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280 M. Gamper et al.
Im hohen Alter ist kaum ein genereller Geschlechterunterschied zu erkennen.
Hinsichtlich der Multimorbidität schneidet das weibliche* Geschlecht signifikant
schlechter ab, d. h., Frauen* leiden mit zunehmendem Alter öfter als Männer*
unter multiplen chronischen Erkrankungen, z. B. Osteoporose, Osteoarthrose
und Herzinsuffizienz. Bei dem männlichen* Geschlecht treten auch im hohen
Alter eher lebensbedrohliche Erkrankungen, wie Herzinfarkte und chronisch
obstruktive Lungenerkrankungen auf (Iller und Wienberg 2012; Statistisches
Bundesamt 2019a).
Auch im Hinblick auf die subjektive Beurteilung des eigenen Gesundheits-
zustandes können weiterhin Geschlechtsunterschiede belegt werden: Männer*
sind im Allgemeinen zufriedener; mit zunehmenden Alter sinkt die Gesundheits-
zufriedenheit jedoch schneller ab (Iller und Wienberg 2012).
Für Trans*- Personen fassen Graham et al. (2011) einzelne Aspekte in den ver-
schiedenen Lebensphasen zusammen, können aber nach eigenen Angaben kaum
Ergebnisse liefern.
1.2 Geschlecht und Gesundheitsverhalten
Laut Kuhlmann (2016) beeinflussen kulturelle und soziale Faktoren die Inan-
spruchnahme von gesundheitlichen Leistungen und führen teilweise zu signi-
fikanten Geschlechterdifferenzen in fast allen Bereichen des gesundheitlichen
Versorgungssystems. Beispielsweise nehmen mehr Frauen* an Gesundheits-
kursen der Volkshochschule und der Krankenkassen teil (Kuhlmann 2016;
Robert-Koch-Institut 2015), die allerdings vermutlich auch primär auf die
Bedürfnisse der Frauen* abzielen und somit Männer* benachteiligen (Kuhlmann
2016).
Auch bei der Inanspruchnahme von ambulanter ärztlicher Versorgung kann
laut Prütz und Rommel (2017) teilweise ein erheblicher Unterschied, aber auch
eine deutliche Angleichung der Geschlechter mit zunehmendem Lebensalter
verzeichnet werden. Ein Geschlechtsunterschied zeigt sich insbesondere im jun-
gen Erwachsenenalter: So nahmen von den 18- bis 29-jährigen Frauen* 90,4 %
und lediglich 78,4 % der Männer* in den letzten zwölf Monaten eine Leistung
in Anspruch. Bei den 65-Jährigen und älteren Personen sind jedoch kaum mehr
Unterschiede feststellbar. Neuere Studien sowie differenzierte Analysen wider-
legen zudem laut Kuhlmann (2016) die Annahme, dass sich Männer* weniger um
ihre Gesundheit kümmern.
Die Inanspruchnahme von psychiatrischen und psychotherapeutischen Leis-
tungen nimmt im Kontext der Geschlechterdifferenzen eine besondere Stellung
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Buch Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten - Eine neue Perspektive für die Forschung"
Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten
Eine neue Perspektive für die Forschung
- Titel
- Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten
- Untertitel
- Eine neue Perspektive für die Forschung
- Autoren
- Andreas Klärner
- Markus Gamper
- Sylvia Keim-Klärner
- Irene Moor
- Holger von der Lippe
- Herausgeber
- Nico Vonneilich
- Verlag
- Springer VS
- Ort
- Wiesbaden
- Datum
- 2020
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-658-21659-7
- Abmessungen
- 14.5 x 21.0 cm
- Seiten
- 436
- Kategorie
- Medien
Inhaltsverzeichnis
- Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten – eine neue Perspektive für die Forschung 1
- Theoretische und methodische GrundlagenSoziale Beziehungen, soziales Kapital und sozialeNetzwerke – eine begriffliche Einordnung 33
- Netzwerktheorie(n) – Ein Überblick 49
- Wirkmechanismen in sozialen Netzwerken 65
- Negative Beziehungsaspekte und gesundheitliche Ungleichheiten 87
- Netzwerkanalyse – eine methodische Annäherung 109
- Soziale Netzwerke, familiales Sozialkapital und kindliche Gesundheit 137
- Soziale Netzwerke, Gesundheit und gesundheitliche Ungleichheiten im Jugendalter 163
- Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten im jungen und mittleren Erwachsenenalter 193
- Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten im Alter 227
- Ungleichheitsdimensionen Sozialer Status, soziale Beziehungen und Gesundheit 257
- Geschlecht und gesundheitliche Ungleichheiten – Soziale Netzwerke im Kontext von Gesundheit und Gesundheitsverhalten 273
- Arbeitslosigkeit, soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten 309
- Soziale Netzwerke und die Gesundheit von Alleinerziehenden 329
- Soziale Netzwerke und Behinderung – Zugang und Stabilisierung der Einbindung in den allgemeinen Arbeitsmarkt 347
- Migration als gesundheitliche Ungleichheitsdimension? Natio-ethno-kulturelle Zugehörigkeit, Gesundheit und soziale Netzwerke 369