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Der zweite Hauptsatz der Wa¨rmetheorie 96
Gu¨ltigkeitdesEnergieprinzipsmitdemGenauigkeitsgradedesexperimentellen
Nachweises dieses allgemeinen Erfahrungssatzes in Verbindung bringt. Ebenso
wird vermutlich die Zeit kommen, wo auch das Prinzip der Vermehrung
der Entropie außer Zusammenhang mit menschlicher Experimentierkunst,
von einzelnen Metaphysikern wohl gar als a priori gu¨ltig hingestellt werden
wird. Bis dahin wird es aber fu¨r den Anha¨nger sowohl wie fu¨r den Gegner
des zweiten Hauptsatzes keine wirksamere Waffe zum Kampfe um seine
Allgemeingu¨ltigkeit geben, als das unabla¨ssige Bemu¨hen, den tatsa¨chlichen
Inhalt dieses Satzes bis in seine a¨ußersten Konsequenzen zu verfolgen und
jede derselben, korrekt formuliert, vor den Richterstuhl der ho¨chsten Instanz,
der Erfahrung, zu bringen. Wie die Entscheidung dann auch fallen mo¨ge,
unter allen Umsta¨nden wird uns aus dieser Taktik sicher bleibender Gewinn
erwachsen, da wir damit dem Hauptzweck der ganzen Naturforschung
dienen: der Bereicherung unseres tatsa¨chlichen Wissens.
Drittes Kapitel. Allgemeine Folgerungen.
§ 137. Die erste Anwendung, welche wir von dem im vorigen Kapitel
in die allgemeinste Form gebrachten Entropieprinzip machen wollen, betrifft
den fru¨her im §90 fu¨r ein ideales Gas eingehend beschriebenen Carnotschen
umkehrbaren Kreisprozeß zwischen zwei Wa¨rmereservoiren, diesmal aber,
statt mit einem idealen Gase, ausgefu¨hrt mit einem ganz beliebigen System,
wobei auch chemische Wirkungen, wofern sie nur reversibel sind, nicht
ausgeschlossen werden. Indem wir wegen der Bezeichnungen usw. auf das
dort Gesagte verweisen, ko¨nnen wir sogleich das Resultat hier aussprechen.
Der erste Hauptsatz verlangt fu¨r den Kreisprozeß, daß die von dem
wa¨rmeren Reservoir abgegebene Wa¨rmemengeQ2 a¨quivalent ist der Summe
der von dem System geleisteten Arbeiten: A′=−A und der von dem
ku¨hleren Reservoir aufgenommenen Wa¨rmemenge: Q′1 =−Q1, also, ebenso
wie in (42)
Q2 =A′+Q′1
oder:
(63) Q1 +Q2 +A= 0.
Der zweite Hauptsatz verlangt wegen der Reversibilita¨t des Prozesses,
daß alle Ko¨rper, welche am Schluß des Prozesses irgendwelche innere
Vera¨nderungen aufweisen, — und das sind hier nur die beiden Wa¨rmebeha¨lter
— die na¨mliche Entropiesumme besitzen wie am Anfang. Nun betra¨gt die
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Buch Vorlesungen über Thermodynamik"
Vorlesungen über Thermodynamik
- Titel
- Vorlesungen über Thermodynamik
- Autor
- Max Planck
- Verlag
- VEREINIGUNG WISSENSCHAFTLICHER VERLEGER WALTER DE GRUYTER & CO.
- Ort
- Berlin und Leipzig
- Datum
- 1922
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Seiten
- 284
- Schlagwörter
- Theoretische Physik, Wirkungsquantum, Nobelpreis, Wärme, Temperatur, Hauptsatz, Systeme, Mathematik
- Kategorien
- Lehrbücher
- Naturwissenschaften Physik
Inhaltsverzeichnis
- Erster Abschnitt. Grundtatsachen und Definitionen 2
- Zweiter Abschnitt. Der erste Hauptsatz der Wärmetheorie 34
- Dritter Abschnitt. Der zweite Hauptsatz der Wärmetheorie 70
- Vierter Abschnitt. Anwendungen auf spezielle Gleichgewichtszustände 113
- Erstes Kapitel. Homogenes System 113
- Zweites Kapitel. System in verschiedenen Aggregatzuständen 127
- Drittes Kapitel. System von beliebig vielen unabhängigen Bestandteilen (Komponenten) 165
- Viertes Kapitel. Gasförmiges System 199
- Fünftes Kapitel. Verdünnte Lösungen 212
- Sechstes Kapitel. Absoluter Wert der Entropie. Theorem von NERNST 253