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FINANZPOLITISCHE ASPEKTE DER
PRIVATBIBLIOTHEK222
Höhe von 6.236 fl. 33 kr. C.M., da die nach wie vor in Wiener Währung aus-
bezahlte Dotation nicht einmal ausreichend sei, um die schon begonnenen
Fortsetzungswerke weiterhin beziehen zu können, geschweige denn neue
Werke, Landkarten oder Kupferstiche anzuschaffen. Der Kaiser genehmigt
schließlich den Betrag,916 der „über die Dotation für das Jahr 1816 zu[r] Be-
streitung der erforderlichen Auslagen noch nothwendig ist“, mahnt jedoch,
wie schon 1814, im kommenden Jahr 1817 danach „zu trachten mit der be-
stimmten Dotation das auslangen zu erreichen“.917
Zu einer Konsolidierung kann es jedoch nicht kommen. Weiterhin werden
für die Porträtsammlung Portefeuilles und Papier zum Aufziehen der Ob-
jekte eingekauft und aus der Privatbibliothekskasse beglichen.918 Der Kaiser
dürfte jedoch zur Einsicht gekommen sein, dass die Differenz zwischen be-
willigtem Budget und den tatsächlichen Erfordernissen zu groß war, um die-
ses Problem weiterhin ignorieren zu können. Er bewilligt am 14. Mai 1817
einen weiteren außerordentlichen Zuschuss in der Höhe von 3.131 fl.919
Stillschweigend wird somit ein Modus vivendi geschaffen, mit dem sowohl
der Kaiser als auch sein Bibliothekar leben können. Franz I. ist nicht genö-
tigt, den einmal festgesetzten Dotationsbetrag erhöhen zu müssen, Young
werden im Gegenzug die gelegentlich unterm Jahr, stets jedoch am Jahres-
ende erbetenen Zuschüsse genehmigt, die in einigen Fällen auch in Konven-
tionsmünze ausbezahlt werden. Am 21. Februar 1818 überreicht Young dem
Kaiser beispielsweise die Abrechnung für das Jahr 1817,920 die einen „mage-
ren“ Kassenrest von 2 fl. 15 kr. C.M. und 3.069 fl. 58 kr. W.W. ergeben, und
ersucht gleichzeitig um einen Zuschuss in der Höhe von 5.425 fl. W.W., mit
welchem er sodann wieder im Stande sei, die kürzlich eingelangten Buch-
händlerrechnungen begleichen zu können. Der Kaiser willigt ein und geneh-
migt die Anweisung des Betrages bei der k. k. Privatkasse.921
Trotz dieser Vorgehensweise bleibt das Währungsproblem bestehen.
Nachdem die Privatbibliothekskasse durch die Dotation beinahe nur über
Wiener Währung verfügt, viele Rechnungen jedoch in Konventionsmünze
oder einer ausländischen Währung ausgestellt sind und auch bezahlt wer-
den müssen, ist Young des Öftern genötigt, für diese Beträge entsprechende
Summen in Wiener Währung nach dem jeweils aktuellen Kurs einzutau-
schen.922 Obwohl die außerordentlichen Zuschüsse seit einiger Zeit schon
916 ÖStA, HHStA, GdPFF, Ältere Reihe, Hauptbuch 1817, p. 163.
917 FKBA02026, fol. 6r.
918 Vgl. dazu FKBA02038, fol. 1r.
919 FKBA02038, fol. 3r.
920 FKBA02072, fol. 5–6.
921 Vgl. FKBA02072, fol. 7r.
922 Etwa: „Für eingekaufte Conventions-Münze in dem Betrage von 1.190 fl. sind in Wiener
Die Privatbibliothek Kaiser Franz’ I. von Österreich 1784-1835
Bibliotheks- und Kulturgeschichte einer fürstlichen Sammlung zwischen Aufklärung und Vormärz
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Die Privatbibliothek Kaiser Franz’ I. von Österreich 1784-1835
- Untertitel
- Bibliotheks- und Kulturgeschichte einer fürstlichen Sammlung zwischen Aufklärung und Vormärz
- Autoren
- Thomas Huber-Frischeis
- Nina Knieling
- Rainer Valenta
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2015
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79497-4
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 644
- Schlagwörter
- Austrian History, Book History, Library History, 18th Century, 19th Century, Emperor Francis I, Österreichische Geschichte, Buchgeschichte, Bibliotheksgeschichte, 18. Jahrhundert, 19. Jahrhundert, Hofburg, Kaiser Franz I.
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort 11
- 1. Einleitung 15
- 2. Zur Vorbildfunktion der Privatbibliothek von Pietro Leopoldo und Maria Luisa. Erwerbungsstrategien und Buchlektüre am florentinischen Hof (NK) 27
- 2.1 Pietro Leopoldo als Großherzog von Toskana 28
- 2.2 Meilensteine der florentinischen Privatbibliothek der Großherzoge 30
- 2.3 Akquisitionspolitik und Benutzung 36
- 2.4 Sapere aude – Das Buch als Eckpfeiler der aufgeklärten Erziehung und seine mediale Rezeption 49
- 2.5 Spurensuche nach dem Nukleus der franziszeischen Privatbibliothek 62
- 3. Vom Kaiser bis zum Bibliotheksadjunkten. Die Akteure der Privatbibliothek 70
- 3.1 Stationen im Leben eines Kaisers als Bibliothekar 70
- 3.1.1 Die Prinzenerziehung in Wien und der prägende Einfluss von Erziehern und Lehrern (NK) 70
- 3.1.2 Franz II. als letzter Kaiser des Heiligen Römischen Reichs (NK) 76
- 3.1.3 Franz I. als Kaiser von Österreich (TH-F) 77
- 3.1.4 Die Privatbibliothek im administrativen Gefüge des erzherzoglichen bzw. kaiserlichen Hofstaats bis 1806 (NK) 81
- 3.2 Personal der Institution Privatbibliothek (TH-F) 83
- 3.2.1 Mathias Braunbeck 84
- 3.2.2 Peter Thomas Young 89
- 3.2.3 Michael Brunner 116
- 3.2.4 Alois Hofmann 121
- 3.2.5 Franz (Xaver) Thein 123
- 3.2.6 (Johann) Eduard Frister 128
- 3.2.7 Wenzel (Maximilian) Kißler 135
- 3.2.8 Leopold Joseph Wilhelm von Khloyber 140
- 3.2.9 Georg Thaa 151
- 3.2.10 Giuseppe Caselli 156
- 3.2.11 Joseph Ott 166
- 3.2.12 Philipp Held 176
- 3.1 Stationen im Leben eines Kaisers als Bibliothekar 70
- 4. Die Bibliothek als architektonischer Ort. Rekonstruktion und Entwicklung der Privatbibliothek Kaiser Franz’ I. (RV) 178
- 5. Finanzpolitische Aspekte der Privatbibliothek (TH-F) 208
- 6. Vom Buchmarkt zum Bibliotheksbestand . Erwerbungsmechanismen und Bestandsaufbau 229
- 6.1 The Marketplace of Ideas – Akquisitionspolitik 1784 bis 1791 (NK) 229
- 6.2 Ein Handapparat entsteht – Bestandsaufbau und unktionswandel der Privatbibliothek 1784 bis 1791 (NK) 244
- 6.3 Handelspraktiken des Buchmarktes 1792 bis 1806 im Spiegel der Privatbibliothek (NK) 252
- 6.4 Erwerbungen bei in- und ausländischen Buchhändlern 1806 bis 1835 (TH-F) 266
- 6.5 Ankauf geschlossener Sammlungen von 1806 bis 1835 (TH-F) 280
- 6.5.1 Die ererbte Bibliothek Erzherzogin Maria Elisabeths (1808) 283
- 6.5.2 Die Manuskriptsammlungen des Joseph von Sartori (1809, 1813) 287
- 6.5.3 Die Bibliothek des Peter Anton Freiherrn von Frank (1819) 292
- 6.5.4 Die Inkunabelsammlung des Ferdinand Freiherrn von Ulm (1824) 296
- 6.5.5 Sammlung chinesischer Handzeichnungen des Generalkonsuls Edward Watts (um 1826) 304
- 6.5.6 Die physiognomische Studiensammlung des Johann Caspar Lavater (1828) 307
- 6.5.7 Aus dem Nachlass des ehemaligen Leibarztes Nikolaus Thomas Host (1834) 314
- 6.6 Erwerbungen im Rahmen von Auktionen von 1806 bis 1835 (TH-F) 320
- 6.6.1 Aus der Privatbibliothek des Franz Freiherrn von Prandau (1811) 322
- 6.6.2 Aus der Privatbibliothek des Johann Melchior Edlen von Birkenstock (1812) 327
- 6.6.3 Aus der Privatbibliothek der Grafen Apponyi (1818) 338
- 6.6.4 Aus der Privatbibliothek des Prosper Fürsten von Sinzendorf (1823) 339
- 6.6.5 Aus der Privatbibliothek König Maximilian I. Josephs von Bayern (1826) 347
- 6.6.6 Aus dem Nachlass des Wiener Erzbischofs Leopold Maximilian Graf Firmian (1832) 352
- 6.6.7 Aus der Bibliothek der Grafen Auersperg im Schloss Wolfpassing (1834) 356
- 6.7 Der Bestandsaufbau der Privatbibliothek 1806 bis 1835 im Überblick (TH-F) 359
- 7. Bibliothek und Ordnung 363
- 8. Die Sammlungsbestände im historischen Kontext. Exemplarische Analysen 394
- 9. Die Privatbibliothek im Vergleich. Einblicke und Ausblicke 489
- 10. Resümee 537
- Bildteil 545
- 11. Anhang 561
- 11.1 Werke der Büchersammlung aus Florenz in der kaiserlichen Privatbibliothek 561
- 11.2 Werke der Büchersammlung aus Florenz im Prunksaal 568
- 11.3 Sammlung der besten deutschen prosaischen Schriftsteller und Dichter 571
- 11.4 Ahnentafel Kaiser Franz’ I 574
- 11.5 Beschreibung der Lebensweise Kaiser Franz’ I 574
- 11.6 Wiener Buchhändler als Lieferanten der Privatbibliothek 577
- 11.7 Edition des von der Zensur verbotenen Eipeldauerbriefs 579
- 11.8 Prandau’sche Auktion: Listen der für die Privatbibliothek erworbenen bzw. nicht erworbenen Werke 579
- 11.9 Birkenstock’sche Auktion: Listen der für die Privatbibliothek erworbenen und nicht erworbenen Werke 582
- 11.10 Sinzendorf’sche Auktion: Liste der für die Privatbibliothek erworbenen und nicht erworbenen Werke 590
- 11.11 Auktion der Bibliothek Maximilians I. von Bayern: Liste der für die Privatbibliothek erworbenen Werke 592
- 12. Abbildungs-, Quellen- und Literaturverzeichnis 595
- 13. Register 630