Seite - 95 - in Die Privatbibliothek Kaiser Franz’ I. von Österreich 1784-1835 - Bibliotheks- und Kulturgeschichte einer fürstlichen Sammlung zwischen Aufklärung und Vormärz
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PERSONAL DER INSTITUTION PRIVATBIBLIOTHEK 95
händler Terreni in Florenz 671 fl. 40 kr. ausbezahlt. Hierzu habe ich von Sei-
ner Majestät nur 660 fl. empfangen. So kommen mir zu Guten 11 fl. 40 kr.“363
Das beiliegende Schreiben der Gebrüder Terreni vom 13. November 1802 ist
bereits an Young – allerdings als Sekretär – und nicht an den Kaiser selbst
adressiert. Den fehlenden Betrag von 11 fl. 40 kr. wird ihm Franz wohl ver-
gütet haben. Zu Weihnachten 1802 legt Young nochmals Rechenschaft über
beauftragte Zahlungen ab, diesmal jedoch war ihm der Betrag auf den Kreu-
zer genau ausgehändigt worden.364 Bemerkenswert ist, dass Young bei die-
sen Abrechnungen stets anführt, die empfangene Geldsumme von „Seiner
Majestät“ und nicht aus irgendeiner der Kassen empfangen zu haben.
Das bisher Dargelegte lässt den Rückschluss zu, dass Young immer wie-
der Aufträge zur Bezahlung mehrerer Rechnungen der Privatbibliothek
bekam, dessen Ergebnis er summarisch zusammenfasste und den entspre-
chenden Quittungen beischloss. Diese haben sich in einigen Fällen erhalten,
teilweise fielen sie Skartierungsmaßnahmen zum Opfer, da aus damaliger
Sicht die essentiellen Informationen – welcher Betrag an wen ausbezahlt
wurde – ohnehin der von Young verfassten Übersicht zu entnehmen war.
Die Archivalien für 1803 zeichnen ein ähnliches Bild und zeugen von Youngs
penibler Buchführung und treuhänderischen Verwaltung, die den Kaiser im-
poniert und ihn unter Umständen schon jetzt, zwischen Koalitionskrieg und
Reichsdeputationshauptschluss in Erwägung haben ziehen lassen, die orga-
nisatorische Leitung seiner Privatsammlung an Young abzugeben.
Je näher wir dem Jahr 1806 kommen, umso gleichförmiger wird das Pro-
zedere. Auf Quittungen erscheint der Kabinettsekretär immer häufiger als
Verbindungsglied zwischen dem Kaiser und seinen Lieferanten.365 Auch der
Geldfluss formalisiert sich. Young erhält ab 1805 stets den runden Betrag
von 1.000 fl. ausgehändigt, mit dem er Rechnungen für den Kaiser zu beglei-
chen hat.366 Diese Vorgehensweise bleibt bis zur Bewilligung einer Dotation
363 ÖStA, HHStA, GdPFF, Ältere Reihe, Karton 85 (alt 120 II), Beilagen Dezember 1802.
364 ÖStA, HHStA, GdPFF, Ältere Reihe, Karton 85 (alt 120 II), Beilagen Dezember 1802.
365 So etwa: „Quittung über 30 fl. welche ich Endesunterzeichneter von des k. k. Herrn Cabi-
nets Secretär v. Jung für ein geschriebenes Bettbuch richtig empfangen zu haben am nit
[damit?] bestätige. Wien. den 30ten Hornung 1804 Joseph Stöhrer m.p.“ [ÖStA, HHStA,
GdPFF, Ältere Reihe, Karton 88 (alt 124), Belege Februar 1804.] oder „Quittung pro drey
Gulden welche ich Endegefertigter von dem (P[leno] T[itulo]) Herrn geheimen Kabinets-
sekretär Thomas Peter v. Young für das an Seine Majestät verkaufte Buch betittelt: Kom-
pelens Mechanismus der menschlichen Sprache richtig und baar empfangen habe. Wien
den 17ten May 1804 [liegt jedoch unter April] Franz Elias Drrapf [sic!] Drrasch?] m.p. Be-
fugter Buchbinder“ [ÖStA, HHStA, GdPFF, Ältere Reihe, Karton 88 (alt 124), Belege April
1804.]
366 Vgl. etwa ÖStA, HHStA, GdPFF, Ältere Reihe, Karton 88 (alt 125/1), Belege Jänner und
Juni 1805.
Die Privatbibliothek Kaiser Franz’ I. von Österreich 1784-1835
Bibliotheks- und Kulturgeschichte einer fürstlichen Sammlung zwischen Aufklärung und Vormärz
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Die Privatbibliothek Kaiser Franz’ I. von Österreich 1784-1835
- Untertitel
- Bibliotheks- und Kulturgeschichte einer fürstlichen Sammlung zwischen Aufklärung und Vormärz
- Autoren
- Thomas Huber-Frischeis
- Nina Knieling
- Rainer Valenta
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2015
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79497-4
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 644
- Schlagwörter
- Austrian History, Book History, Library History, 18th Century, 19th Century, Emperor Francis I, Österreichische Geschichte, Buchgeschichte, Bibliotheksgeschichte, 18. Jahrhundert, 19. Jahrhundert, Hofburg, Kaiser Franz I.
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort 11
- 1. Einleitung 15
- 2. Zur Vorbildfunktion der Privatbibliothek von Pietro Leopoldo und Maria Luisa. Erwerbungsstrategien und Buchlektüre am florentinischen Hof (NK) 27
- 2.1 Pietro Leopoldo als Großherzog von Toskana 28
- 2.2 Meilensteine der florentinischen Privatbibliothek der Großherzoge 30
- 2.3 Akquisitionspolitik und Benutzung 36
- 2.4 Sapere aude – Das Buch als Eckpfeiler der aufgeklärten Erziehung und seine mediale Rezeption 49
- 2.5 Spurensuche nach dem Nukleus der franziszeischen Privatbibliothek 62
- 3. Vom Kaiser bis zum Bibliotheksadjunkten. Die Akteure der Privatbibliothek 70
- 3.1 Stationen im Leben eines Kaisers als Bibliothekar 70
- 3.1.1 Die Prinzenerziehung in Wien und der prägende Einfluss von Erziehern und Lehrern (NK) 70
- 3.1.2 Franz II. als letzter Kaiser des Heiligen Römischen Reichs (NK) 76
- 3.1.3 Franz I. als Kaiser von Österreich (TH-F) 77
- 3.1.4 Die Privatbibliothek im administrativen Gefüge des erzherzoglichen bzw. kaiserlichen Hofstaats bis 1806 (NK) 81
- 3.2 Personal der Institution Privatbibliothek (TH-F) 83
- 3.2.1 Mathias Braunbeck 84
- 3.2.2 Peter Thomas Young 89
- 3.2.3 Michael Brunner 116
- 3.2.4 Alois Hofmann 121
- 3.2.5 Franz (Xaver) Thein 123
- 3.2.6 (Johann) Eduard Frister 128
- 3.2.7 Wenzel (Maximilian) Kißler 135
- 3.2.8 Leopold Joseph Wilhelm von Khloyber 140
- 3.2.9 Georg Thaa 151
- 3.2.10 Giuseppe Caselli 156
- 3.2.11 Joseph Ott 166
- 3.2.12 Philipp Held 176
- 3.1 Stationen im Leben eines Kaisers als Bibliothekar 70
- 4. Die Bibliothek als architektonischer Ort. Rekonstruktion und Entwicklung der Privatbibliothek Kaiser Franz’ I. (RV) 178
- 5. Finanzpolitische Aspekte der Privatbibliothek (TH-F) 208
- 6. Vom Buchmarkt zum Bibliotheksbestand . Erwerbungsmechanismen und Bestandsaufbau 229
- 6.1 The Marketplace of Ideas – Akquisitionspolitik 1784 bis 1791 (NK) 229
- 6.2 Ein Handapparat entsteht – Bestandsaufbau und unktionswandel der Privatbibliothek 1784 bis 1791 (NK) 244
- 6.3 Handelspraktiken des Buchmarktes 1792 bis 1806 im Spiegel der Privatbibliothek (NK) 252
- 6.4 Erwerbungen bei in- und ausländischen Buchhändlern 1806 bis 1835 (TH-F) 266
- 6.5 Ankauf geschlossener Sammlungen von 1806 bis 1835 (TH-F) 280
- 6.5.1 Die ererbte Bibliothek Erzherzogin Maria Elisabeths (1808) 283
- 6.5.2 Die Manuskriptsammlungen des Joseph von Sartori (1809, 1813) 287
- 6.5.3 Die Bibliothek des Peter Anton Freiherrn von Frank (1819) 292
- 6.5.4 Die Inkunabelsammlung des Ferdinand Freiherrn von Ulm (1824) 296
- 6.5.5 Sammlung chinesischer Handzeichnungen des Generalkonsuls Edward Watts (um 1826) 304
- 6.5.6 Die physiognomische Studiensammlung des Johann Caspar Lavater (1828) 307
- 6.5.7 Aus dem Nachlass des ehemaligen Leibarztes Nikolaus Thomas Host (1834) 314
- 6.6 Erwerbungen im Rahmen von Auktionen von 1806 bis 1835 (TH-F) 320
- 6.6.1 Aus der Privatbibliothek des Franz Freiherrn von Prandau (1811) 322
- 6.6.2 Aus der Privatbibliothek des Johann Melchior Edlen von Birkenstock (1812) 327
- 6.6.3 Aus der Privatbibliothek der Grafen Apponyi (1818) 338
- 6.6.4 Aus der Privatbibliothek des Prosper Fürsten von Sinzendorf (1823) 339
- 6.6.5 Aus der Privatbibliothek König Maximilian I. Josephs von Bayern (1826) 347
- 6.6.6 Aus dem Nachlass des Wiener Erzbischofs Leopold Maximilian Graf Firmian (1832) 352
- 6.6.7 Aus der Bibliothek der Grafen Auersperg im Schloss Wolfpassing (1834) 356
- 6.7 Der Bestandsaufbau der Privatbibliothek 1806 bis 1835 im Überblick (TH-F) 359
- 7. Bibliothek und Ordnung 363
- 8. Die Sammlungsbestände im historischen Kontext. Exemplarische Analysen 394
- 9. Die Privatbibliothek im Vergleich. Einblicke und Ausblicke 489
- 10. Resümee 537
- Bildteil 545
- 11. Anhang 561
- 11.1 Werke der Büchersammlung aus Florenz in der kaiserlichen Privatbibliothek 561
- 11.2 Werke der Büchersammlung aus Florenz im Prunksaal 568
- 11.3 Sammlung der besten deutschen prosaischen Schriftsteller und Dichter 571
- 11.4 Ahnentafel Kaiser Franz’ I 574
- 11.5 Beschreibung der Lebensweise Kaiser Franz’ I 574
- 11.6 Wiener Buchhändler als Lieferanten der Privatbibliothek 577
- 11.7 Edition des von der Zensur verbotenen Eipeldauerbriefs 579
- 11.8 Prandau’sche Auktion: Listen der für die Privatbibliothek erworbenen bzw. nicht erworbenen Werke 579
- 11.9 Birkenstock’sche Auktion: Listen der für die Privatbibliothek erworbenen und nicht erworbenen Werke 582
- 11.10 Sinzendorf’sche Auktion: Liste der für die Privatbibliothek erworbenen und nicht erworbenen Werke 590
- 11.11 Auktion der Bibliothek Maximilians I. von Bayern: Liste der für die Privatbibliothek erworbenen Werke 592
- 12. Abbildungs-, Quellen- und Literaturverzeichnis 595
- 13. Register 630