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DIE SAMMLUNGSBESTÄNDE IM HISTORISCHEN
KONTEXT476
Wiedergabe von Verwundeten im Vordergrund, was als Bildmotiv besonders
häufig in Schlachtendarstellungen seit der Zeit der Koalitionskriege auftritt.
Wir finden jenes Detail denn auch in der Wiedergabe der Schlacht bei
Leipzig (Abb. 75). Doch ansonsten unterscheidet sich dieses Bild deutlich
von dem zuvor beschriebenen klassischen Kompositionsschema für Schlach-
tenbilder: Der Kaiser ist nicht als militärischer Führer, sondern als Emp-
fänger der Siegesmeldung dargestellt. Das entspricht nun zweifellos eher
den realen Gegebenheiten als die ideologisch stilisierte Auffassung der Ba-
rockzeit, da nicht der Monarch, sondern der Überbringer der Nachricht, der
Fürst Philipp Karl zu Schwarzenberg, der tatsächliche militärische Oberbe-
fehlshaber der alliierten Truppen in der Schlacht war. Andererseits konnte
auf diese Weise auch die in zeitgenössischen Texten und Bildern vielfach
beschworene Eintracht der drei verbündeten Herrscher1740 in überzeugen-
der Weise bildlich umgesetzt werden. Und natürlich ist es auch kein Zufall,
dass Johann Peter Krafft für seine bereits erwähnte und gleichwohl viel
bekanntere Version des Themas den gleichen Augenblick für die Darstel-
lung gewählt und mit einer ziemlich ähnlich strukturierten Komposition
repräsentiert hat. Wenn sich aber Hoechle auch zweifellos hauptsächlich an
diesem Werk orientiert hat, so ist Krafft dennoch nicht als der Erfinder des
Bildgedankens anzusehen, sondern vielmehr François Gérard mit seinem
für die Galérie de Diane in den Tullierien geschaffenen Bild der Siegesmel-
dung nach der Schlacht bei Austerlitz.1741
Ein gut dokumentiertes und in vieler Hinsicht lehrreiches Beispiel dafür,
wie Hoechle eine ältere, von ihm selbst entworfene Komposition wiederver-
wendet und den gegenwärtigen Bedürfnissen angepasst hat, ist der Einzug in
Paris am 15. 4. 1814 (Tafel XIV). Bereits 1814 hatte der Künstler die Vorzeich-
nung zu einer Radierung angefertigt, die den Einzug der Alliierten in Paris
am 31. März dieses Jahres zeigt.1742 Mit diesem Ereignis endeten sowohl die
Befreiungskriege als auch die Napoleonische Herrschaft, worauf seine sym-
bolträchtige Aufladung in der öffentlichen Wahrnehmung zurückzuführen ist.
Der preußische König Friedrich Wilhelm III. und Zar Alexander I. waren da-
mals an der Spitze der verbündeten Heere in die Stadt eingeritten. Franz I.
hingegen befand sich noch in Dijon und hielt seinen Einzug in Paris erst am
1740 Siehe beispielsweise Archiv etc. XII, Nr. 47/48 v. 18./20.04.1821, 191, anlässlich der Be-
sprechung des Kupferstiches nach Kraffts Gemälde zum Sieg bei Leipzig: „[…] jene drey-
faltige Einheit und Einigkeit Franzens, Alexanders und Friedrich Wilhelms, war der ro-
the Faden, der das Ganze durchlaufen sollte.“
1741 Vancsa, Historien, 166–167 und Abb. 118–121, wo die einzelnen grafischen Zwischenstu-
fen ausführlich besprochen werden;
1742 Wienmuseum, 87.222; kolorierte Radierung, bez.: „Einzug der verbündeten Mächte in
Paris am 31. März 1814“, sign.: „Höchle del. 1814“.
Die Privatbibliothek Kaiser Franz’ I. von Österreich 1784-1835
Bibliotheks- und Kulturgeschichte einer fürstlichen Sammlung zwischen Aufklärung und Vormärz
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Die Privatbibliothek Kaiser Franz’ I. von Österreich 1784-1835
- Untertitel
- Bibliotheks- und Kulturgeschichte einer fürstlichen Sammlung zwischen Aufklärung und Vormärz
- Autoren
- Thomas Huber-Frischeis
- Nina Knieling
- Rainer Valenta
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2015
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79497-4
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 644
- Schlagwörter
- Austrian History, Book History, Library History, 18th Century, 19th Century, Emperor Francis I, Österreichische Geschichte, Buchgeschichte, Bibliotheksgeschichte, 18. Jahrhundert, 19. Jahrhundert, Hofburg, Kaiser Franz I.
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort 11
- 1. Einleitung 15
- 2. Zur Vorbildfunktion der Privatbibliothek von Pietro Leopoldo und Maria Luisa. Erwerbungsstrategien und Buchlektüre am florentinischen Hof (NK) 27
- 2.1 Pietro Leopoldo als Großherzog von Toskana 28
- 2.2 Meilensteine der florentinischen Privatbibliothek der Großherzoge 30
- 2.3 Akquisitionspolitik und Benutzung 36
- 2.4 Sapere aude – Das Buch als Eckpfeiler der aufgeklärten Erziehung und seine mediale Rezeption 49
- 2.5 Spurensuche nach dem Nukleus der franziszeischen Privatbibliothek 62
- 3. Vom Kaiser bis zum Bibliotheksadjunkten. Die Akteure der Privatbibliothek 70
- 3.1 Stationen im Leben eines Kaisers als Bibliothekar 70
- 3.1.1 Die Prinzenerziehung in Wien und der prägende Einfluss von Erziehern und Lehrern (NK) 70
- 3.1.2 Franz II. als letzter Kaiser des Heiligen Römischen Reichs (NK) 76
- 3.1.3 Franz I. als Kaiser von Österreich (TH-F) 77
- 3.1.4 Die Privatbibliothek im administrativen Gefüge des erzherzoglichen bzw. kaiserlichen Hofstaats bis 1806 (NK) 81
- 3.2 Personal der Institution Privatbibliothek (TH-F) 83
- 3.2.1 Mathias Braunbeck 84
- 3.2.2 Peter Thomas Young 89
- 3.2.3 Michael Brunner 116
- 3.2.4 Alois Hofmann 121
- 3.2.5 Franz (Xaver) Thein 123
- 3.2.6 (Johann) Eduard Frister 128
- 3.2.7 Wenzel (Maximilian) Kißler 135
- 3.2.8 Leopold Joseph Wilhelm von Khloyber 140
- 3.2.9 Georg Thaa 151
- 3.2.10 Giuseppe Caselli 156
- 3.2.11 Joseph Ott 166
- 3.2.12 Philipp Held 176
- 3.1 Stationen im Leben eines Kaisers als Bibliothekar 70
- 4. Die Bibliothek als architektonischer Ort. Rekonstruktion und Entwicklung der Privatbibliothek Kaiser Franz’ I. (RV) 178
- 5. Finanzpolitische Aspekte der Privatbibliothek (TH-F) 208
- 6. Vom Buchmarkt zum Bibliotheksbestand . Erwerbungsmechanismen und Bestandsaufbau 229
- 6.1 The Marketplace of Ideas – Akquisitionspolitik 1784 bis 1791 (NK) 229
- 6.2 Ein Handapparat entsteht – Bestandsaufbau und unktionswandel der Privatbibliothek 1784 bis 1791 (NK) 244
- 6.3 Handelspraktiken des Buchmarktes 1792 bis 1806 im Spiegel der Privatbibliothek (NK) 252
- 6.4 Erwerbungen bei in- und ausländischen Buchhändlern 1806 bis 1835 (TH-F) 266
- 6.5 Ankauf geschlossener Sammlungen von 1806 bis 1835 (TH-F) 280
- 6.5.1 Die ererbte Bibliothek Erzherzogin Maria Elisabeths (1808) 283
- 6.5.2 Die Manuskriptsammlungen des Joseph von Sartori (1809, 1813) 287
- 6.5.3 Die Bibliothek des Peter Anton Freiherrn von Frank (1819) 292
- 6.5.4 Die Inkunabelsammlung des Ferdinand Freiherrn von Ulm (1824) 296
- 6.5.5 Sammlung chinesischer Handzeichnungen des Generalkonsuls Edward Watts (um 1826) 304
- 6.5.6 Die physiognomische Studiensammlung des Johann Caspar Lavater (1828) 307
- 6.5.7 Aus dem Nachlass des ehemaligen Leibarztes Nikolaus Thomas Host (1834) 314
- 6.6 Erwerbungen im Rahmen von Auktionen von 1806 bis 1835 (TH-F) 320
- 6.6.1 Aus der Privatbibliothek des Franz Freiherrn von Prandau (1811) 322
- 6.6.2 Aus der Privatbibliothek des Johann Melchior Edlen von Birkenstock (1812) 327
- 6.6.3 Aus der Privatbibliothek der Grafen Apponyi (1818) 338
- 6.6.4 Aus der Privatbibliothek des Prosper Fürsten von Sinzendorf (1823) 339
- 6.6.5 Aus der Privatbibliothek König Maximilian I. Josephs von Bayern (1826) 347
- 6.6.6 Aus dem Nachlass des Wiener Erzbischofs Leopold Maximilian Graf Firmian (1832) 352
- 6.6.7 Aus der Bibliothek der Grafen Auersperg im Schloss Wolfpassing (1834) 356
- 6.7 Der Bestandsaufbau der Privatbibliothek 1806 bis 1835 im Überblick (TH-F) 359
- 7. Bibliothek und Ordnung 363
- 8. Die Sammlungsbestände im historischen Kontext. Exemplarische Analysen 394
- 9. Die Privatbibliothek im Vergleich. Einblicke und Ausblicke 489
- 10. Resümee 537
- Bildteil 545
- 11. Anhang 561
- 11.1 Werke der Büchersammlung aus Florenz in der kaiserlichen Privatbibliothek 561
- 11.2 Werke der Büchersammlung aus Florenz im Prunksaal 568
- 11.3 Sammlung der besten deutschen prosaischen Schriftsteller und Dichter 571
- 11.4 Ahnentafel Kaiser Franz’ I 574
- 11.5 Beschreibung der Lebensweise Kaiser Franz’ I 574
- 11.6 Wiener Buchhändler als Lieferanten der Privatbibliothek 577
- 11.7 Edition des von der Zensur verbotenen Eipeldauerbriefs 579
- 11.8 Prandau’sche Auktion: Listen der für die Privatbibliothek erworbenen bzw. nicht erworbenen Werke 579
- 11.9 Birkenstock’sche Auktion: Listen der für die Privatbibliothek erworbenen und nicht erworbenen Werke 582
- 11.10 Sinzendorf’sche Auktion: Liste der für die Privatbibliothek erworbenen und nicht erworbenen Werke 590
- 11.11 Auktion der Bibliothek Maximilians I. von Bayern: Liste der für die Privatbibliothek erworbenen Werke 592
- 12. Abbildungs-, Quellen- und Literaturverzeichnis 595
- 13. Register 630