Hermann Glettler
Hermann Glettler (* 8. Jänner 1965 in Übelbach, Steiermark) ist ein österreichischer Künstler und Geistlicher. Er ist römisch-katholischer Diözesanbischof der Diözese Innsbruck.
Leben
Hermann Glettler wuchs in Übelbach heran. Im Rahmen seiner Maturareise im Sommer 1983 nach Südfrankreich kam er mit der Gemeinschaft Emmanuel in Kontakt. Im Rahmen dieses Kontaktes wuchs sein Wunsch, Priester zu werden. Er trat der Gemeinschaft Emmanuel bei und studierte Theologie sowie Kunstgeschichte in Graz. Zwei Jahre seiner Studienzeit verbrachte er in Deutschland. Am 23. Juni 1991 wurde er zum Priester für die Diözese Graz-Seckau geweiht.
1997 wurde er Pfarrer in der Pfarre Graz St. Andrä. Sein Priesterdasein ist sehr stark von der Mission geprägt. Daneben ist er auch als Künstler sehr bekannt geworden.
Im Dezember 2014 wurde die Klanginstallation Expansion of the Universe des Komponisten Rudolf Wakolbinger in der Andrä-Kirche uraufgeführt. Im Rahmen des Projektes fand ein von Astrid Kury, Präsidentin der Akademie Graz, moderiertes Gespräch zwischen Pfarrer Glettler, dem Atheisten Heinz Oberhummer (Science Busters) (1941–2015) und dem Grazer Künstler Markus Wilfling statt. Thema war Entstehung und Entwicklung des Universums, es wurde ein Streitgespräch um die menschliche Seele, Gott und die Frage, was denn bitteschön vor dem Urknall war – im wechselweisen Respekt unterschiedlicher Auffassungen.[1] Das Gespräch wurde in der Krone bunt eines Sonntags breit publiziert.
Im September 2016 wurde Hermann Glettler zum Bischofsvikar für die Bereiche Caritas und Neuevangelisierung ernannt.[2]
Ab 27. Juni 2017 und bis Ende Oktober zeigte er unter dem Ausstellungstitel „Glettler Privat“ im Verwaltungstrakt des Standorts Süd des LKH Graz Süd-West eigene und andere gesammelte Werke und Versatzstücke aus seiner ehemaligen Wohnung.[3] Seine Website listet davor – ab 1990 – schon sechs Einzelausstellungen, in der Steiermark und eine in Zagreb, sowie eine Auswahl an Ausstellungsbeteiligungen – ab 2000 – eine davon in Zadar, ebenfalls in Kroatien.[4]
Am 27. September 2017 ernannte Papst Franziskus Hermann Glettler zum Bischof von Innsbruck. Die Bischofsweihe empfing er am 2. Dezember 2017 in der Innsbrucker Olympiahalle durch den Erzbischof von Salzburg, Franz Lackner OFM. Mitkonsekratoren waren der Grazer Bischof Wilhelm Krautwaschl und sein Amtsvorgänger und Bischof von Linz, Manfred Scheuer. Am Weihegottesdienst nahmen knapp 8000 Besucher teil.[5] In der Österreichischen Bischofskonferenz ist Hermann Glettler Mitglied der Bischöflichen Kommission für Weltmission sowie Referatsbischof für Ehe, Familie und Lebensschutz (Institut für Medizinische Anthropologie und Bioethik/IMABE); Institut für Ehe und Familie/IEF; Forum Beziehung, Ehe und Familie; Familienkommission; Kunst und Kultur und Denkmalschutz sowie Pax Christi Österreich.[6]
Stellungnahmen
Glettler war Anfang Dezember 2020 in den Flüchtlingslagern auf der Insel Lesbos. Seither verlangt er wiederholt ein gemeinsames Engagement der europäischen Bischöfe zugunsten der Opfer dieser humanitären Katastrophe. Gleichzeitig appelliert er kontinuierlich mit Nachdruck an die österreichische Regierung, den Kirchen und Hilfsorganisationen zu gestatten, in Österreich 100 Familien aus dem Flüchtlingslager aufzunehmen.
Zuletzt äußerte er sich sehr deutlich am 10. Jänner 2021: „Lesbos und die anderen griechischen Inseln, die eine ähnliche Misere zeigen, sind mittlerweile Synonym für das Versagen einer gemeinsamen europäischen Flüchtlingspolitik. Das ist nicht mehr zu entschuldigen. Es geht um das Schicksal Tausender Menschen. Sie dürfen nicht der Spielball einer europäischen Abschreckungspolitik bleiben. Nach den positiv abgeschlossenen Asylverfahren müssen die Leute fair in Europa verteilt werden. Das wiederholte Argument von den zu fürchtenden Pull-Faktoren verkommt zu einem unerträglichen Gerede, wenn man die Situation vor Ort auch nur annähernd kennt und ernstnimmt.“[7]
Ähnlich hatte er sich schon mehrfach geäußert. Kardinal Schönborn, aber auch die anderen österreichischen Bischöfe haben sich diesem Appell an die österreichische Regierung rund um Weihnachten 2020 angeschlossen.
Im März 2021 bezeichnete Glettler die Entscheidung der vatikanischen Glaubenskongregation, die Segnung gleichgeschlechtlicher Paare sei in der römisch-katholischen Kirche nicht möglich, als „eine Enttäuschung“ für alle, die sich „ein deutlicheres Zeichen der Akzeptanz von homosexuellen Paaren erhofft haben“.[8]
Auszeichnungen
- 2011: Fritz-Greinecker-Preis für Zivilcourage[9]
- 2016: Hanns-Koren-Kulturpreis des Landes Steiermark für das Projekt „Andrä Kunst“. Er hat es laut Jury „beispielgebend verstanden, Menschen aus seiner multikulturellen Pfarre und weit darüber hinaus mit zeitgenössischer bildender Kunst zu konfrontieren“.[10]
- 2022: Ehrenzeichen des Landes Tirol für die Verdienste um die Diözese Innsbruck.[11]
Publikationen (Auswahl)
- 2013: Andrä Kunst, Verlag Bibliothek der Provinz, Weitra 2013, ISBN 978-3-99028-279-3
- 2015: Sakral:Kunst: innovative Bildorte seit dem II. Vatikanischen Konzil in der Diözese Graz-Seckau = Sacred art, gemeinsam mit Heimo Kaindl, Alois Kölbl, Miriam Porta, Johannes Rauchenberger und Eva Tangl, Verlag Schnell & Steiner, Regensburg 2015, ISBN 978-3-7954-3079-5
- 2018: Die fremde Gestalt: Gespräche über den unbequemen Jesus, gemeinsam mit Michael Lehofer, Styria Verlag, Wien 2018, ISBN 978-3-222-13587-3
- 2020: Trost: Wege aus der Verlorenheit, gemeinsam mit Michael Lehofer, Styria Verlag, Wien 2020, ISBN 978-3-222-13660-3
Literatur
- Martin Kolozs: Die Bischöfe von Innsbruck – Paulus Rusch, Reinhold Stecher, Alois Kothgasser, Manfred Scheuer, Hermann Glettler. Verlag der Wagnerschen Universitätsbuchhandlung, Innsbruck 2018.
Weblinks
- Literatur von und über Hermann Glettler im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Eintrag zu Hermann Glettler auf catholic-hierarchy.org
- Persönliche Website
- Wounded Light, 2014 Anita Pravits, flickr.com – Glettler bei der Montage seines Kunstwerks an einem Altar (9 Bilder)
Einzelnachweise
- ↑ http://www.annenpost.at/2014/12/04/science-buster-vs-kunstpfarrer-gott-wuerfelt-nicht-oder-doch/ René Jo. Laglstorfer (Rejola): Science Buster vs. Kunstpfarrer: „Gott würfelt nicht“ – Oder doch?!. Annenpost, Graz 4. Dezember 2014, abgerufen 13. Mai 2016.
- ↑ ORF.at (26. September 2017): Tirol: Glettler als neuer Bischof bestätigt (abgerufen am 26. September 2017)
- ↑ Glettler privat kultur.graz.at, 27. Juni 2017, abgerufen 26. September 2017.
- ↑ Biographie hermannglettler.com, abgerufen 27. September 2017.
- ↑ Hermann Glettler zum fünften Bischof der Diözese Innsbruck ernannt. (Nicht mehr online verfügbar.) Diözese Innsbruck, 27. September 2017, archiviert vom Original am 27. September 2017; abgerufen am 27. September 2017.
- ↑ MMag. Hermann GLETTLER. Österreichische Bischofskonferenz, abgerufen am 6. Mai 2021.
- ↑ Die Zeit des geduldigen Wartens geht zu Ende. Abgerufen am 10. Januar 2021.
- ↑ Tirol.ORF.at: Glettler für mehr Offenheit der Kirche, März 2021
- ↑ orf.at - Fritz Greinecker-Preis für Zivilcourage. 15. Juni 2011. Abgerufen am 12. April 2015.
- ↑ http://steiermark.orf.at/news/stories/2773980/ Hanns-Koren-Preis an Künstlerpfarrer Glettler, orf.at, 13. Mai 2016, abgerufen 13. Mai 2016.
- ↑ Tiroler Persönlichkeiten ausgezeichnet. Abgerufen am 20. Februar 2022.
Vorgänger | Amt | Nachfolger |
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Manfred Scheuer | Bischof von Innsbruck seit 2017 |
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Personendaten | |
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NAME | Glettler, Hermann |
KURZBESCHREIBUNG | österreichischer Geistlicher, Künstler und römisch-katholischer Bischof von Innsbruck |
GEBURTSDATUM | 8. Januar 1965 |
GEBURTSORT | Übelbach, Steiermark |
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Hermann Glettler (Bischof Diözese Innsbruck / bishop Innsbruck Diocese) @ Priesterseminar Diözese Graz-Seckau Laufzeit / Duration: 12.04.-26.08.2018Kuratiert von / Curated by: Katrin Bucher Trantow, Johannes Rauchenberger und Barbara Steiner Foto / Photo: Universalmuseum Joanneum/C. Nestroy | Glaube Liebe Hoffnung @ Kunsthaus Graz / KULTUM / Diözese Graz-Seckau | Universalmuseum Joanneum | Datei:2018 Hermann Glettler (41558968901).jpg | |
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