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System in verschiedenen Aggregatzusta¨nden 127
Zweites Kapitel. System in verschiedenen
Aggregatzusta¨nden.
§ 165. Wir untersuchen im folgenden das Gleichgewicht eines Systems,
dessen einzelne Teile verschiedenen Aggregatzusta¨nden, dem festen, flu¨ssigen
oder gasfo¨rmigen, angeho¨ren ko¨nnen. Dabei nehmen wir u¨berall an, daß
der Zustand jedes dieser Teile durch Masse, Temperatur und Volumen
vollsta¨ndig bestimmt ist, oder anders ausgedru¨ckt, daß das ganze System von
einem einzigen unabha¨ngigen Bestandteil (§198) gebildet wird. Es ist dazu
nicht erforderlich, daß das System, oder daß auch nur ein einzelner Teil des
Systems chemisch homogen ist. Die Frage nach der chemischen Homogenita¨t
la¨ßt sich im allgemeinen gar nicht einmal strenge beantworten (vgl. §92),
z.B. ist es noch sehr dahingestellt, ob im flu¨ssigen Wasser die Moleku¨le
dieselben sind wie im Eis, ja es ist wegen der anomalen Eigenschaften des
flu¨ssigen Wassers in der Na¨he des Gefrierpunktes sogar wahrscheinlich, daß
die Moleku¨le schon innerhalb des flu¨ssigen Wassers nicht alle gleichartig
sind. Die Entscheidung daru¨ber ist fu¨r die folgenden Untersuchungen ganz
ohne Belang. Es kann sogar das System aus verschiedenartigen Stoffen in
beliebigem Gewichtsverha¨ltnis zusammengesetzt sein und etwa eine Lo¨sung
oder eine Legierung bilden. Was wir hier voraussetzen wollen, ist nur dies,
daß der innere Zustand jedes homogenen Teiles der betrachteten Substanz
bei bestimmter Temperatur T und bestimmtem spezifischen Volumen v ein
ganz bestimmter ist, daß also, falls die Substanz aus verschiedenartigen
Stoffen zusammengesetzt ist, das Gewichtsverha¨ltnis derselben in allen
Teilen des Systems das na¨mliche ist. Dann ko¨nnen wir die Frage, um deren
Beantwortung es sich hier handelt, in folgender Form aussprechen:
Wir denken uns die Substanz, deren Gesamtmasse M gegeben ist,
in eine feste Hu¨lle vom gegebenen Volumen V eingeschlossen und ihr
durch Zuleitung von Wa¨rme eine gegebene Energie U mitgeteilt. Wird
nun dies System nach außen abgeschlossen und sich selbst u¨berlassen, so
bleibt M, V und U konstant; dagegen die Entropie S nimmt zu. Nun
suchen wir den, oder wenn es mehrere sind, die Gleichgewichtszusta¨nde zu
bestimmen,welchedasSystemannehmenkann,undzugleichdieBedingungen
dafu¨r anzugeben, unter denen das Gleichgewicht stabil oder labil ist. Die
vollsta¨ndige Durchfu¨hrung dieser Untersuchung wird ermo¨glicht durch den
in der Gleichung (77) ausgesprochenen Satz, daß unter allen Zusta¨nden, die
bei verhinderter a¨ußerer Wa¨rmezufuhr auseinander hervorgehen ko¨nnen, der
stabilste Gleichgewichtszustand durch das absolute Maximum der Entropie
ausgezeichnet ist. Imallgemeinenwirdaber,wiewirsehenwerden,dieEntropie
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Buch Vorlesungen über Thermodynamik"
Vorlesungen über Thermodynamik
- Titel
- Vorlesungen über Thermodynamik
- Autor
- Max Planck
- Verlag
- VEREINIGUNG WISSENSCHAFTLICHER VERLEGER WALTER DE GRUYTER & CO.
- Ort
- Berlin und Leipzig
- Datum
- 1922
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Seiten
- 284
- Schlagwörter
- Theoretische Physik, Wirkungsquantum, Nobelpreis, Wärme, Temperatur, Hauptsatz, Systeme, Mathematik
- Kategorien
- Lehrbücher
- Naturwissenschaften Physik
Inhaltsverzeichnis
- Erster Abschnitt. Grundtatsachen und Definitionen 2
- Zweiter Abschnitt. Der erste Hauptsatz der Wärmetheorie 34
- Dritter Abschnitt. Der zweite Hauptsatz der Wärmetheorie 70
- Vierter Abschnitt. Anwendungen auf spezielle Gleichgewichtszustände 113
- Erstes Kapitel. Homogenes System 113
- Zweites Kapitel. System in verschiedenen Aggregatzuständen 127
- Drittes Kapitel. System von beliebig vielen unabhängigen Bestandteilen (Komponenten) 165
- Viertes Kapitel. Gasförmiges System 199
- Fünftes Kapitel. Verdünnte Lösungen 212
- Sechstes Kapitel. Absoluter Wert der Entropie. Theorem von NERNST 253