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Grundtatsachen und Definitionen 28
u¨berhaupt von vielfachen Moleku¨len.1 In der Tat bestehen u¨ber diesen Punkt
noch o¨fters Meinungsverschiedenheiten, wie z.B. beim Molekulargewicht des
Schwefeldampfes unterhalb 800◦, das gewo¨hnlich zu S6 = 192, von einigen
aber auch gemischt mit Moleku¨len S8 = 256 und S2 = 64, von anderen
noch anders angenommen wird. Im allgemeinen wird man in zweifelhaften
Fa¨llen am sichersten gehen, die Frage einstweilen noch offen zu lassen und
sowohl physikalische als auch chemische Vera¨nderungen als Ursache der
Abweichungen von den Gasgesetzen anzunehmen. Nur so viel — und dies ist
ein wichtiger Punkt, von dem wir spa¨ter Gebrauch machen mu¨ssen — la¨ßt
sich mit Sicherheit behaupten, daß bei geringen Dichten die physikalischen
Einflu¨sse hinter den chemischen immer mehr zuru¨cktreten werden. Denn
nach allen Erfahrungen na¨hern sich alle Gase mit abnehmender Dichte dem
idealen Zustand (§21).
Drittes Kapitel.Wa¨rmemenge.
§ 44. Taucht man zwei gleich schwere Stu¨cke von Eisen und von
Blei, beide auf 100◦ erhitzt, in zwei geho¨rig isolierte, ganz gleiche Gefa¨ße
mit gleichviel Wasser von 0◦ ein, und wartet fu¨r jedes Gefa¨ß den Zustand
des Wa¨rmegleichgewichts ab, so zeigt das Gefa¨ß mit dem Eisenstu¨ck eine
bedeutendgro¨ßereTemperaturerho¨hungalsdasmitdemBleistu¨ck.Umgekehrt
wird ein Wasserbad von 100◦ durch ein Eisenstu¨ck von 0◦ bedeutend sta¨rker
abgeku¨hlt, als durch ein gleich schweres Bleistu¨ck von 0◦. Man unterscheidet
daher zwischen Temperatur und Wa¨rmemenge, und nimmt als Maß
der von einem Ko¨rper bei seiner Abku¨hlung abgegebenen Wa¨rmemenge
diejenige Temperaturerho¨hung, welche ein mit dem sich abku¨hlenden Ko¨rper
in Beru¨hrung gebrachter Normalko¨rper (Wasser) erfa¨hrt, vorausgesetzt, daß
andere Ursachen der Temperatura¨nderung, wie Kompression, ausgeschlossen
sind. Zugleich setzt man dabei die von dem Ko¨rper abgegebene Wa¨rmemenge
gleich der von dem Normalko¨rper aufgenommenen Wa¨rmemenge. Aus
dem oben beschriebenen Experiment folgt dann, daß ein Eisenstu¨ck bei
Abku¨hlung um ein bestimmtes Temperaturintervall eine gro¨ßere (etwa die
vierfache) Wa¨rmemenge abgibt als ein Bleistu¨ck von gleichem Gewicht, und
umgekehrt, daß das Eisen zu einer bestimmten Temperaturerho¨hung der
Zufuhr einer entsprechend gro¨ßeren Wa¨rmemenge bedarf als das Blei.
§ 45. Als Wa¨rmeeinheit galt fru¨her allgemein diejenige Wa¨rmemenge,
1So z.B. hat W. Nernst (Verhandlungen der Deutschen Phys. Ges. 11, S. 313,
1909) die Zustandsgleichung des Wasserdampfes auf die Bildung von Doppelmoleku¨len
(H2O)2 zuru¨ckgefu¨hrt.
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Buch Vorlesungen über Thermodynamik"
Vorlesungen über Thermodynamik
- Titel
- Vorlesungen über Thermodynamik
- Autor
- Max Planck
- Verlag
- VEREINIGUNG WISSENSCHAFTLICHER VERLEGER WALTER DE GRUYTER & CO.
- Ort
- Berlin und Leipzig
- Datum
- 1922
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Seiten
- 284
- Schlagwörter
- Theoretische Physik, Wirkungsquantum, Nobelpreis, Wärme, Temperatur, Hauptsatz, Systeme, Mathematik
- Kategorien
- Lehrbücher
- Naturwissenschaften Physik
Inhaltsverzeichnis
- Erster Abschnitt. Grundtatsachen und Definitionen 2
- Zweiter Abschnitt. Der erste Hauptsatz der Wärmetheorie 34
- Dritter Abschnitt. Der zweite Hauptsatz der Wärmetheorie 70
- Vierter Abschnitt. Anwendungen auf spezielle Gleichgewichtszustände 113
- Erstes Kapitel. Homogenes System 113
- Zweites Kapitel. System in verschiedenen Aggregatzuständen 127
- Drittes Kapitel. System von beliebig vielen unabhängigen Bestandteilen (Komponenten) 165
- Viertes Kapitel. Gasförmiges System 199
- Fünftes Kapitel. Verdünnte Lösungen 212
- Sechstes Kapitel. Absoluter Wert der Entropie. Theorem von NERNST 253