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54 M. Gamper
Kontakt kommt, die andere Informationen als das enge soziale Umfeld besitzen,
welche uns beispielsweise hinsichtlich Interessen und Wissen sehr ähnlich
sind. In seiner Studie „Getting a Job“ (Granovetter 1985) konnte Granovetter
nachweisen, dass bei der Suche nach einer Arbeitsstelle im Ingenieurbereich
besonders schwache Beziehungen Erfolg versprechen. Diese sind sogar von grö-
ßerer Bedeutung als klassische Bewerbungsverfahren. Dieses theoretische Kon-
zept ist in der Gesundheitsforschung von Interesse, wenn davon ausgegangen
wird, dass unterschiedliche Beziehungsarten unterschiedliche Konsequenzen auf
das Gesundheitsverhalten oder auch das subjektive Wohlbefinden nach sich zie-
hen. Bei einer solchen Einschätzung muss empirisch (qualitativ oder auch quan-
titativ) das Konzept und die Unterscheidung immer von Anfang an mitgedacht
und definiert werden. Zu nennen wären hier Studien über die Auswirkung von
schwachen Beziehungen und die Diffusion von Selbstmordgedanken (Baller
und Richardson 2009) oder die vermittelnde Rolle von starken oder schwachen
Beziehungen zwischen Armut, Gesundheit und Wohlbefinden (Cattell 2001). Eine
genaue Unterscheidung zwischen beiden Beziehungsarten ist oft nicht eindeutig
und kann sich auch von Kontext zu Kontext unterscheiden. Daher ist es für die
eigene Forschung wichtig, Parameter für die Unterscheidung deutlich herauszu-
arbeiten und zu begründen.
1.2.2 Strukturelle Löcher
Wie Granovetter beschäftigt sich auch Burt (1992) mit Beziehungsarten und
deren unterschiedlichen Wirkungen. Während Granovetter eher den Fokus auf die
Intensität der Relation fokussiert, ist für Burt (1992, 2004) die Struktur und damit
die Position eines Akteurs bzw. einer Akteurin im Netzwerk von essenzieller
Abb. 1 Die Bedeutung von schwachen Beziehungen nach Granovetter. (Quelle: Granovet-
ter 1973, S. 1365)
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Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten
Eine neue Perspektive für die Forschung
- Titel
- Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten
- Untertitel
- Eine neue Perspektive für die Forschung
- Autoren
- Andreas Klärner
- Markus Gamper
- Sylvia Keim-Klärner
- Irene Moor
- Holger von der Lippe
- Herausgeber
- Nico Vonneilich
- Verlag
- Springer VS
- Ort
- Wiesbaden
- Datum
- 2020
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-658-21659-7
- Abmessungen
- 14.5 x 21.0 cm
- Seiten
- 436
- Kategorie
- Medien
Inhaltsverzeichnis
- Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten – eine neue Perspektive für die Forschung 1
- Theoretische und methodische GrundlagenSoziale Beziehungen, soziales Kapital und sozialeNetzwerke – eine begriffliche Einordnung 33
- Netzwerktheorie(n) – Ein Überblick 49
- Wirkmechanismen in sozialen Netzwerken 65
- Negative Beziehungsaspekte und gesundheitliche Ungleichheiten 87
- Netzwerkanalyse – eine methodische Annäherung 109
- Soziale Netzwerke, familiales Sozialkapital und kindliche Gesundheit 137
- Soziale Netzwerke, Gesundheit und gesundheitliche Ungleichheiten im Jugendalter 163
- Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten im jungen und mittleren Erwachsenenalter 193
- Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten im Alter 227
- Ungleichheitsdimensionen Sozialer Status, soziale Beziehungen und Gesundheit 257
- Geschlecht und gesundheitliche Ungleichheiten – Soziale Netzwerke im Kontext von Gesundheit und Gesundheitsverhalten 273
- Arbeitslosigkeit, soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten 309
- Soziale Netzwerke und die Gesundheit von Alleinerziehenden 329
- Soziale Netzwerke und Behinderung – Zugang und Stabilisierung der Einbindung in den allgemeinen Arbeitsmarkt 347
- Migration als gesundheitliche Ungleichheitsdimension? Natio-ethno-kulturelle Zugehörigkeit, Gesundheit und soziale Netzwerke 369