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BIBLIOTHEK UND
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1810 nur geringfügige Änderungen. Aufgrund formaler Eigenheiten (Format
– Einband – Titelblatt) ist sie der oben beschriebenen Katalog-Reihe „Bib-
liotheca domestica“ zuzurechnen und wurde wahrscheinlich hauptsächlich
zu diesem Zweck niedergeschrieben. Es genügt deshalb, wenn wir nur den
Band von 1810 in den Fokus unserer Betrachtungen setzen. Drei wesentli-
che Aspekte ergeben sich im Hinblick auf seine Gestaltung: 1. die zeitliche
Abgrenzung (1530); 2. die Anordnung der Einträge und die Indizes; 3. die
Details der bibliografischen Beschreibung.
Die zeitliche Grenze, die Young für die Frühdrucke zieht (bis 1530), ist
eher ungewöhnlich. Zwar war das Jahr 1500 zu Beginn des 19. Jahrhun-
derts noch nicht kanonisch für die Definition der Inkunabeln; die Autoren
der wichtigsten einschlägigen Verzeichnisse halten sich aber bereits an
dieses Datum.1550 Auffällig ist jedenfalls, dass es wiederum Kayser ist, der
das Zeitalter der Frühdrucke bis 1530 ausdehnt.1551 Mit der chronologischen
Reihung der Einträge folgt Young hingegen einer im 18. Jahrhundert gän-
gigen Praxis.1552 Zur besseren Auffindung der Werke enthält der Katalog
alphabetische Indizes zu den Autoren, Druckern und Druckorten mit Kurz-
titeln.
Was bei den Einträgen selbst vorab auffällt, ist die große Ausführlichkeit
der Beschreibung. Sie gliedert sich im Einzelnen wie folgt: 1. Der Kopf ent-
hält neben der Bibliothekszahl Autor, Titel, Verlagsort, Erscheinungsjahr,
Format und gegebenenfalls auch eine Anmerkung zur illustrativen Aus-
stattung. Es folgen 2. Angaben zu: Typenart, Satz, Blattzahl, Signaturen,
Kustoden, Initialen und das Zitat des Titelblattes; 3. das Zitat des Incipit;
4. Angaben zum Inhalt des Buches (das gegebenenfalls mehrere Werke ent-
hält); 5. das Zitat des Explicit; 6. das Zitat des Kolophons („Ad Calcem“) und
schließlich 7. Angaben zu Registern. Alle wörtlichen Zitate werden unterstri-
chen wiedergegeben.
Mit dieser Ausführlichkeit der bibliografischen Beschreibung nimmt
Young die Vorzüge von Ludwig Hains zwischen 1826 und 1838 in zwei Bän-
den erschienenem, jedoch unvollständigem Inkunabelverzeichnis vorweg.
Sie erlauben eine genaue Identifikation der konkreten Exemplare aufgrund
von diplomatisch genauer, zeilen- und buchstabengetreuer Wiedergabe der
1550 Schrettinger, Lehrbuch, 42f. äußert sich zu dieser Problematik wie folgt: „Über die Be-
stimmung der Grenzen dieses Zeitraumes sind die berühmtesten Literatoren unter sich
selbst nicht einig. Die meisten derselben nehmen diesen Zeitraum von Entstehung der
Buchdruckerkunst bis zu Ende des Jahres 1500 an; Schelhorn findet für gut, ihn bis 1517,
Engel, Panzer, u. a. bis 1520, Kaiser bis 1530, und Uffenbach bis 1533 auszudehnen.“
1551 Vgl. Kayser, Manipulation, 19: „Bey den sogenannten Inkunabeln oder den von Anfang
der erfundenen Buchdruckerkunst bis zum Jahr 1530 gedruckten Büchern […]“.
1552 Lexikon des gesamten Buchwesens, Bd. III (1991), 620.
Die Privatbibliothek Kaiser Franz’ I. von Österreich 1784-1835
Bibliotheks- und Kulturgeschichte einer fürstlichen Sammlung zwischen Aufklärung und Vormärz
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Die Privatbibliothek Kaiser Franz’ I. von Österreich 1784-1835
- Untertitel
- Bibliotheks- und Kulturgeschichte einer fürstlichen Sammlung zwischen Aufklärung und Vormärz
- Autoren
- Thomas Huber-Frischeis
- Nina Knieling
- Rainer Valenta
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2015
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79497-4
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 644
- Schlagwörter
- Austrian History, Book History, Library History, 18th Century, 19th Century, Emperor Francis I, Österreichische Geschichte, Buchgeschichte, Bibliotheksgeschichte, 18. Jahrhundert, 19. Jahrhundert, Hofburg, Kaiser Franz I.
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort 11
- 1. Einleitung 15
- 2. Zur Vorbildfunktion der Privatbibliothek von Pietro Leopoldo und Maria Luisa. Erwerbungsstrategien und Buchlektüre am florentinischen Hof (NK) 27
- 2.1 Pietro Leopoldo als Großherzog von Toskana 28
- 2.2 Meilensteine der florentinischen Privatbibliothek der Großherzoge 30
- 2.3 Akquisitionspolitik und Benutzung 36
- 2.4 Sapere aude – Das Buch als Eckpfeiler der aufgeklärten Erziehung und seine mediale Rezeption 49
- 2.5 Spurensuche nach dem Nukleus der franziszeischen Privatbibliothek 62
- 3. Vom Kaiser bis zum Bibliotheksadjunkten. Die Akteure der Privatbibliothek 70
- 3.1 Stationen im Leben eines Kaisers als Bibliothekar 70
- 3.1.1 Die Prinzenerziehung in Wien und der prägende Einfluss von Erziehern und Lehrern (NK) 70
- 3.1.2 Franz II. als letzter Kaiser des Heiligen Römischen Reichs (NK) 76
- 3.1.3 Franz I. als Kaiser von Österreich (TH-F) 77
- 3.1.4 Die Privatbibliothek im administrativen Gefüge des erzherzoglichen bzw. kaiserlichen Hofstaats bis 1806 (NK) 81
- 3.2 Personal der Institution Privatbibliothek (TH-F) 83
- 3.2.1 Mathias Braunbeck 84
- 3.2.2 Peter Thomas Young 89
- 3.2.3 Michael Brunner 116
- 3.2.4 Alois Hofmann 121
- 3.2.5 Franz (Xaver) Thein 123
- 3.2.6 (Johann) Eduard Frister 128
- 3.2.7 Wenzel (Maximilian) Kißler 135
- 3.2.8 Leopold Joseph Wilhelm von Khloyber 140
- 3.2.9 Georg Thaa 151
- 3.2.10 Giuseppe Caselli 156
- 3.2.11 Joseph Ott 166
- 3.2.12 Philipp Held 176
- 3.1 Stationen im Leben eines Kaisers als Bibliothekar 70
- 4. Die Bibliothek als architektonischer Ort. Rekonstruktion und Entwicklung der Privatbibliothek Kaiser Franz’ I. (RV) 178
- 5. Finanzpolitische Aspekte der Privatbibliothek (TH-F) 208
- 6. Vom Buchmarkt zum Bibliotheksbestand . Erwerbungsmechanismen und Bestandsaufbau 229
- 6.1 The Marketplace of Ideas – Akquisitionspolitik 1784 bis 1791 (NK) 229
- 6.2 Ein Handapparat entsteht – Bestandsaufbau und unktionswandel der Privatbibliothek 1784 bis 1791 (NK) 244
- 6.3 Handelspraktiken des Buchmarktes 1792 bis 1806 im Spiegel der Privatbibliothek (NK) 252
- 6.4 Erwerbungen bei in- und ausländischen Buchhändlern 1806 bis 1835 (TH-F) 266
- 6.5 Ankauf geschlossener Sammlungen von 1806 bis 1835 (TH-F) 280
- 6.5.1 Die ererbte Bibliothek Erzherzogin Maria Elisabeths (1808) 283
- 6.5.2 Die Manuskriptsammlungen des Joseph von Sartori (1809, 1813) 287
- 6.5.3 Die Bibliothek des Peter Anton Freiherrn von Frank (1819) 292
- 6.5.4 Die Inkunabelsammlung des Ferdinand Freiherrn von Ulm (1824) 296
- 6.5.5 Sammlung chinesischer Handzeichnungen des Generalkonsuls Edward Watts (um 1826) 304
- 6.5.6 Die physiognomische Studiensammlung des Johann Caspar Lavater (1828) 307
- 6.5.7 Aus dem Nachlass des ehemaligen Leibarztes Nikolaus Thomas Host (1834) 314
- 6.6 Erwerbungen im Rahmen von Auktionen von 1806 bis 1835 (TH-F) 320
- 6.6.1 Aus der Privatbibliothek des Franz Freiherrn von Prandau (1811) 322
- 6.6.2 Aus der Privatbibliothek des Johann Melchior Edlen von Birkenstock (1812) 327
- 6.6.3 Aus der Privatbibliothek der Grafen Apponyi (1818) 338
- 6.6.4 Aus der Privatbibliothek des Prosper Fürsten von Sinzendorf (1823) 339
- 6.6.5 Aus der Privatbibliothek König Maximilian I. Josephs von Bayern (1826) 347
- 6.6.6 Aus dem Nachlass des Wiener Erzbischofs Leopold Maximilian Graf Firmian (1832) 352
- 6.6.7 Aus der Bibliothek der Grafen Auersperg im Schloss Wolfpassing (1834) 356
- 6.7 Der Bestandsaufbau der Privatbibliothek 1806 bis 1835 im Überblick (TH-F) 359
- 7. Bibliothek und Ordnung 363
- 8. Die Sammlungsbestände im historischen Kontext. Exemplarische Analysen 394
- 9. Die Privatbibliothek im Vergleich. Einblicke und Ausblicke 489
- 10. Resümee 537
- Bildteil 545
- 11. Anhang 561
- 11.1 Werke der Büchersammlung aus Florenz in der kaiserlichen Privatbibliothek 561
- 11.2 Werke der Büchersammlung aus Florenz im Prunksaal 568
- 11.3 Sammlung der besten deutschen prosaischen Schriftsteller und Dichter 571
- 11.4 Ahnentafel Kaiser Franz’ I 574
- 11.5 Beschreibung der Lebensweise Kaiser Franz’ I 574
- 11.6 Wiener Buchhändler als Lieferanten der Privatbibliothek 577
- 11.7 Edition des von der Zensur verbotenen Eipeldauerbriefs 579
- 11.8 Prandau’sche Auktion: Listen der für die Privatbibliothek erworbenen bzw. nicht erworbenen Werke 579
- 11.9 Birkenstock’sche Auktion: Listen der für die Privatbibliothek erworbenen und nicht erworbenen Werke 582
- 11.10 Sinzendorf’sche Auktion: Liste der für die Privatbibliothek erworbenen und nicht erworbenen Werke 590
- 11.11 Auktion der Bibliothek Maximilians I. von Bayern: Liste der für die Privatbibliothek erworbenen Werke 592
- 12. Abbildungs-, Quellen- und Literaturverzeichnis 595
- 13. Register 630