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BUCHBESITZ UND LEKTÜRE AN DEN HÖFEN IN LONDON, VERSAILLES UND WIEN 497
Hof- und Universitätsbibliothek, aber auch die Privatbibliotheken des Fürs-
ten von Liechtenstein oder der Grafen von Harrach genannt, während die
kaiserliche Privatbibliothek von den Beschreibungen ausgeschlossen blieb.
Dies zeigt sich als wichtiger Indikator für den öffentlichen Diskurs über die
Privatbibliothek im Zeitraum bis 1806. Nach vereinzelten Beschreibungen
von Johann Pezzl 1802 und Karl Franz Suntinger 18081828 häufen sich die
Beschreibungen der Privatbibliothek erst in den 1820er Jahren.1829 Schrift-
stellern wie Wieland ist die Existenz der Privatbibliothek bzw. die Bibliophi-
lie des Kaisers jedoch vollkommen unbekannt. Diese verhaltene Darstellung
der Privatbibliothek in der Öffentlichkeit steht somit ganz im Gegensatz
zum Konzept des barocken Repräsentationswillens. Auch der Zugang zu den
Sammlungsbeständen blieb der Öffenlichkeit während der gesamten franzis-
zeischen Regierungszeit verwehrt.
Gänzlich anders verhält es sich mit der King’s Library: Diese war bereits
zu Lebzeiten Georgs III. der Öffentlichkeit zugänglich. Nach seinem 1820
erfolgten Tod wollte sein Sohn und Nachfolger Georg IV. die erheblichen
Kosten für die Bibliothek reduzieren bzw. im Rahmen einer Umstrukturie-
rung der Räumlichkeiten des Buckingham Palace die Bibliothekssäle einem
anderweitigen Nutzen zuführen. Er informierte Premierminister Lord Liver-
pool von seinem Entschluss „to present to the nation the library collected by
George III.“1830 Die Debatte über einen neuen Standort der Bibliothek bzw.
die Inkorporation der Bestände in das British Museum hielt nun Einzug
in die Sitzungen des Parlaments und den öffentlichen Diskurs. Ein neuer
Neuester wienerischer Wegweiser für Fremde und Inländer […] (s.l. 1792), J[ohann van]
Meermanns Freyherrn von Dalem Reise durch Preussen, Oesterreich […] (Braunschweig
1794); Juan Andres, Carta del Abate D. Juan Andres a su hermano D. Carlos Andres,
dandole noticia de la literatura de Viena (Madrid 1794). Eine Beschreibung fehlt ebenso
in Robert Townson, Travels in Hungary, with a short account of Vienna in the Year 1793
(London 1797); Gianluigi de Freddy, Descrizione della città di Vienna. Divisa in tre parti
con annotazioni storiche ed erudite (Wien 1800); Julius-Wilhelm Fischer, Reisen durch
Oesterreich […] (Wien 1803); Carl Gottlob Küttner, Reise durch Deutschland, Dänemark,
Schweden, Norwegen und einen Teil von Italien in den Jahren 1797–1798–1797 (Leipzig
1804).
1828 „Der Monarch selbst besitzet eine schöne Handbibliothek, vorzüglich von ausgesuchten
statistischen, geographischen und historischen Werken. Die öffentliche Belobung, An-
rühmung, und auch die hin und wieder ertheilten kaiserlichen Belohnungen gemeinnüt-
ziger Arbeiten ermuntern zu nützlichen Versuchen; jedoch räth die gesunde Vernunft
und Politik an, dass bei Verleihung wissenschaftlicher Kathedern doch auch wirksame
Rücksicht auf das mühsame Schriftstellerverdienst genommen werde; vorzügliche gegen
Studenten, die erst aus den Schulen treten.“ Vgl. Suntinger, Darstellung, 360.
1829 Vgl. beispielsweise Böckh, Schriftsteller. Für weitere Nennungen vgl. das folgende Kapi-
tel.
1830 Harris, History 31.
Die Privatbibliothek Kaiser Franz’ I. von Österreich 1784-1835
Bibliotheks- und Kulturgeschichte einer fürstlichen Sammlung zwischen Aufklärung und Vormärz
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Die Privatbibliothek Kaiser Franz’ I. von Österreich 1784-1835
- Untertitel
- Bibliotheks- und Kulturgeschichte einer fürstlichen Sammlung zwischen Aufklärung und Vormärz
- Autoren
- Thomas Huber-Frischeis
- Nina Knieling
- Rainer Valenta
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2015
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79497-4
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 644
- Schlagwörter
- Austrian History, Book History, Library History, 18th Century, 19th Century, Emperor Francis I, Österreichische Geschichte, Buchgeschichte, Bibliotheksgeschichte, 18. Jahrhundert, 19. Jahrhundert, Hofburg, Kaiser Franz I.
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort 11
- 1. Einleitung 15
- 2. Zur Vorbildfunktion der Privatbibliothek von Pietro Leopoldo und Maria Luisa. Erwerbungsstrategien und Buchlektüre am florentinischen Hof (NK) 27
- 2.1 Pietro Leopoldo als Großherzog von Toskana 28
- 2.2 Meilensteine der florentinischen Privatbibliothek der Großherzoge 30
- 2.3 Akquisitionspolitik und Benutzung 36
- 2.4 Sapere aude – Das Buch als Eckpfeiler der aufgeklärten Erziehung und seine mediale Rezeption 49
- 2.5 Spurensuche nach dem Nukleus der franziszeischen Privatbibliothek 62
- 3. Vom Kaiser bis zum Bibliotheksadjunkten. Die Akteure der Privatbibliothek 70
- 3.1 Stationen im Leben eines Kaisers als Bibliothekar 70
- 3.1.1 Die Prinzenerziehung in Wien und der prägende Einfluss von Erziehern und Lehrern (NK) 70
- 3.1.2 Franz II. als letzter Kaiser des Heiligen Römischen Reichs (NK) 76
- 3.1.3 Franz I. als Kaiser von Österreich (TH-F) 77
- 3.1.4 Die Privatbibliothek im administrativen Gefüge des erzherzoglichen bzw. kaiserlichen Hofstaats bis 1806 (NK) 81
- 3.2 Personal der Institution Privatbibliothek (TH-F) 83
- 3.2.1 Mathias Braunbeck 84
- 3.2.2 Peter Thomas Young 89
- 3.2.3 Michael Brunner 116
- 3.2.4 Alois Hofmann 121
- 3.2.5 Franz (Xaver) Thein 123
- 3.2.6 (Johann) Eduard Frister 128
- 3.2.7 Wenzel (Maximilian) Kißler 135
- 3.2.8 Leopold Joseph Wilhelm von Khloyber 140
- 3.2.9 Georg Thaa 151
- 3.2.10 Giuseppe Caselli 156
- 3.2.11 Joseph Ott 166
- 3.2.12 Philipp Held 176
- 3.1 Stationen im Leben eines Kaisers als Bibliothekar 70
- 4. Die Bibliothek als architektonischer Ort. Rekonstruktion und Entwicklung der Privatbibliothek Kaiser Franz’ I. (RV) 178
- 5. Finanzpolitische Aspekte der Privatbibliothek (TH-F) 208
- 6. Vom Buchmarkt zum Bibliotheksbestand . Erwerbungsmechanismen und Bestandsaufbau 229
- 6.1 The Marketplace of Ideas – Akquisitionspolitik 1784 bis 1791 (NK) 229
- 6.2 Ein Handapparat entsteht – Bestandsaufbau und unktionswandel der Privatbibliothek 1784 bis 1791 (NK) 244
- 6.3 Handelspraktiken des Buchmarktes 1792 bis 1806 im Spiegel der Privatbibliothek (NK) 252
- 6.4 Erwerbungen bei in- und ausländischen Buchhändlern 1806 bis 1835 (TH-F) 266
- 6.5 Ankauf geschlossener Sammlungen von 1806 bis 1835 (TH-F) 280
- 6.5.1 Die ererbte Bibliothek Erzherzogin Maria Elisabeths (1808) 283
- 6.5.2 Die Manuskriptsammlungen des Joseph von Sartori (1809, 1813) 287
- 6.5.3 Die Bibliothek des Peter Anton Freiherrn von Frank (1819) 292
- 6.5.4 Die Inkunabelsammlung des Ferdinand Freiherrn von Ulm (1824) 296
- 6.5.5 Sammlung chinesischer Handzeichnungen des Generalkonsuls Edward Watts (um 1826) 304
- 6.5.6 Die physiognomische Studiensammlung des Johann Caspar Lavater (1828) 307
- 6.5.7 Aus dem Nachlass des ehemaligen Leibarztes Nikolaus Thomas Host (1834) 314
- 6.6 Erwerbungen im Rahmen von Auktionen von 1806 bis 1835 (TH-F) 320
- 6.6.1 Aus der Privatbibliothek des Franz Freiherrn von Prandau (1811) 322
- 6.6.2 Aus der Privatbibliothek des Johann Melchior Edlen von Birkenstock (1812) 327
- 6.6.3 Aus der Privatbibliothek der Grafen Apponyi (1818) 338
- 6.6.4 Aus der Privatbibliothek des Prosper Fürsten von Sinzendorf (1823) 339
- 6.6.5 Aus der Privatbibliothek König Maximilian I. Josephs von Bayern (1826) 347
- 6.6.6 Aus dem Nachlass des Wiener Erzbischofs Leopold Maximilian Graf Firmian (1832) 352
- 6.6.7 Aus der Bibliothek der Grafen Auersperg im Schloss Wolfpassing (1834) 356
- 6.7 Der Bestandsaufbau der Privatbibliothek 1806 bis 1835 im Überblick (TH-F) 359
- 7. Bibliothek und Ordnung 363
- 8. Die Sammlungsbestände im historischen Kontext. Exemplarische Analysen 394
- 9. Die Privatbibliothek im Vergleich. Einblicke und Ausblicke 489
- 10. Resümee 537
- Bildteil 545
- 11. Anhang 561
- 11.1 Werke der Büchersammlung aus Florenz in der kaiserlichen Privatbibliothek 561
- 11.2 Werke der Büchersammlung aus Florenz im Prunksaal 568
- 11.3 Sammlung der besten deutschen prosaischen Schriftsteller und Dichter 571
- 11.4 Ahnentafel Kaiser Franz’ I 574
- 11.5 Beschreibung der Lebensweise Kaiser Franz’ I 574
- 11.6 Wiener Buchhändler als Lieferanten der Privatbibliothek 577
- 11.7 Edition des von der Zensur verbotenen Eipeldauerbriefs 579
- 11.8 Prandau’sche Auktion: Listen der für die Privatbibliothek erworbenen bzw. nicht erworbenen Werke 579
- 11.9 Birkenstock’sche Auktion: Listen der für die Privatbibliothek erworbenen und nicht erworbenen Werke 582
- 11.10 Sinzendorf’sche Auktion: Liste der für die Privatbibliothek erworbenen und nicht erworbenen Werke 590
- 11.11 Auktion der Bibliothek Maximilians I. von Bayern: Liste der für die Privatbibliothek erworbenen Werke 592
- 12. Abbildungs-, Quellen- und Literaturverzeichnis 595
- 13. Register 630