Seite - 491 - in Die Privatbibliothek Kaiser Franz’ I. von Österreich 1784-1835 - Bibliotheks- und Kulturgeschichte einer fürstlichen Sammlung zwischen Aufklärung und Vormärz
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BUCHBESITZ UND LEKTÜRE AN DEN HÖFEN IN LONDON, VERSAILLES UND WIEN 491
vor allem den Ankauf rezenter Literatur forcierte. „The King’s aim was not
to acquire a library of rare and valuable books, but a library which contained
every book which an eighteenth century scholar could desire.”1791
Bei der King’s Library handelt es sich vom Bibliothekstyp her um eine
öffentliche Bibliothek. Für die Benutzung der Bestände bedurfte es keiner
besonderen Bewilligung durch den König – Gelehrte und Interessierte1792
durften Einsicht in die königlichen Sammlungen nehmen. Das stetige An-
wachsen der Bibliotheksbestände bedingte auch die Ausweitung der Räum-
lichkeiten für die Unterbringung der Bibliothek, welche im Laufe der Re-
gierungszeit Georgs III. von zunächst vier auf acht Räume angewachsen
war.1793 Nach seinem Tod umfasste der Bestand an Druckschriften beacht-
liche 65.000 Bände und 17.500 Broschüren.1794 Der Umfang der Sammlung
verdeutlicht das bibliophile Interesse Georgs III., jedoch ist auch der persön-
liche Gebrauch seiner Sammlung nachweisbar.1795
Hingegen bleibt auch im Zeitalter der Aufklärung der repräsentative Cha-
rakter einer Bibliothek erhalten, deren Funktion einem Statussymbol gleich-
kommt. Ein Paradebeispiel hierfür stellt die „Bibliothèque de Louis XVI“ in
Versailles dar. Bereits kurz nach dem Tod Ludwigs XV. im Jahr 1774 gab der
letzte König des Ancien Régime den Bau der Bibliothek auf Schloss Versailles
bei seinem Ersten Architekten Ange-Jacques Gabriel in Auftrag. Pläne für
die Einrichtung der Bibliothek wurden entworfen, welche Glanz und Pracht
der Bibliothek, aber auch die damit verbundenen Kosten erkennen lassen. So
verschlang beispielsweise allein die Vergoldung der Wandvertäfelung 10.728
Livres. Der im Bibliotheksraum aufgestellte Buchbestand aus dem Jahr 1775
umfasste lediglich 3.890 Bände, es waren allerdings auch in anderen Räum-
lichkeiten innerhalb des Schlosses Bücher aufgestellt.1796 Für Ludwig XVI.
stellte der Besitz einer repräsentativen Büchersammlung offensichtlich ein
1791 Brooke, King’s Library, 41.
1792 Dr. Johnson war ein wiederkehrender Benutzer der King’s Library. Bekanntheit erlangte
die im Februar 1767 zwischen Georg III. und dem Schriftsteller in der Bibliothek stattge-
fundene Unterredung über diverse literarische und politische Werke. Johnson trat in der
Folgezeit als Berater in Fragen der Ankaufspolitik auf, vgl. Brooke, King’s Library, 36.
1793 Brooke, King’s Library, 40.
1794 Harris gibt an, dass seine Auswertung der Kataloge (vgl. Anm. 1796 und 1802 ) folgendes
Ergebnis erzielte: Von den insg. 36.500 Titeln entfallen: 44,7 % auf History, 15,9 % Poetry
(Literatur), 7,4 % Theology, 5,8 % Natural history, 4,5 % Philosophy (inkl. Pädagogik, Po-
litik und Physik), 4,4 % Languages (inkl. Rhetorik), 4,2 % Law, 3,5% Arts, 3,3 % Polygra-
phia, 2,7% Sciences (inkl. Musik), 2 % Medicine und 1,6% Philology. Vgl. Harris, King’s
Library, 304f.
1795 Brooke, King’s Library, 41.
1796 Baulez, Bibliothèque, 62. Diesen Bestandsangaben liegt ein handschriftlicher Katalog aus
dem Jahr 1775 zugrunde.
Die Privatbibliothek Kaiser Franz’ I. von Österreich 1784-1835
Bibliotheks- und Kulturgeschichte einer fürstlichen Sammlung zwischen Aufklärung und Vormärz
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Die Privatbibliothek Kaiser Franz’ I. von Österreich 1784-1835
- Untertitel
- Bibliotheks- und Kulturgeschichte einer fürstlichen Sammlung zwischen Aufklärung und Vormärz
- Autoren
- Thomas Huber-Frischeis
- Nina Knieling
- Rainer Valenta
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2015
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79497-4
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 644
- Schlagwörter
- Austrian History, Book History, Library History, 18th Century, 19th Century, Emperor Francis I, Österreichische Geschichte, Buchgeschichte, Bibliotheksgeschichte, 18. Jahrhundert, 19. Jahrhundert, Hofburg, Kaiser Franz I.
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort 11
- 1. Einleitung 15
- 2. Zur Vorbildfunktion der Privatbibliothek von Pietro Leopoldo und Maria Luisa. Erwerbungsstrategien und Buchlektüre am florentinischen Hof (NK) 27
- 2.1 Pietro Leopoldo als Großherzog von Toskana 28
- 2.2 Meilensteine der florentinischen Privatbibliothek der Großherzoge 30
- 2.3 Akquisitionspolitik und Benutzung 36
- 2.4 Sapere aude – Das Buch als Eckpfeiler der aufgeklärten Erziehung und seine mediale Rezeption 49
- 2.5 Spurensuche nach dem Nukleus der franziszeischen Privatbibliothek 62
- 3. Vom Kaiser bis zum Bibliotheksadjunkten. Die Akteure der Privatbibliothek 70
- 3.1 Stationen im Leben eines Kaisers als Bibliothekar 70
- 3.1.1 Die Prinzenerziehung in Wien und der prägende Einfluss von Erziehern und Lehrern (NK) 70
- 3.1.2 Franz II. als letzter Kaiser des Heiligen Römischen Reichs (NK) 76
- 3.1.3 Franz I. als Kaiser von Österreich (TH-F) 77
- 3.1.4 Die Privatbibliothek im administrativen Gefüge des erzherzoglichen bzw. kaiserlichen Hofstaats bis 1806 (NK) 81
- 3.2 Personal der Institution Privatbibliothek (TH-F) 83
- 3.2.1 Mathias Braunbeck 84
- 3.2.2 Peter Thomas Young 89
- 3.2.3 Michael Brunner 116
- 3.2.4 Alois Hofmann 121
- 3.2.5 Franz (Xaver) Thein 123
- 3.2.6 (Johann) Eduard Frister 128
- 3.2.7 Wenzel (Maximilian) Kißler 135
- 3.2.8 Leopold Joseph Wilhelm von Khloyber 140
- 3.2.9 Georg Thaa 151
- 3.2.10 Giuseppe Caselli 156
- 3.2.11 Joseph Ott 166
- 3.2.12 Philipp Held 176
- 3.1 Stationen im Leben eines Kaisers als Bibliothekar 70
- 4. Die Bibliothek als architektonischer Ort. Rekonstruktion und Entwicklung der Privatbibliothek Kaiser Franz’ I. (RV) 178
- 5. Finanzpolitische Aspekte der Privatbibliothek (TH-F) 208
- 6. Vom Buchmarkt zum Bibliotheksbestand . Erwerbungsmechanismen und Bestandsaufbau 229
- 6.1 The Marketplace of Ideas – Akquisitionspolitik 1784 bis 1791 (NK) 229
- 6.2 Ein Handapparat entsteht – Bestandsaufbau und unktionswandel der Privatbibliothek 1784 bis 1791 (NK) 244
- 6.3 Handelspraktiken des Buchmarktes 1792 bis 1806 im Spiegel der Privatbibliothek (NK) 252
- 6.4 Erwerbungen bei in- und ausländischen Buchhändlern 1806 bis 1835 (TH-F) 266
- 6.5 Ankauf geschlossener Sammlungen von 1806 bis 1835 (TH-F) 280
- 6.5.1 Die ererbte Bibliothek Erzherzogin Maria Elisabeths (1808) 283
- 6.5.2 Die Manuskriptsammlungen des Joseph von Sartori (1809, 1813) 287
- 6.5.3 Die Bibliothek des Peter Anton Freiherrn von Frank (1819) 292
- 6.5.4 Die Inkunabelsammlung des Ferdinand Freiherrn von Ulm (1824) 296
- 6.5.5 Sammlung chinesischer Handzeichnungen des Generalkonsuls Edward Watts (um 1826) 304
- 6.5.6 Die physiognomische Studiensammlung des Johann Caspar Lavater (1828) 307
- 6.5.7 Aus dem Nachlass des ehemaligen Leibarztes Nikolaus Thomas Host (1834) 314
- 6.6 Erwerbungen im Rahmen von Auktionen von 1806 bis 1835 (TH-F) 320
- 6.6.1 Aus der Privatbibliothek des Franz Freiherrn von Prandau (1811) 322
- 6.6.2 Aus der Privatbibliothek des Johann Melchior Edlen von Birkenstock (1812) 327
- 6.6.3 Aus der Privatbibliothek der Grafen Apponyi (1818) 338
- 6.6.4 Aus der Privatbibliothek des Prosper Fürsten von Sinzendorf (1823) 339
- 6.6.5 Aus der Privatbibliothek König Maximilian I. Josephs von Bayern (1826) 347
- 6.6.6 Aus dem Nachlass des Wiener Erzbischofs Leopold Maximilian Graf Firmian (1832) 352
- 6.6.7 Aus der Bibliothek der Grafen Auersperg im Schloss Wolfpassing (1834) 356
- 6.7 Der Bestandsaufbau der Privatbibliothek 1806 bis 1835 im Überblick (TH-F) 359
- 7. Bibliothek und Ordnung 363
- 8. Die Sammlungsbestände im historischen Kontext. Exemplarische Analysen 394
- 9. Die Privatbibliothek im Vergleich. Einblicke und Ausblicke 489
- 10. Resümee 537
- Bildteil 545
- 11. Anhang 561
- 11.1 Werke der Büchersammlung aus Florenz in der kaiserlichen Privatbibliothek 561
- 11.2 Werke der Büchersammlung aus Florenz im Prunksaal 568
- 11.3 Sammlung der besten deutschen prosaischen Schriftsteller und Dichter 571
- 11.4 Ahnentafel Kaiser Franz’ I 574
- 11.5 Beschreibung der Lebensweise Kaiser Franz’ I 574
- 11.6 Wiener Buchhändler als Lieferanten der Privatbibliothek 577
- 11.7 Edition des von der Zensur verbotenen Eipeldauerbriefs 579
- 11.8 Prandau’sche Auktion: Listen der für die Privatbibliothek erworbenen bzw. nicht erworbenen Werke 579
- 11.9 Birkenstock’sche Auktion: Listen der für die Privatbibliothek erworbenen und nicht erworbenen Werke 582
- 11.10 Sinzendorf’sche Auktion: Liste der für die Privatbibliothek erworbenen und nicht erworbenen Werke 590
- 11.11 Auktion der Bibliothek Maximilians I. von Bayern: Liste der für die Privatbibliothek erworbenen Werke 592
- 12. Abbildungs-, Quellen- und Literaturverzeichnis 595
- 13. Register 630