Raten zurückbezahlen
wollte. Vgl. ÖStA, HHStA, GDPFF ÄR 81, November 1797.
295 Ludwig Dufour war 1771–1774 und 1776–1784 Kammerdiener des Erzherzogs Max Franz.
1774/1775 befand sich dieser auf Kavalierstour. 1785–1806 war er Kammerdiener des Erz-
herzogs und späteren Kaisers Franz II., 1806 österreichischer Herold. Zur Herkunft der
biografischen Daten vgl. Anm. 260.
296 Johann Mahlknecht (Mallknecht) war 1784–1793 Leiblakai des Erzherzogs und späteren
Kaisers Franz, 1794–1806 und darüber hinaus Antikammertürhüter Franz’ II.
297 Exemplarisch verweise ich auf eine Rechnung von Buchhändler Josef Baumeister, worin
folgendes vermerkt ist: „In die kammer seiner königlichen Hoheit des Erzherzogs Franz ist
aus meiner buchdruckerey durch den leiblaguay Mahlknecht abgeliefert worden [Es folgt
die Liste der Bücher].“ Vgl. ÖStA, HHStA, HausA, Handarchiv Kaiser Franz 3, März 1789.
Die Privatbibliothek Kaiser Franz’ I. von Österreich 1784-1835
Bibliotheks- und Kulturgeschichte einer fürstlichen Sammlung zwischen Aufklärung und Vormärz
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Die Privatbibliothek Kaiser Franz’ I. von Österreich 1784-1835
- Untertitel
- Bibliotheks- und Kulturgeschichte einer fürstlichen Sammlung zwischen Aufklärung und Vormärz
- Autoren
- Thomas Huber-Frischeis
- Nina Knieling
- Rainer Valenta
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2015
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79497-4
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 644
- Schlagwörter
- Austrian History, Book History, Library History, 18th Century, 19th Century, Emperor Francis I, Österreichische Geschichte, Buchgeschichte, Bibliotheksgeschichte, 18. Jahrhundert, 19. Jahrhundert, Hofburg, Kaiser Franz I.
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort 11
- 1. Einleitung 15
- 2. Zur Vorbildfunktion der Privatbibliothek von Pietro Leopoldo und Maria Luisa. Erwerbungsstrategien und Buchlektüre am florentinischen Hof (NK) 27
- 2.1 Pietro Leopoldo als Großherzog von Toskana 28
- 2.2 Meilensteine der florentinischen Privatbibliothek der Großherzoge 30
- 2.3 Akquisitionspolitik und Benutzung 36
- 2.4 Sapere aude – Das Buch als Eckpfeiler der aufgeklärten Erziehung und seine mediale Rezeption 49
- 2.5 Spurensuche nach dem Nukleus der franziszeischen Privatbibliothek 62
- 3. Vom Kaiser bis zum Bibliotheksadjunkten. Die Akteure der Privatbibliothek 70
- 3.1 Stationen im Leben eines Kaisers als Bibliothekar 70
- 3.1.1 Die Prinzenerziehung in Wien und der prägende Einfluss von Erziehern und Lehrern (NK) 70
- 3.1.2 Franz II. als letzter Kaiser des Heiligen Römischen Reichs (NK) 76
- 3.1.3 Franz I. als Kaiser von Österreich (TH-F) 77
- 3.1.4 Die Privatbibliothek im administrativen Gefüge des erzherzoglichen bzw. kaiserlichen Hofstaats bis 1806 (NK) 81
- 3.2 Personal der Institution Privatbibliothek (TH-F) 83
- 3.2.1 Mathias Braunbeck 84
- 3.2.2 Peter Thomas Young 89
- 3.2.3 Michael Brunner 116
- 3.2.4 Alois Hofmann 121
- 3.2.5 Franz (Xaver) Thein 123
- 3.2.6 (Johann) Eduard Frister 128
- 3.2.7 Wenzel (Maximilian) Kißler 135
- 3.2.8 Leopold Joseph Wilhelm von Khloyber 140
- 3.2.9 Georg Thaa 151
- 3.2.10 Giuseppe Caselli 156
- 3.2.11 Joseph Ott 166
- 3.2.12 Philipp Held 176
- 3.1 Stationen im Leben eines Kaisers als Bibliothekar 70
- 4. Die Bibliothek als architektonischer Ort. Rekonstruktion und Entwicklung der Privatbibliothek Kaiser Franz’ I. (RV) 178
- 5. Finanzpolitische Aspekte der Privatbibliothek (TH-F) 208
- 6. Vom Buchmarkt zum Bibliotheksbestand . Erwerbungsmechanismen und Bestandsaufbau 229
- 6.1 The Marketplace of Ideas – Akquisitionspolitik 1784 bis 1791 (NK) 229
- 6.2 Ein Handapparat entsteht – Bestandsaufbau und unktionswandel der Privatbibliothek 1784 bis 1791 (NK) 244
- 6.3 Handelspraktiken des Buchmarktes 1792 bis 1806 im Spiegel der Privatbibliothek (NK) 252
- 6.4 Erwerbungen bei in- und ausländischen Buchhändlern 1806 bis 1835 (TH-F) 266
- 6.5 Ankauf geschlossener Sammlungen von 1806 bis 1835 (TH-F) 280
- 6.5.1 Die ererbte Bibliothek Erzherzogin Maria Elisabeths (1808) 283
- 6.5.2 Die Manuskriptsammlungen des Joseph von Sartori (1809, 1813) 287
- 6.5.3 Die Bibliothek des Peter Anton Freiherrn von Frank (1819) 292
- 6.5.4 Die Inkunabelsammlung des Ferdinand Freiherrn von Ulm (1824) 296
- 6.5.5 Sammlung chinesischer Handzeichnungen des Generalkonsuls Edward Watts (um 1826) 304
- 6.5.6 Die physiognomische Studiensammlung des Johann Caspar Lavater (1828) 307
- 6.5.7 Aus dem Nachlass des ehemaligen Leibarztes Nikolaus Thomas Host (1834) 314
- 6.6 Erwerbungen im Rahmen von Auktionen von 1806 bis 1835 (TH-F) 320
- 6.6.1 Aus der Privatbibliothek des Franz Freiherrn von Prandau (1811) 322
- 6.6.2 Aus der Privatbibliothek des Johann Melchior Edlen von Birkenstock (1812) 327
- 6.6.3 Aus der Privatbibliothek der Grafen Apponyi (1818) 338
- 6.6.4 Aus der Privatbibliothek des Prosper Fürsten von Sinzendorf (1823) 339
- 6.6.5 Aus der Privatbibliothek König Maximilian I. Josephs von Bayern (1826) 347
- 6.6.6 Aus dem Nachlass des Wiener Erzbischofs Leopold Maximilian Graf Firmian (1832) 352
- 6.6.7 Aus der Bibliothek der Grafen Auersperg im Schloss Wolfpassing (1834) 356
- 6.7 Der Bestandsaufbau der Privatbibliothek 1806 bis 1835 im Überblick (TH-F) 359
- 7. Bibliothek und Ordnung 363
- 8. Die Sammlungsbestände im historischen Kontext. Exemplarische Analysen 394
- 9. Die Privatbibliothek im Vergleich. Einblicke und Ausblicke 489
- 10. Resümee 537
- Bildteil 545
- 11. Anhang 561
- 11.1 Werke der Büchersammlung aus Florenz in der kaiserlichen Privatbibliothek 561
- 11.2 Werke der Büchersammlung aus Florenz im Prunksaal 568
- 11.3 Sammlung der besten deutschen prosaischen Schriftsteller und Dichter 571
- 11.4 Ahnentafel Kaiser Franz’ I 574
- 11.5 Beschreibung der Lebensweise Kaiser Franz’ I 574
- 11.6 Wiener Buchhändler als Lieferanten der Privatbibliothek 577
- 11.7 Edition des von der Zensur verbotenen Eipeldauerbriefs 579
- 11.8 Prandau’sche Auktion: Listen der für die Privatbibliothek erworbenen bzw. nicht erworbenen Werke 579
- 11.9 Birkenstock’sche Auktion: Listen der für die Privatbibliothek erworbenen und nicht erworbenen Werke 582
- 11.10 Sinzendorf’sche Auktion: Liste der für die Privatbibliothek erworbenen und nicht erworbenen Werke 590
- 11.11 Auktion der Bibliothek Maximilians I. von Bayern: Liste der für die Privatbibliothek erworbenen Werke 592
- 12. Abbildungs-, Quellen- und Literaturverzeichnis 595
- 13. Register 630