Seite - 42 - in Wolfgang von Weisl - Schauspiel und Roman im Zeichen des modernen politischen Zionismus
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42 A. Kontexte, Aspekte, Kommentare
ein »Fremder« und »Außenseiter« bleiben müsse, »der nichts weiß von unserem Volk«,
wie selbst Hanna ihm vorwirft (AWI 299, 306).
Lediglich in einem Punkt stimmen Barzeew und Steinberg mit Eldad überein, dass
sich die Hagana vordringlich gegen die unmittelbar bevorstehenden Angriffe der Ara-
ber soldatisch wappnen müsse ; »du Schu’al, du warst als einziger unter uns Berufsoffi-
zier«, erklärt ihm Barzeew und fordert ihn auf : »Du sollst die militärische Ausbildung
im ganzen Land übernehmen, ein Reglement für den Straßenkampf ausarbeiten, Un-
teroffiziere ausbilden, die Bewaffnung kontrollieren« usw. (AWI 221). Wie sein Autor
fungiert auch Eldad als Ausbildner der Hagana, der jüdischen Selbstverteidigung, die
dann
– gemeinsam mit den paramilitärischen Untergrundorganisationen der Irgun, Le-
chi und Palmach
– nach der israelischen Staatsgründung aufgelöst und in die nationale
Armee eingegliedert wird.
Die Osterfeiertage im April 1921 gehen in Weisls Roman wider Erwarten ruhig vo-
rüber. Doch am 1. Mai kam es, der historischen Realität entsprechend, zu den befürch-
teten blutigen Zusammenstößen von Arabern und Juden im Anschluss an kommunis-
tische, rote Fahnen schwingende Demonstrationen jüdischer Arbeiter. Offenbar hatten
die antibolschewistisch indoktrinierten Araber auf diesen Anlass nur gewartet.53 Auf
beiden Seiten waren zahlreiche Opfer zu beklagen : insgesamt fast hundert Tote und ca.
zweihundert Schwerverletzte. Gleichwohl versuchte Weisl in seinem Orientbuch Der
Kampf um das Heilige Land, aus den Kämpfen eine positive Bilanz zu ziehen. Endlich
seien nun auch die sozialistischen Pazifisten unter den Juden eines Besseren belehrt wor-
den und würden die Notwendigkeit akzeptieren, sich an der Befestigung der jüdischen
Siedlungen gegen arabische Angriffe aktiv beteiligen zu müssen : »Der 1.
Mai 1921 hatte
aus ihnen«, den jüdischen Siedlern, »die europamüde54 nach Palästina gekommen wa-
ren, davon sprechend und träumend, im Orient aufzugehen, Europäer gemacht. Blut
war geflossen …«55 : »Europäer«, die nun endlich – nach Ansicht Weisls und seines Ro-
manhelden Eldad – wach gerüttelt worden seien und ihre verloren geglaubte ›westliche‹
Gesinnung, d.
h. ihre militärische Räson, wiedergewonnen hätten und nicht mehr davon
»träumten«, sich mit den orientalischen »Eingeborenen« friedlich verbrüdern zu können.
Unter den jüdischen Romanfiguren mit verschlüsselter Namengebung verdienen
noch zwei wissenschaftlich hochqualifizierte Zionisten gesonderter Erwähnung : Dok-
tor Hamber und Ingenieur Weidental.
Hamber ist ein Anagramm von Beham. Der aus Litauen stammende Arzt Arye Be-
ham (1877–1941) hatte 1913 in Jerusalem das Pasteur-Institut gegründet und es seit-
53 Vgl. im Roman die antibolschewistische Agitation Georges Farughis (AWI 316 f.).
54 Kontrastive Anspielung wohl auf Ferdinand Kürnbergers Lenau-Roman Der Amerika-Müde (1855).
55 Der Kampf um das Heilige Land (Anm.
13), S.
42.
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Wolfgang von Weisl
Schauspiel und Roman im Zeichen des modernen politischen Zionismus
Erlöser - Der Anfang der Wandlung Israels
- Titel
- Wolfgang von Weisl
- Untertitel
- Schauspiel und Roman im Zeichen des modernen politischen Zionismus
- Herausgeber
- Dietmar Goltschnigg
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Datum
- 2020
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21056-6
- Abmessungen
- 17.4 x 24.5 cm
- Seiten
- 362
- Kategorie
- Biographien
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort 7
- Abkürzungen und Zitierweise 11
- A. Kontexte, Aspekte, Kommentare 13
- Erlöser 13
- Einbürgerung Wolfgang von Weisls in British Palestine 22
- Arnold Zweig: De Vriendt kehrt heim … 23
- Der Anfang der Wandlung Israels 28
- B. Wolfgang von Weisl 51
- Erlöser. Ein ernstes Spiel von letzten Dingen 51
- C. Wolfgang von Weisl 143
- Der Anfang der Wandlung Israels. Roman 143
- D. Anhang 335
- 1. Zeittafel 335
- 2. Biographische Daten 341
- 3. Sachen, Begriffe, Orte, Glossar 346
- 4. Bibliographie 353
- 5. Personenregister 355