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Furrer, Beat#

* 6. 12. 1954, Schaffhausen (Schweiz)


Komponist, Dirigent


Beat Furrer wurde am 6. Dezember 1954 in Schaffhausen (Schweiz) geboren.

1975 übersiedelte er nach Wien, wo er Komposition (bei Roman Haubenstock-Ramati) und Dirigieren (Otmar Suitner) an der Wiener Musikhochschule studierte.

Aus dem Jahr 1982 stammt die erste (von ihm selbst für gültig erachtete) Komposition, das fünfzehnminütige Solo "Frau Nachtigall" für Violoncello, 1984 gewann er mit seinem 1. Streichquartett den von der Stadt Köln, der Biennale Venedig und dem Festival d'automne Paris veranstalteten Kompositionswettbewerb "Junge Generation in Europa".

Unbefriedigende Aufführungsbedingungen für Neue Musik veranlassten ihn 1985 gemeinsam mit Viktor Liberda zur Gründung des Klangforum Wien (ursprünglich Société de l´Art Acoustique), dessen künstlerischer Leiter er bis 1992 war. Das Klangforum Wien etablierte sich in kurzer Zeit als einer der weltbesten Ensembles für Neue Musik.

In seinem international hoch anerkannten Musiktheaterwerk übersetzt der Komponist Sprache in Klänge, beginnend mit dem 1989 im Rahmen von Wien Modern aufgeführten, ersten abendfüllenden Werk dieser Gattung, "Die Blinden" nach Maurice Maeterlinck.

Klang neu erlebbar zu machen sieht Furrer als seine kompositorische Aufgabe, die Transformierbarkeit von Sprache in Musik steht im Zentrum seines Schaffens. Anspruchsvolle Texte sind in seinen Werken von großer Bedeutung, werden aber oftmals in Vokale, Silben zerlegt, bis die Sprache selbst nicht mehr auszumachen ist. Bei Ingeborg Bachmann im bejubelten "Wüstenbuch" ebenso wie bei Ovid in "Narcissus", Marguerite Duras in "Invocation" oder Leonardo da Vinci im A-cappella-Zyklus "Enigma".

Beat Furrer arbeitet mitunter auch mit einer räumlichen, visuellen Ebene - so stellte etwa bei "ABBILD" 2005 sein 3. Streichquartett in den Kontext eines optisch-akustischen Raumes mit einer Bilderserie des Salzburger Malers Hanns Kunitzberger.

Neben seiner Tätigkeit als Komponist ist Beat Furrer auch als Pianist und Dirigent tätig. Seit 1991 ist er Professor für Komposition an der Kunstuniversität Graz, von 2006 bis 2008 war er Gastprofessor für Komposition an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Frankfurt am Main.

Gegenwärtig arbeitet er an Projekten für die Opernhäuser in Hamburg und Berlin: im Mai 2015 gelangt in Hamburg eine Auftrags-Oper zur Uraufführung: im Mittelpunkt von "la bianca notte/die helle nacht" steht das Werk des italienischen Dichters Dino Campana (1885-1932); an der Staatsoper in Berlin steht 2017 ein von Filmemacher Andrei Tarkowski und Autor Stanislaw Lem inspiriertes Werk über das Fremdwerden einer vertrauten Sache auf dem Programm.

Mit seiner Beteiligung am Projekt "Styria cantat" schafft Beat Furrer auch die Verbindung zwischen Avantgard und Amateur-Chören, mit seiner Impuls-Akademie fördert er Interpreten und Komponisten.

2014 wurde Beat Furrer mit dem Großen Österreichischen Staatspreis - der höchsten künstlerischen Auszeichnung der Republik Österreich - geehrt.

Beat Furrer ist österreichischer Staatsbürger und lebt in Kritzendorf bei Klosterneuburg.

Auszeichnungen, Ehrungen (Auswahl)#

  • Preisträger Kompositionswettbewerb "Junge Generation in Europa", 1984
  • Ernst von Siemens Förderpreis, 1992
  • Musikpreis der Stadt Duisburg, 1993
  • Composer in Residence beim Lucerne Festival, 1996
  • Preis der deutschen Schallplattenkritik für Furrers Portrait-CD bei Kairos, 2000
  • Musikpreis der Stadt Wien, 2004
  • Goldener Löwe Biennale Venedig für FAMA, 2006
  • Großer Österreichischer Staatspreis, 2014

Werke (Auswahl)#

  • Frau Nachtigall für Violoncello, 1982
  • Ensemble für 4 Klarinetten, 2 Klaviere, Vibraphon und Marimbaphon, 1983
  • Poemas für Mezzosopran, Gitarre, Klavier und Marimba, 1984
  • 1. Streichquartett, 1985
  • Die Blinden (Kammeroper nach Texten von M. Maeterlinck, Platon, F. Hölderlin und A. Rimbaud), 1989
  • Narcissus (Oper in 6 Szenen nach Ovids Metamorphosen), 1994
  • Quartett für Schlagzeuger, 1995
  • Stimmen für gemischten Chor und 4 Schlagzeuger (Texte: Ausschnitte aus den Profezie von Leonardo da Vinci und 2 Texte von Christine Huber), 1996
  • Psalm Gloria tibi Domine (für achtstimmigen Chor a cappella), 1997
  • a due (für Viola und Klavier), 1997
  • presto (für Flöte und Klavier), 1997
  • voices – still für Chor und Ensemble, 2000/2001
  • BEGEHREN (Musiktheater nach Texten von Cesare Pavese, Günter Eich, Ovid und Vergil, Libretto: Beat Furrer, Christine Huber und Wolfgang Hofer), 2001
  • Orpheus' Bücher (für Chor und Orchester nach Texten von Cesare Pavese, Ovid und Vergil), 2001
  • auf tönernen füssen (für Stimme und Flöte nach einem Text von Friederike Mayröcker), 2001
  • Phasma für Klavier, 2002
  • invocation (Oper nach Texten von Marguerite Duras (Moderato cantabile), Ovid, Cesare Pavese u.a.; Libretto und Übersetzung: Ilma Rakusa in Zusammenarbeit mit Beat Furrer), 2002/2003
  • andere stimmen (für Violine und Orchester), 2003
  • Drei Klavierstücke, 2003/2004
  • FAMA (Hörtheater in 8 Szenen für großes Ensemble, 8 Stimmen und Schauspielerin, Texte: Ovid und Arthur Schnitzler), 2004/2005
  • antichesis für 14 Streicher, 2006
  • PHAOS für Orchester, 2006
  • lotófagos (für Sopran solo und Kontrabass, Text: José Ángel Valente), 2006
  • canti notturni (für 2 Soprane und Orchester, Text: Carlo Emilio Gadda), 2006
  • enigma (für gemischten Chor a cappella, aufgeteilt in 4 Gruppen nach einem Text von Leonardo da Vinci), 2006
  • Konzert für Klavier und Orchester, 2007
  • fragmentos de un libro futuro (für Sopran und Gitarrenquartett), 2007
  • Wüstenbuch (Musiktheater mit Texten von Händl Klaus, Ingeborg Bachmann, Antonio Machado, José Angel Valente, Apuleius und Lukrez, dazu ein Auszug aus dem "Papyrus Berlin 3024", ein altägyptischer Text in einer deutschen Übersetzung von Jan Assmann), 2010
  • strane costellazioni for orchestra, 2013
  • passaggio for choir and orchestra, 2014
  • La bianca notte/Die helle Nacht (Premiere Hamburg 10.5.2015)

Quellen#


Redaktion: I. Schinnerl