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DIE PRIVATBIBLIOTHEK IM
VERGLEICH534
die Wiener Hofbibliothek zehn Mitarbeiter (ein Präfekt, jeweils vier Kus-
toden und Skriptoren, ein bezahlter Praktikant), sowie drei (ein Vorsteher,
ein Kustos, ein Skriptor) für die kaiserliche Privatbibliothek an. Bezüglich
der zur Verfügung stehenden Geldmittel soll das für Berlin ab 1819 suk-
zessive ansteigende Budget von umgerechnet 5.800 fl. C.M., für die Wiener
Hofbibliothek die ab 1821 für einige Zeit konstant gebliebene Summe von
19.000 fl. C.M. sowie die für die Privatbibliothek ab 1815 zu zwei Dritteln in
Konventionsmünze und zu einem Drittel in Wiener Währung ausbezahlte
Dotation in der Gesamthöhe von 4.800 fl. C.M. als Vergleichsgrundlage die-
nen (vgl. Grafik 17). Die teilweise fehlende Stringenz bei der Datenauswahl
im Hinblick auf gleiche Erhebungszeitpunkte beruht auf den spärlich extra-
hierbaren Informationen. Vor allem beim Personal sind die Angaben ledig-
lich Richtwerte. Zum einen waren nicht alle der in diesen Vergleich mitein-
bezogenen Mitarbeiter mit dem Buchbestand befasst, zum anderen wurden
auch nichtbesoldete Praktikanten in die Arbeitsprozesse involviert, die bei
dieser Vergleichsanalyse jedoch unberücksichtigt blieben, da der Fokus auf
die Planstellen der Bibliotheken gerichtet wurde.
Die Aussagekraft der reinen Metadaten erhöht sich durch die Errechnung
von Kennzahlen. Es wurde daher sowohl die Anzahl der Mitarbeiter mit der
Anzahl der Bände als auch die Bändeanzahl mit der Höhe der Dotation in
Beziehung gesetzt. Demzufolge kamen in Berlin rund 42.000, in der Wiener
Hofbibliothek rund 13.150 und in der Privatbibliothek rund 13.300 Bände
auf einen Mitarbeiter. Die beiden Wiener Sammlungen wiesen also im Ver-
hältnis zu ihrer Größe die annähernd gleiche Anzahl an Mitarbeitern auf.
Im Gegensatz dazu wären in der Königlichen Bibliothek Berlin weit weniger
Angestellte für den entsprechenden Buchbestand eingesetzt gewesen.
Der Vergleich „Bibliotheksgröße versus finanzieller Rahmen“ führt zu
einem weiteren interessanten Ergebnis. Während in Berlin auf einen Band
0,02 fl. Dotation kommen, sind es an der Wiener Hofbibliothek 0,07 fl., an
der kaiserlichen Privatbibliothek sogar 0,12 fl. Die Dotation ist im Ver-
gleich zum Bibliotheksumfang in der letztgenannten Sammlung demnach
am höchsten. In die Interpretation dieses Ergebnisses ist zweifelsohne der
Umstand miteinzukalkulieren, dass der Sammlungsauftrag der beiden
Hofbibliotheken mit jenem der Privatbibliothek nicht vergleichbar ist, da
die ersten beiden neuere Literatur des In- und Auslandes aus nahezu allen
Wissenschaftsdisziplinen zu erwerben hatte, letztere jedoch ausschließlich
die Ankaufswünsche des Kaisers – meist Prachtausgaben – und einen Teil
der Personalkosten bestreiten musste. Eine etwaige Zweckwidmung des
für die Privatbibliothek bewilligten Budgets, wie sie etwa für die Wiener
Hofbibliothek existierte, war durch keinerlei Quellenmaterial festzuma-
chen.
Die Privatbibliothek Kaiser Franz’ I. von Österreich 1784-1835
Bibliotheks- und Kulturgeschichte einer fürstlichen Sammlung zwischen Aufklärung und Vormärz
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Die Privatbibliothek Kaiser Franz’ I. von Österreich 1784-1835
- Untertitel
- Bibliotheks- und Kulturgeschichte einer fürstlichen Sammlung zwischen Aufklärung und Vormärz
- Autoren
- Thomas Huber-Frischeis
- Nina Knieling
- Rainer Valenta
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2015
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79497-4
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 644
- Schlagwörter
- Austrian History, Book History, Library History, 18th Century, 19th Century, Emperor Francis I, Österreichische Geschichte, Buchgeschichte, Bibliotheksgeschichte, 18. Jahrhundert, 19. Jahrhundert, Hofburg, Kaiser Franz I.
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort 11
- 1. Einleitung 15
- 2. Zur Vorbildfunktion der Privatbibliothek von Pietro Leopoldo und Maria Luisa. Erwerbungsstrategien und Buchlektüre am florentinischen Hof (NK) 27
- 2.1 Pietro Leopoldo als Großherzog von Toskana 28
- 2.2 Meilensteine der florentinischen Privatbibliothek der Großherzoge 30
- 2.3 Akquisitionspolitik und Benutzung 36
- 2.4 Sapere aude – Das Buch als Eckpfeiler der aufgeklärten Erziehung und seine mediale Rezeption 49
- 2.5 Spurensuche nach dem Nukleus der franziszeischen Privatbibliothek 62
- 3. Vom Kaiser bis zum Bibliotheksadjunkten. Die Akteure der Privatbibliothek 70
- 3.1 Stationen im Leben eines Kaisers als Bibliothekar 70
- 3.1.1 Die Prinzenerziehung in Wien und der prägende Einfluss von Erziehern und Lehrern (NK) 70
- 3.1.2 Franz II. als letzter Kaiser des Heiligen Römischen Reichs (NK) 76
- 3.1.3 Franz I. als Kaiser von Österreich (TH-F) 77
- 3.1.4 Die Privatbibliothek im administrativen Gefüge des erzherzoglichen bzw. kaiserlichen Hofstaats bis 1806 (NK) 81
- 3.2 Personal der Institution Privatbibliothek (TH-F) 83
- 3.2.1 Mathias Braunbeck 84
- 3.2.2 Peter Thomas Young 89
- 3.2.3 Michael Brunner 116
- 3.2.4 Alois Hofmann 121
- 3.2.5 Franz (Xaver) Thein 123
- 3.2.6 (Johann) Eduard Frister 128
- 3.2.7 Wenzel (Maximilian) Kißler 135
- 3.2.8 Leopold Joseph Wilhelm von Khloyber 140
- 3.2.9 Georg Thaa 151
- 3.2.10 Giuseppe Caselli 156
- 3.2.11 Joseph Ott 166
- 3.2.12 Philipp Held 176
- 3.1 Stationen im Leben eines Kaisers als Bibliothekar 70
- 4. Die Bibliothek als architektonischer Ort. Rekonstruktion und Entwicklung der Privatbibliothek Kaiser Franz’ I. (RV) 178
- 5. Finanzpolitische Aspekte der Privatbibliothek (TH-F) 208
- 6. Vom Buchmarkt zum Bibliotheksbestand . Erwerbungsmechanismen und Bestandsaufbau 229
- 6.1 The Marketplace of Ideas – Akquisitionspolitik 1784 bis 1791 (NK) 229
- 6.2 Ein Handapparat entsteht – Bestandsaufbau und unktionswandel der Privatbibliothek 1784 bis 1791 (NK) 244
- 6.3 Handelspraktiken des Buchmarktes 1792 bis 1806 im Spiegel der Privatbibliothek (NK) 252
- 6.4 Erwerbungen bei in- und ausländischen Buchhändlern 1806 bis 1835 (TH-F) 266
- 6.5 Ankauf geschlossener Sammlungen von 1806 bis 1835 (TH-F) 280
- 6.5.1 Die ererbte Bibliothek Erzherzogin Maria Elisabeths (1808) 283
- 6.5.2 Die Manuskriptsammlungen des Joseph von Sartori (1809, 1813) 287
- 6.5.3 Die Bibliothek des Peter Anton Freiherrn von Frank (1819) 292
- 6.5.4 Die Inkunabelsammlung des Ferdinand Freiherrn von Ulm (1824) 296
- 6.5.5 Sammlung chinesischer Handzeichnungen des Generalkonsuls Edward Watts (um 1826) 304
- 6.5.6 Die physiognomische Studiensammlung des Johann Caspar Lavater (1828) 307
- 6.5.7 Aus dem Nachlass des ehemaligen Leibarztes Nikolaus Thomas Host (1834) 314
- 6.6 Erwerbungen im Rahmen von Auktionen von 1806 bis 1835 (TH-F) 320
- 6.6.1 Aus der Privatbibliothek des Franz Freiherrn von Prandau (1811) 322
- 6.6.2 Aus der Privatbibliothek des Johann Melchior Edlen von Birkenstock (1812) 327
- 6.6.3 Aus der Privatbibliothek der Grafen Apponyi (1818) 338
- 6.6.4 Aus der Privatbibliothek des Prosper Fürsten von Sinzendorf (1823) 339
- 6.6.5 Aus der Privatbibliothek König Maximilian I. Josephs von Bayern (1826) 347
- 6.6.6 Aus dem Nachlass des Wiener Erzbischofs Leopold Maximilian Graf Firmian (1832) 352
- 6.6.7 Aus der Bibliothek der Grafen Auersperg im Schloss Wolfpassing (1834) 356
- 6.7 Der Bestandsaufbau der Privatbibliothek 1806 bis 1835 im Überblick (TH-F) 359
- 7. Bibliothek und Ordnung 363
- 8. Die Sammlungsbestände im historischen Kontext. Exemplarische Analysen 394
- 9. Die Privatbibliothek im Vergleich. Einblicke und Ausblicke 489
- 10. Resümee 537
- Bildteil 545
- 11. Anhang 561
- 11.1 Werke der Büchersammlung aus Florenz in der kaiserlichen Privatbibliothek 561
- 11.2 Werke der Büchersammlung aus Florenz im Prunksaal 568
- 11.3 Sammlung der besten deutschen prosaischen Schriftsteller und Dichter 571
- 11.4 Ahnentafel Kaiser Franz’ I 574
- 11.5 Beschreibung der Lebensweise Kaiser Franz’ I 574
- 11.6 Wiener Buchhändler als Lieferanten der Privatbibliothek 577
- 11.7 Edition des von der Zensur verbotenen Eipeldauerbriefs 579
- 11.8 Prandau’sche Auktion: Listen der für die Privatbibliothek erworbenen bzw. nicht erworbenen Werke 579
- 11.9 Birkenstock’sche Auktion: Listen der für die Privatbibliothek erworbenen und nicht erworbenen Werke 582
- 11.10 Sinzendorf’sche Auktion: Liste der für die Privatbibliothek erworbenen und nicht erworbenen Werke 590
- 11.11 Auktion der Bibliothek Maximilians I. von Bayern: Liste der für die Privatbibliothek erworbenen Werke 592
- 12. Abbildungs-, Quellen- und Literaturverzeichnis 595
- 13. Register 630