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Erlöser 113
auf der Erde. Ein weißverhüllter Altar und Malereien an den Wänden, die die Symbole
Kreuz und Fisch und Lamm stets wiederholen, weihen den Ort zu einer Kirche. Beim Altar-
tisch stehen ein junger und alter Priester.
Der alte Presbyter (rufend) :
VerschlieĂźt die TĂĽre, bis der Bischof kommt !
Der junge Presbyter (halblaut) :
Warum will Barnabas uns hier verbergen ?
Der Römer wird nicht wiederkehren.
Der alte Presbyter : Ă„rger
Wird Bar Kosiba sein. Weh’ uns, wenn wir
In seine Hände fielen.
Eine alte Frau : Wer nicht Sein ist,
Der ist sein Feind ! Mein Heiland, schĂĽtze uns !
Es klopft.
Der alte Presbyter :
Tut auf ! ein Bruder steht vor’m Tor.
Es wird geöffnet. Ein Mann mit Frau und Kindern steigt die Stufen nieder, die von der Kel-
lertĂĽr nach vorne fĂĽhren.
Der fremde Mann : Da … Weib …
Nimm mir den Sack ab … so … gib mir das Kind …
Ein anderer Mann :
Woher kommst du mein Bruder ?
Der fremde Mann : Ich ? Aus Bethlehem.
Bar Kochba nahm das Dorf im Kampf, Wir flohen …
Der junge Presbyter (mit kaum verhehlter Freude) :
Und Rufus weicht ?35Â
– Es ist sein letztes Heer,
Das diese Schlacht schlägt. Siegt er wieder nicht,
35 Vgl. Graetz (Geschichte der Juden, S. 18, Anm. 7, S. 137 f.) : »Einer so riesigen Kraftentwicklung [der
aufständischen Juden] war der damalige römische Statthalter in Judäa mit seiner wahrscheinlich ge-
ringen Truppenzahl nicht gewachsen. Sein Name war Ticinius Rufus und in den jĂĽdischen Quellen
unter dem Namen Tyrannus Rufus, als Typus eines Menschenschlächters, welcher zu der Grausamkeit
ĂĽbermĂĽtigen Spott hinzufĂĽgt, berĂĽchtigt. Dem Andrange des kriegerischen Messias, dessen Scharen
aus dem Boden zu wachsen schienen, konnten die römischen Stationstruppen nicht lange widerstehen.
Rufus zog sich zurück, räumte den Aufständischen eine Festung nach der andern, und binnen Jahres-
frist (132/133) fielen an die fünfzig feste Plätze und 985 offene Städte und Dörfer in ihre Hände. Es
scheint, daß ganz Judäa mit Samaria und Galiläa von den Römern geräumt, in den Besitz der Juden
gekommen war. […]. Ganz ohne Zweifel war auch Jerusalem in den Händen der jüdischen Sieger,
und diese mochten wohl auch an die Wiederherstellung des Tempels gedacht haben […].«
Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
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Buch Wolfgang von Weisl - Schauspiel und Roman im Zeichen des modernen politischen Zionismus"
Wolfgang von Weisl
Schauspiel und Roman im Zeichen des modernen politischen Zionismus
Erlöser - Der Anfang der Wandlung Israels
- Titel
- Wolfgang von Weisl
- Untertitel
- Schauspiel und Roman im Zeichen des modernen politischen Zionismus
- Herausgeber
- Dietmar Goltschnigg
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Datum
- 2020
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21056-6
- Abmessungen
- 17.4 x 24.5 cm
- Seiten
- 362
- Kategorie
- Biographien
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort 7
- AbkĂĽrzungen und Zitierweise 11
- A. Kontexte, Aspekte, Kommentare 13
- Erlöser 13
- EinbĂĽrgerung Wolfgang von Weisls in British Palestine 22
- Arnold Zweig: De Vriendt kehrt heim … 23
- Der Anfang der Wandlung Israels 28
- B. Wolfgang von Weisl 51
- Erlöser. Ein ernstes Spiel von letzten Dingen 51
- C. Wolfgang von Weisl 143
- Der Anfang der Wandlung Israels. Roman 143
- D. Anhang 335
- 1. Zeittafel 335
- 2. Biographische Daten 341
- 3. Sachen, Begriffe, Orte, Glossar 346
- 4. Bibliographie 353
- 5. Personenregister 355