Seite - 278 - in Die Privatbibliothek Kaiser Franz’ I. von Österreich 1784-1835 - Bibliotheks- und Kulturgeschichte einer fürstlichen Sammlung zwischen Aufklärung und Vormärz
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VOM BUCHMARKT ZUM
BIBLIOTHEKSBESTAND278
vileg gegründet, passte die französische Buchhandlung gut in das Bild dieser
Stadt mit starkem französischen Einfluss. Sein 1749 geborener Sohn Math-
ias (Mathieu) übernahm das Unternehmen seines Vaters schließlich nach ei-
ner Lehrzeit in einer anderen Buchhandlung. Die Geltung und das Ansehen,
das die Familie in der Stadt genoss, äußerte sich in Einladungen des Kur-
fürsten zu Hoffesten oder der Wahl zum Oberbürgermeister der Stadt 1810,
die Mathias Fontaine allerdings ausschlug. Bereits 1791 hatte seine zweitäl-
teste Tochter den ebenfalls in Mannheim ansässigen Buchhändler Domenico
Artaria geehelicht. 1816 übergab Mathias Fontaine die „Librairie Françoise“
an seinen ältesten Enkel Carl Dominik Artaria, der diese nach dem Tod des
Großvaters 1818 im darauffolgenden Jahr mit der Buchhandlung seines Va-
ters Domenico vereinigte.1158
Bereits ab 1790 wird die Librerie Fontaine zum Lieferanten des Kai-
sers auserkoren. Die Liste jener Fortsetzungswerke, die im Jahr 1812 von
der Privatbibliothek bezogen wurden, enthält lediglich drei Titel: „Cours
historique et élémentaire de peinture, ou galerie complette du musée
Napoléon“,1159 Henry Louis Durhamels „Traité des arbres et arbustes que l’on
cultive en France en pleine terre“1160 sowie die schlussendlich in 166 Bänden
beim Pariser Verleger Charles-Joseph Panckoucke erschienene „Encyclopé-
die methodique, ou par ordre de matières, par une société de gens de lett-
res, de savans et d’artistes“1161. Die Durchsicht der Rechnungen Fontaines
bekräftigt diesen Befund. Nur relativ wenige, jedoch prachtvolle und um-
fangreiche Werke, allesamt französischer Herkunft, wurden über Fontaine
bezogen. Die bereits genannten Titel wären um das in 107 Lieferungen er-
schienene Werk über Heilpflanzen, „Flore médicale“1162 des französischen
1158 Voss, Buchhandel, 142f.
1159 FRANZ 7492.
1160 FRANZ 10086.
1161 FRANZ 1105.
1162 FRANZ 15561; dieses Exemplar wurde über Fontaine nachweislich ab dem 25. August
1814 in Lieferungen bezogen [vgl. FKBR1814/87], siehe dazu auch Nissen, Buchillustra-
tion, Verfasserverzeichnis 34 (Chaumeton). Dasselbe Werk wurde dem Kaiser vom Her-
ausgeber Charles Louis Fleury Panckoucke im Zuge des Aufenthalts des Monarchen in
Paris im Sommer 1815 zur Begutachtung vorgelegt, woraufhin Franz I. einen Sonderab-
zug auf Velinpapier für seine Privatbibliothek bestellt (pränumeriert) haben soll [FRANZ
16122]. Dies bringt der Herausgeber im Vorwort zum ersten Band (= erste Lieferung)
zum Ausdruck: „Sa Majesté l’Empereur d’Autriche a daigné le 27 août 1815, à Paris, ac-
corder une audience particulière à Mr. C. L. F. Panckoucke, éditeur du Dictionaire des
sciences médicales et de la Flore des plantes usitées en medicine. Sa Majesté a examiné
avec beaucoup d’attention et de plaisir les belles peintures de la Flore, ouvrage de Mme.
[Anne-]E[rnestine] Panckoucke et de Mr. [Pierre] J[ean François] Turpin: elles lui ont rap-
pelé une étude favorite et de douces occupations. Sa Majesté a ordonné que l’exemplaire
Die Privatbibliothek Kaiser Franz’ I. von Österreich 1784-1835
Bibliotheks- und Kulturgeschichte einer fürstlichen Sammlung zwischen Aufklärung und Vormärz
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Die Privatbibliothek Kaiser Franz’ I. von Österreich 1784-1835
- Untertitel
- Bibliotheks- und Kulturgeschichte einer fürstlichen Sammlung zwischen Aufklärung und Vormärz
- Autoren
- Thomas Huber-Frischeis
- Nina Knieling
- Rainer Valenta
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2015
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79497-4
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 644
- Schlagwörter
- Austrian History, Book History, Library History, 18th Century, 19th Century, Emperor Francis I, Österreichische Geschichte, Buchgeschichte, Bibliotheksgeschichte, 18. Jahrhundert, 19. Jahrhundert, Hofburg, Kaiser Franz I.
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort 11
- 1. Einleitung 15
- 2. Zur Vorbildfunktion der Privatbibliothek von Pietro Leopoldo und Maria Luisa. Erwerbungsstrategien und Buchlektüre am florentinischen Hof (NK) 27
- 2.1 Pietro Leopoldo als Großherzog von Toskana 28
- 2.2 Meilensteine der florentinischen Privatbibliothek der Großherzoge 30
- 2.3 Akquisitionspolitik und Benutzung 36
- 2.4 Sapere aude – Das Buch als Eckpfeiler der aufgeklärten Erziehung und seine mediale Rezeption 49
- 2.5 Spurensuche nach dem Nukleus der franziszeischen Privatbibliothek 62
- 3. Vom Kaiser bis zum Bibliotheksadjunkten. Die Akteure der Privatbibliothek 70
- 3.1 Stationen im Leben eines Kaisers als Bibliothekar 70
- 3.1.1 Die Prinzenerziehung in Wien und der prägende Einfluss von Erziehern und Lehrern (NK) 70
- 3.1.2 Franz II. als letzter Kaiser des Heiligen Römischen Reichs (NK) 76
- 3.1.3 Franz I. als Kaiser von Österreich (TH-F) 77
- 3.1.4 Die Privatbibliothek im administrativen Gefüge des erzherzoglichen bzw. kaiserlichen Hofstaats bis 1806 (NK) 81
- 3.2 Personal der Institution Privatbibliothek (TH-F) 83
- 3.2.1 Mathias Braunbeck 84
- 3.2.2 Peter Thomas Young 89
- 3.2.3 Michael Brunner 116
- 3.2.4 Alois Hofmann 121
- 3.2.5 Franz (Xaver) Thein 123
- 3.2.6 (Johann) Eduard Frister 128
- 3.2.7 Wenzel (Maximilian) Kißler 135
- 3.2.8 Leopold Joseph Wilhelm von Khloyber 140
- 3.2.9 Georg Thaa 151
- 3.2.10 Giuseppe Caselli 156
- 3.2.11 Joseph Ott 166
- 3.2.12 Philipp Held 176
- 3.1 Stationen im Leben eines Kaisers als Bibliothekar 70
- 4. Die Bibliothek als architektonischer Ort. Rekonstruktion und Entwicklung der Privatbibliothek Kaiser Franz’ I. (RV) 178
- 5. Finanzpolitische Aspekte der Privatbibliothek (TH-F) 208
- 6. Vom Buchmarkt zum Bibliotheksbestand . Erwerbungsmechanismen und Bestandsaufbau 229
- 6.1 The Marketplace of Ideas – Akquisitionspolitik 1784 bis 1791 (NK) 229
- 6.2 Ein Handapparat entsteht – Bestandsaufbau und unktionswandel der Privatbibliothek 1784 bis 1791 (NK) 244
- 6.3 Handelspraktiken des Buchmarktes 1792 bis 1806 im Spiegel der Privatbibliothek (NK) 252
- 6.4 Erwerbungen bei in- und ausländischen Buchhändlern 1806 bis 1835 (TH-F) 266
- 6.5 Ankauf geschlossener Sammlungen von 1806 bis 1835 (TH-F) 280
- 6.5.1 Die ererbte Bibliothek Erzherzogin Maria Elisabeths (1808) 283
- 6.5.2 Die Manuskriptsammlungen des Joseph von Sartori (1809, 1813) 287
- 6.5.3 Die Bibliothek des Peter Anton Freiherrn von Frank (1819) 292
- 6.5.4 Die Inkunabelsammlung des Ferdinand Freiherrn von Ulm (1824) 296
- 6.5.5 Sammlung chinesischer Handzeichnungen des Generalkonsuls Edward Watts (um 1826) 304
- 6.5.6 Die physiognomische Studiensammlung des Johann Caspar Lavater (1828) 307
- 6.5.7 Aus dem Nachlass des ehemaligen Leibarztes Nikolaus Thomas Host (1834) 314
- 6.6 Erwerbungen im Rahmen von Auktionen von 1806 bis 1835 (TH-F) 320
- 6.6.1 Aus der Privatbibliothek des Franz Freiherrn von Prandau (1811) 322
- 6.6.2 Aus der Privatbibliothek des Johann Melchior Edlen von Birkenstock (1812) 327
- 6.6.3 Aus der Privatbibliothek der Grafen Apponyi (1818) 338
- 6.6.4 Aus der Privatbibliothek des Prosper Fürsten von Sinzendorf (1823) 339
- 6.6.5 Aus der Privatbibliothek König Maximilian I. Josephs von Bayern (1826) 347
- 6.6.6 Aus dem Nachlass des Wiener Erzbischofs Leopold Maximilian Graf Firmian (1832) 352
- 6.6.7 Aus der Bibliothek der Grafen Auersperg im Schloss Wolfpassing (1834) 356
- 6.7 Der Bestandsaufbau der Privatbibliothek 1806 bis 1835 im Überblick (TH-F) 359
- 7. Bibliothek und Ordnung 363
- 8. Die Sammlungsbestände im historischen Kontext. Exemplarische Analysen 394
- 9. Die Privatbibliothek im Vergleich. Einblicke und Ausblicke 489
- 10. Resümee 537
- Bildteil 545
- 11. Anhang 561
- 11.1 Werke der Büchersammlung aus Florenz in der kaiserlichen Privatbibliothek 561
- 11.2 Werke der Büchersammlung aus Florenz im Prunksaal 568
- 11.3 Sammlung der besten deutschen prosaischen Schriftsteller und Dichter 571
- 11.4 Ahnentafel Kaiser Franz’ I 574
- 11.5 Beschreibung der Lebensweise Kaiser Franz’ I 574
- 11.6 Wiener Buchhändler als Lieferanten der Privatbibliothek 577
- 11.7 Edition des von der Zensur verbotenen Eipeldauerbriefs 579
- 11.8 Prandau’sche Auktion: Listen der für die Privatbibliothek erworbenen bzw. nicht erworbenen Werke 579
- 11.9 Birkenstock’sche Auktion: Listen der für die Privatbibliothek erworbenen und nicht erworbenen Werke 582
- 11.10 Sinzendorf’sche Auktion: Liste der für die Privatbibliothek erworbenen und nicht erworbenen Werke 590
- 11.11 Auktion der Bibliothek Maximilians I. von Bayern: Liste der für die Privatbibliothek erworbenen Werke 592
- 12. Abbildungs-, Quellen- und Literaturverzeichnis 595
- 13. Register 630