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System von beliebig vielen unabha¨ngigen Bestandteilen 165
Dreiecke, welche der Punkt (v,u) mit je einer Seite des Fundamentaldreiecks
bildet.
So kann man in jedem einzelnen Falle die Bestimmungsstu¨cke des
stabilen Gleichgewichts finden, vorausgesetzt, daß das Fundamentaldreieck
und die Verdampfungs-, Schmelz- und Sublimationskurve fu¨r die betreffende
Substanz ein fu¨r allemal gezeichnet sind. Zur besseren U¨bersicht der
Verha¨ltnisse ko¨nnte man der Figur noch diejenigen Kurven beifu¨gen, welche
Stellen gleicher Temperatur oder gleichen Drucks miteinander verbinden. In
den Gebieten (12), (23), (31) fallen die isothermen mit den isobaren Linien
zusammen in die geradlinigen Verbindungsstrecken je zweier zugeordneter
Punkte der Begrenzungskurven, das Gebiet (123) stellt selber eine singula¨re
Isotherme und Isobare vor. Dann erha¨lt man z.B. fu¨r Wasser das Resultat,
daß Eis im stabilen Gleichgewicht unter keinerlei Umsta¨nden eine ho¨here
Temperatur als die Fundamentaltemperatur (0,0075◦C.) annehmen kann,
also auch nicht, wenn der Druck noch so sehr erniedrigt werden sollte,
wa¨hrend flu¨ssiges Wasser bei geeignetem Druck auf beliebig hohe und tiefe
Temperatur gebracht werden kann, ohne zu verdampfen oder zu gefrieren.
Sodann la¨ßt sich auch die Frage direkt beantworten, welche Zusta¨nde
ein Ko¨rper durchmacht, wenn man ihn einer Anzahl von bestimmten
a¨ußeren Vera¨nderungen der Reihe nach unterwirft. So z.B. erfa¨hrt man das
Verhalten eines Ko¨rpers mit der MasseM, der bei konstantem Volumen V
abgeku¨hlt oder erwa¨rmt wird, durch die Betrachtung der Geraden v= V
M ,
welche der Ordinatenachse parallel la¨uft. Die Gebiete na¨mlich, welche diese
Gerade durchschneidet, geben an, welche Zusta¨nde der Ko¨rper in diesem
Falle durchmacht, also z.B. ob er im Laufe des Prozesses schmilzt, oder
ob er verdampft, oder ob er direkt sublimiert, usw.1
Drittes Kapitel. System von beliebig vielen unabha¨ngigen
Bestandteilen (Komponenten).
§ 197. Im folgenden untersuchen wir ganz allgemein das thermodyna-
mische Gleichgewicht eines aus verschiedenen ra¨umlich aneinandergrenzenden
Teilen bestehenden Systems, welches, im Gegensatz zu dem im vorigen
Kapitel behandelten, aus beliebig vielen unabha¨ngigen Bestandteilen (§198)
zusammengesetzt sein kann. Jeden der verschiedenartigen, ra¨umlich aneinan-
dergrenzenden Teile des Systems setzen wir als physikalisch homogen (§67)
1Wegen der tatsa¨chlichen Verha¨ltnisse fu¨r Wasser vgl. G. Tammann, Go¨ttinger
Nachrichten 1913, S. 99.
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Buch Vorlesungen über Thermodynamik"
Vorlesungen über Thermodynamik
- Titel
- Vorlesungen über Thermodynamik
- Autor
- Max Planck
- Verlag
- VEREINIGUNG WISSENSCHAFTLICHER VERLEGER WALTER DE GRUYTER & CO.
- Ort
- Berlin und Leipzig
- Datum
- 1922
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Seiten
- 284
- Schlagwörter
- Theoretische Physik, Wirkungsquantum, Nobelpreis, Wärme, Temperatur, Hauptsatz, Systeme, Mathematik
- Kategorien
- Lehrbücher
- Naturwissenschaften Physik
Inhaltsverzeichnis
- Erster Abschnitt. Grundtatsachen und Definitionen 2
- Zweiter Abschnitt. Der erste Hauptsatz der Wärmetheorie 34
- Dritter Abschnitt. Der zweite Hauptsatz der Wärmetheorie 70
- Vierter Abschnitt. Anwendungen auf spezielle Gleichgewichtszustände 113
- Erstes Kapitel. Homogenes System 113
- Zweites Kapitel. System in verschiedenen Aggregatzuständen 127
- Drittes Kapitel. System von beliebig vielen unabhängigen Bestandteilen (Komponenten) 165
- Viertes Kapitel. Gasförmiges System 199
- Fünftes Kapitel. Verdünnte Lösungen 212
- Sechstes Kapitel. Absoluter Wert der Entropie. Theorem von NERNST 253