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DER VERGLEICH AUS ZWEIERLEI PERSPEKTIVEN 511
bekannt geworden, dass Micali vom König von Frankreich der Orden der
Ehrenlegion und vom König von Preußen der rote Adlerorden vierter Klasse
verliehen worden sei und der russische Zar entgegen einer früheren Infor-
mation nun keine Brustnadel, sondern einen Brillantring verschenkte.1868
Vermutlich von dieser Nachricht beeinflusst, verleiht Franz I. Giuseppe Mi-
cali am 10. November 1834 den Orden der Eisernen Krone dritter Klasse.1869
Tendiert der Monarch in manchen Fällen dazu, ein angebotenes Werk oder
eine Dedikation, vermutlich aus Spargründen und ohne dem Vorliegen eines
Vergleichsgeschenkes anderer Souveräne, mit einem verhältnismäßig niedri-
gen Geschenk zu erwidern oder es überhaupt abzulehnen, wird er gelegentlich
von seinem Bibliothekar auf die (allgemeine) Großzügigkeit anderer Monar-
chen anlässlich der Überreichung von Werken österreichischer Untertanen
hingewiesen, um im europäischen Vergleich nicht allzu sehr aus dem Rah-
men zu fallen. Als beispielsweise der Halberstädter Buchhändler Brüggemann
um die Erlaubnis zur Überreichung des Prachtwerks „Denkmünzen zur Ge-
schichte des Königs von Preußen Friedrich Wilhelm III.“ des Numismatikers
Heinrich Eduard Bolzenthal bittet, rät Khloyber, der Bitte nachzukommen
und dafür eine 24 Dukaten schwere, goldene Medaille als Geschenk zu be-
willigen, da der König von Preußen „ähnliche Offerte von oesterreichischen
Unterthanen mit einer oft unerwarteten Munificenz erwidert“.1870 Bei der in
den Akten öfters genannten goldenen Medaille oder Denkmünze handelt es
sich meiner Ansicht nach um die Civil-Ehren-Medaille, die in drei Abteilungen
(groß, mittel und klein) mit und ohne Öhr verliehen wurde (vgl. Tafel I/3).1871
In einer anderen Angelegenheit, als Franz I. über die weitere Subskrip-
tion des Werkes „Annuaire du commerce martime“ von Raymond Baltha-
zar Maiseau entscheiden soll, meint Khloyber, dass im Falle eines weiteren
1868 FKBA17133, fol. 12r–v.
1869 FKBA17133, fol. 11v.
1870 FKBA18066, fol. 3v.
1871 Gelbke meint dazu: „Um Civil-Verdienste zu belohnen, verleiht der Kaiser Franz I. eine
Civil-Ehren-Medaille. Ueber deren Verleihung bestehen nun keine bestimmte Vorschrif-
ten, und wird diese Auszeichnung von Zeit zu Zeit Personen, so Hofstellen bekleiden, ert-
heilt. Diese Medaillen bestehen von Gold und auch von Silber, und die ersteren zerfallen
in 3 Abtheilungen, die mit Oer und einer ponceaufarbenen Bandschleife getragen werden.
[…] Die grosse Medaille zeigt auf der Vorderseite das Brustbild ihres Stifters, des Kaisers
Franz I., mit der Umschrift: Franciscus Austriae Imperator. Auf der Rückseite ist ein
Tempel mit der Aufschrift: Austraie ad imperii dignitatum evecta. Die beiden andern Me-
daillen zeigen auf der Vorderseite das Brustbild des Kaisers mit der Umschrift: Francis-
cus Aust. Imp. Hung. Boh. Gal. Lod. Rex A. A. No. 16 auf der Rückseite ist eine Gerechtig-
keitswaage, Scepter und Merkurstab, und darüber eine Krone mit der Umschrift: Justitia
regnorum Fundamentum.“; vgl. Gelbke, Ehrenzeichen (Österreich, Erläuterungen zum 2.
Blatt).
Die Privatbibliothek Kaiser Franz’ I. von Österreich 1784-1835
Bibliotheks- und Kulturgeschichte einer fürstlichen Sammlung zwischen Aufklärung und Vormärz
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Die Privatbibliothek Kaiser Franz’ I. von Österreich 1784-1835
- Untertitel
- Bibliotheks- und Kulturgeschichte einer fürstlichen Sammlung zwischen Aufklärung und Vormärz
- Autoren
- Thomas Huber-Frischeis
- Nina Knieling
- Rainer Valenta
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2015
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79497-4
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 644
- Schlagwörter
- Austrian History, Book History, Library History, 18th Century, 19th Century, Emperor Francis I, Österreichische Geschichte, Buchgeschichte, Bibliotheksgeschichte, 18. Jahrhundert, 19. Jahrhundert, Hofburg, Kaiser Franz I.
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort 11
- 1. Einleitung 15
- 2. Zur Vorbildfunktion der Privatbibliothek von Pietro Leopoldo und Maria Luisa. Erwerbungsstrategien und Buchlektüre am florentinischen Hof (NK) 27
- 2.1 Pietro Leopoldo als Großherzog von Toskana 28
- 2.2 Meilensteine der florentinischen Privatbibliothek der Großherzoge 30
- 2.3 Akquisitionspolitik und Benutzung 36
- 2.4 Sapere aude – Das Buch als Eckpfeiler der aufgeklärten Erziehung und seine mediale Rezeption 49
- 2.5 Spurensuche nach dem Nukleus der franziszeischen Privatbibliothek 62
- 3. Vom Kaiser bis zum Bibliotheksadjunkten. Die Akteure der Privatbibliothek 70
- 3.1 Stationen im Leben eines Kaisers als Bibliothekar 70
- 3.1.1 Die Prinzenerziehung in Wien und der prägende Einfluss von Erziehern und Lehrern (NK) 70
- 3.1.2 Franz II. als letzter Kaiser des Heiligen Römischen Reichs (NK) 76
- 3.1.3 Franz I. als Kaiser von Österreich (TH-F) 77
- 3.1.4 Die Privatbibliothek im administrativen Gefüge des erzherzoglichen bzw. kaiserlichen Hofstaats bis 1806 (NK) 81
- 3.2 Personal der Institution Privatbibliothek (TH-F) 83
- 3.2.1 Mathias Braunbeck 84
- 3.2.2 Peter Thomas Young 89
- 3.2.3 Michael Brunner 116
- 3.2.4 Alois Hofmann 121
- 3.2.5 Franz (Xaver) Thein 123
- 3.2.6 (Johann) Eduard Frister 128
- 3.2.7 Wenzel (Maximilian) Kißler 135
- 3.2.8 Leopold Joseph Wilhelm von Khloyber 140
- 3.2.9 Georg Thaa 151
- 3.2.10 Giuseppe Caselli 156
- 3.2.11 Joseph Ott 166
- 3.2.12 Philipp Held 176
- 3.1 Stationen im Leben eines Kaisers als Bibliothekar 70
- 4. Die Bibliothek als architektonischer Ort. Rekonstruktion und Entwicklung der Privatbibliothek Kaiser Franz’ I. (RV) 178
- 5. Finanzpolitische Aspekte der Privatbibliothek (TH-F) 208
- 6. Vom Buchmarkt zum Bibliotheksbestand . Erwerbungsmechanismen und Bestandsaufbau 229
- 6.1 The Marketplace of Ideas – Akquisitionspolitik 1784 bis 1791 (NK) 229
- 6.2 Ein Handapparat entsteht – Bestandsaufbau und unktionswandel der Privatbibliothek 1784 bis 1791 (NK) 244
- 6.3 Handelspraktiken des Buchmarktes 1792 bis 1806 im Spiegel der Privatbibliothek (NK) 252
- 6.4 Erwerbungen bei in- und ausländischen Buchhändlern 1806 bis 1835 (TH-F) 266
- 6.5 Ankauf geschlossener Sammlungen von 1806 bis 1835 (TH-F) 280
- 6.5.1 Die ererbte Bibliothek Erzherzogin Maria Elisabeths (1808) 283
- 6.5.2 Die Manuskriptsammlungen des Joseph von Sartori (1809, 1813) 287
- 6.5.3 Die Bibliothek des Peter Anton Freiherrn von Frank (1819) 292
- 6.5.4 Die Inkunabelsammlung des Ferdinand Freiherrn von Ulm (1824) 296
- 6.5.5 Sammlung chinesischer Handzeichnungen des Generalkonsuls Edward Watts (um 1826) 304
- 6.5.6 Die physiognomische Studiensammlung des Johann Caspar Lavater (1828) 307
- 6.5.7 Aus dem Nachlass des ehemaligen Leibarztes Nikolaus Thomas Host (1834) 314
- 6.6 Erwerbungen im Rahmen von Auktionen von 1806 bis 1835 (TH-F) 320
- 6.6.1 Aus der Privatbibliothek des Franz Freiherrn von Prandau (1811) 322
- 6.6.2 Aus der Privatbibliothek des Johann Melchior Edlen von Birkenstock (1812) 327
- 6.6.3 Aus der Privatbibliothek der Grafen Apponyi (1818) 338
- 6.6.4 Aus der Privatbibliothek des Prosper Fürsten von Sinzendorf (1823) 339
- 6.6.5 Aus der Privatbibliothek König Maximilian I. Josephs von Bayern (1826) 347
- 6.6.6 Aus dem Nachlass des Wiener Erzbischofs Leopold Maximilian Graf Firmian (1832) 352
- 6.6.7 Aus der Bibliothek der Grafen Auersperg im Schloss Wolfpassing (1834) 356
- 6.7 Der Bestandsaufbau der Privatbibliothek 1806 bis 1835 im Überblick (TH-F) 359
- 7. Bibliothek und Ordnung 363
- 8. Die Sammlungsbestände im historischen Kontext. Exemplarische Analysen 394
- 9. Die Privatbibliothek im Vergleich. Einblicke und Ausblicke 489
- 10. Resümee 537
- Bildteil 545
- 11. Anhang 561
- 11.1 Werke der Büchersammlung aus Florenz in der kaiserlichen Privatbibliothek 561
- 11.2 Werke der Büchersammlung aus Florenz im Prunksaal 568
- 11.3 Sammlung der besten deutschen prosaischen Schriftsteller und Dichter 571
- 11.4 Ahnentafel Kaiser Franz’ I 574
- 11.5 Beschreibung der Lebensweise Kaiser Franz’ I 574
- 11.6 Wiener Buchhändler als Lieferanten der Privatbibliothek 577
- 11.7 Edition des von der Zensur verbotenen Eipeldauerbriefs 579
- 11.8 Prandau’sche Auktion: Listen der für die Privatbibliothek erworbenen bzw. nicht erworbenen Werke 579
- 11.9 Birkenstock’sche Auktion: Listen der für die Privatbibliothek erworbenen und nicht erworbenen Werke 582
- 11.10 Sinzendorf’sche Auktion: Liste der für die Privatbibliothek erworbenen und nicht erworbenen Werke 590
- 11.11 Auktion der Bibliothek Maximilians I. von Bayern: Liste der für die Privatbibliothek erworbenen Werke 592
- 12. Abbildungs-, Quellen- und Literaturverzeichnis 595
- 13. Register 630