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DIE KATALOGE DER PRIVATBIBLIOTHEK KAISER FRANZ’ I. 375
Danach könne man den Autor bzw. das Ordnungswort und die Standortan-
gaben unabhängig für jede Titelaufnahme aufgrund der dort enthaltenen
Angaben (vgl. Punkt 1 und 2) in das Standortrepertorium eintragen. Dieses
Procedere gilt jedoch offenbar nur solange, als der bereits vorhandene Bü-
cherbestand abgearbeitet ist. Bei allen danach vorfallenden Erwerbungen
wird hingegen folgende Arbeitsweise vorgeschrieben: Titelaufnahme – Ein-
trag in das Standortrepertorium, was zugleich die (fortlaufende) Vergabe der
unveränderlichen Zahl und des Standortes bedeutet – Eintrag in den alpha-
betischen Katalog.1536
Geht man die ersten 9.405 Einträge im Standortrepertorium flüchtig
durch, so hat man den Eindruck, dass bei diesen großteils keine mit der
Folge der unveränderlichen Zahlen korrespondierende Aneinanderreihung
der Standorte gegeben ist. Das bedeutet, dass es kaum oder gar nicht der
Fall ist, dass alle in einem Kasten befindlichen Bücher nach der Abfolge ih-
rer Aufstellung der Reihe nach eingetragen wurden (einzelne Segmente da-
von – etwa die Bände innerhalb eines Faches – aber sehr wohl). Es ist also
ausgeschlossen, dass Young nach dem von Kayser empfohlenen Verfahren
vorgegangen ist. Andererseits wird man auch nicht davon ausgehen dürfen,
dass er die Bücher ganz unsystematisch und willkürlich aus den Regalen
gezogen hat, um sie dann ins Standortrepertorium einzutragen, da dann jeg-
liche Übersicht über die getane und noch zu leistende Arbeit verloren gegan-
gen wäre. Der Sachverhalt ist meines Erachtens nur so zu deuten, dass ein
Großteil der Bücher zunächst in das Standortrepertorium eingetragen und
erst anschließend in die Regale eingeordnet wurde. Wie ist das möglich?
Denkbar wäre, dass Young eine Neuaufstellung der Bücher vorgenommen
hat oder dass Teile der Bibliothek noch gar nicht in die Regale eingeordnet
waren oder sich noch im Appartement des Kaisers befanden. Die tatsächli-
che Ursache für das vorliegende Problem liegt meines Erachtens jedoch in ei-
nem konkret fassbaren Vorfall: 1805 wurde die gesamte Sammlung das erste
Mal wegen des Einmarsches der Franzosen evakuiert. Teile davon wurden
vom Buchbinder Kapler und vom Buchhändler Schaumburg in Gewahr-
sam genommen.1537 Vermutlich sahen sich die Verantwortlichen bei dieser
Aktion mit den folgenden oder ähnlichen Problemen konfrontiert: Welche
Werke waren besonders wertvoll und sollten daher unbedingt in Sicherheit
gebracht werden? Wie ließ sich nach überwundener Gefahr feststellen, ob
noch alle Bücher vorhanden bzw. welche Abgänge zu beklagen waren? Wie
konnte man die Ordnung und Aufstellung der Bibliothek bewerkstelligen
1536 Kayser, Manipulation, 59.
1537 FKBA01003, fol. 3v. Zur Evakuierung in diesem Jahr siehe Knieling, Privatbibliothek,
167–170.
Die Privatbibliothek Kaiser Franz’ I. von Österreich 1784-1835
Bibliotheks- und Kulturgeschichte einer fürstlichen Sammlung zwischen Aufklärung und Vormärz
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Die Privatbibliothek Kaiser Franz’ I. von Österreich 1784-1835
- Untertitel
- Bibliotheks- und Kulturgeschichte einer fürstlichen Sammlung zwischen Aufklärung und Vormärz
- Autoren
- Thomas Huber-Frischeis
- Nina Knieling
- Rainer Valenta
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2015
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79497-4
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 644
- Schlagwörter
- Austrian History, Book History, Library History, 18th Century, 19th Century, Emperor Francis I, Österreichische Geschichte, Buchgeschichte, Bibliotheksgeschichte, 18. Jahrhundert, 19. Jahrhundert, Hofburg, Kaiser Franz I.
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort 11
- 1. Einleitung 15
- 2. Zur Vorbildfunktion der Privatbibliothek von Pietro Leopoldo und Maria Luisa. Erwerbungsstrategien und Buchlektüre am florentinischen Hof (NK) 27
- 2.1 Pietro Leopoldo als Großherzog von Toskana 28
- 2.2 Meilensteine der florentinischen Privatbibliothek der Großherzoge 30
- 2.3 Akquisitionspolitik und Benutzung 36
- 2.4 Sapere aude – Das Buch als Eckpfeiler der aufgeklärten Erziehung und seine mediale Rezeption 49
- 2.5 Spurensuche nach dem Nukleus der franziszeischen Privatbibliothek 62
- 3. Vom Kaiser bis zum Bibliotheksadjunkten. Die Akteure der Privatbibliothek 70
- 3.1 Stationen im Leben eines Kaisers als Bibliothekar 70
- 3.1.1 Die Prinzenerziehung in Wien und der prägende Einfluss von Erziehern und Lehrern (NK) 70
- 3.1.2 Franz II. als letzter Kaiser des Heiligen Römischen Reichs (NK) 76
- 3.1.3 Franz I. als Kaiser von Österreich (TH-F) 77
- 3.1.4 Die Privatbibliothek im administrativen Gefüge des erzherzoglichen bzw. kaiserlichen Hofstaats bis 1806 (NK) 81
- 3.2 Personal der Institution Privatbibliothek (TH-F) 83
- 3.2.1 Mathias Braunbeck 84
- 3.2.2 Peter Thomas Young 89
- 3.2.3 Michael Brunner 116
- 3.2.4 Alois Hofmann 121
- 3.2.5 Franz (Xaver) Thein 123
- 3.2.6 (Johann) Eduard Frister 128
- 3.2.7 Wenzel (Maximilian) Kißler 135
- 3.2.8 Leopold Joseph Wilhelm von Khloyber 140
- 3.2.9 Georg Thaa 151
- 3.2.10 Giuseppe Caselli 156
- 3.2.11 Joseph Ott 166
- 3.2.12 Philipp Held 176
- 3.1 Stationen im Leben eines Kaisers als Bibliothekar 70
- 4. Die Bibliothek als architektonischer Ort. Rekonstruktion und Entwicklung der Privatbibliothek Kaiser Franz’ I. (RV) 178
- 5. Finanzpolitische Aspekte der Privatbibliothek (TH-F) 208
- 6. Vom Buchmarkt zum Bibliotheksbestand . Erwerbungsmechanismen und Bestandsaufbau 229
- 6.1 The Marketplace of Ideas – Akquisitionspolitik 1784 bis 1791 (NK) 229
- 6.2 Ein Handapparat entsteht – Bestandsaufbau und unktionswandel der Privatbibliothek 1784 bis 1791 (NK) 244
- 6.3 Handelspraktiken des Buchmarktes 1792 bis 1806 im Spiegel der Privatbibliothek (NK) 252
- 6.4 Erwerbungen bei in- und ausländischen Buchhändlern 1806 bis 1835 (TH-F) 266
- 6.5 Ankauf geschlossener Sammlungen von 1806 bis 1835 (TH-F) 280
- 6.5.1 Die ererbte Bibliothek Erzherzogin Maria Elisabeths (1808) 283
- 6.5.2 Die Manuskriptsammlungen des Joseph von Sartori (1809, 1813) 287
- 6.5.3 Die Bibliothek des Peter Anton Freiherrn von Frank (1819) 292
- 6.5.4 Die Inkunabelsammlung des Ferdinand Freiherrn von Ulm (1824) 296
- 6.5.5 Sammlung chinesischer Handzeichnungen des Generalkonsuls Edward Watts (um 1826) 304
- 6.5.6 Die physiognomische Studiensammlung des Johann Caspar Lavater (1828) 307
- 6.5.7 Aus dem Nachlass des ehemaligen Leibarztes Nikolaus Thomas Host (1834) 314
- 6.6 Erwerbungen im Rahmen von Auktionen von 1806 bis 1835 (TH-F) 320
- 6.6.1 Aus der Privatbibliothek des Franz Freiherrn von Prandau (1811) 322
- 6.6.2 Aus der Privatbibliothek des Johann Melchior Edlen von Birkenstock (1812) 327
- 6.6.3 Aus der Privatbibliothek der Grafen Apponyi (1818) 338
- 6.6.4 Aus der Privatbibliothek des Prosper Fürsten von Sinzendorf (1823) 339
- 6.6.5 Aus der Privatbibliothek König Maximilian I. Josephs von Bayern (1826) 347
- 6.6.6 Aus dem Nachlass des Wiener Erzbischofs Leopold Maximilian Graf Firmian (1832) 352
- 6.6.7 Aus der Bibliothek der Grafen Auersperg im Schloss Wolfpassing (1834) 356
- 6.7 Der Bestandsaufbau der Privatbibliothek 1806 bis 1835 im Überblick (TH-F) 359
- 7. Bibliothek und Ordnung 363
- 8. Die Sammlungsbestände im historischen Kontext. Exemplarische Analysen 394
- 9. Die Privatbibliothek im Vergleich. Einblicke und Ausblicke 489
- 10. Resümee 537
- Bildteil 545
- 11. Anhang 561
- 11.1 Werke der Büchersammlung aus Florenz in der kaiserlichen Privatbibliothek 561
- 11.2 Werke der Büchersammlung aus Florenz im Prunksaal 568
- 11.3 Sammlung der besten deutschen prosaischen Schriftsteller und Dichter 571
- 11.4 Ahnentafel Kaiser Franz’ I 574
- 11.5 Beschreibung der Lebensweise Kaiser Franz’ I 574
- 11.6 Wiener Buchhändler als Lieferanten der Privatbibliothek 577
- 11.7 Edition des von der Zensur verbotenen Eipeldauerbriefs 579
- 11.8 Prandau’sche Auktion: Listen der für die Privatbibliothek erworbenen bzw. nicht erworbenen Werke 579
- 11.9 Birkenstock’sche Auktion: Listen der für die Privatbibliothek erworbenen und nicht erworbenen Werke 582
- 11.10 Sinzendorf’sche Auktion: Liste der für die Privatbibliothek erworbenen und nicht erworbenen Werke 590
- 11.11 Auktion der Bibliothek Maximilians I. von Bayern: Liste der für die Privatbibliothek erworbenen Werke 592
- 12. Abbildungs-, Quellen- und Literaturverzeichnis 595
- 13. Register 630