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vom 11.07.2019, aktuelle Version,

Josephine Schultz-Killitschky

Josephine Schultz-Killitschky, Lithographie, um 1820

Josephine Schulz, auch Josephine Schultz und Josephine Schulze, geborene Maria Josepha Killitschky, (* 24. Juni 1791 in Wien-Josefstadt; † 1. Jänner 1880 in Freiburg im Breisgau) war eine österreichische Opernsängerin (Sopran).[1]

Leben

Josephine Schulz-Killitschky (Geburtsname zeitgenössisch auch Killitzky, Kil(l)itschgy) war die Tochter des Wiener Goldarbeiters Anton Joseph Killitzky und der Malerstochter Rosina, geb. Birgner.[1] Sie wurde von Antonio Salieri in Wien ausgebildet und trat dort schon als Kind in Kirchen auf. Ihr öffentliches Debüt gab sie in dem großen Konzert, das Ludwig van Beethoven am 22. Dezember 1808 im Theater an der Wien gab, wo sie für Anna Milder einsprang und die Arie Ah perfido! op. 65 sang. Der Musikkritiker Johann Friedrich Reichardt, der sich unter den Zuhörern befand, sprach anerkennend von „Demoiselle Killizky, der schönen Böhmin [!], mit der schönen Stimme“.[2][3] Der Korrespondent der Allgemeinen musikalischen Zeitung hob zwar auch ihre „sehr angenehme Stimme“ hervor, vermerkte aber auch „sehr wenig sichere und öfter falsche Töne“, die er als „Folge von Schüchternheit“ ansah.[4] 1809 gab sie ihr Bühnendebüt als Mitglied der Wiener Hoftheater in Joseph Weigls Singspiel Ostade.[1]

1810 erhielt sie ein Engagement in Breslau, wo sie am 28. Februar 1812 bei der Premiere von Gaspare Spontinis Vestalin die Titelrolle sang und damit „die erste Staffel ihrer Ruhmesleiter“ betrat.[5] In demselben Jahr vermählte sie sich mit dem Juristen Ludewig Schultz, der später als Justiz-Commissarius am Berliner Kammergericht tätig war. Nach ihrer Heirat führte sie den Künstlernamen Josephine Schultz-Killitschky. In zeitgenössischen Berichten kommen auch andere Schreibarten vor.[1] Da sich das Breslauer Theater gegen Ende des Jahres 1812 in einer akuten finanziellen Krise befand, wurden die Verträge mit den Sängern und Sängerinnen zum Ostertermin 1813 gekündigt. Zwar konnten die Kalamitäten des Theaters behoben und die Kündigungen zurückgenommen werden,[5] doch Josephine Schultz-Killitschky verließ Breslau, nachdem sie am 17. April 1813 (Karfreitag) letztmals aufgetreten war.[6]

1813 wurde sie als Erste Sängerin an die Königliche Oper in Berlin verpflichtet. Dort verkörperte sie bei der Berliner Erstaufführung von Beethovens Fidelio am 11. Oktober 1815 die Titelpartie. Unter den Zuhörern dieser von Bernhard Anselm Weber geleiteten Aufführung war der Dichter Clemens Brentano, der in seiner Besprechung bemerkte, sie hätte die Rolle „mit schöner Leidenschaft trefflich gesungen“, aber zugleich bedauernd festhielt, dass nur „die Verehrer des exzentrischen Bethovens“ [!] die Vorstellung besuchten.[7] Auch von anderer Seite wurden nun „ihre trefflichen und unverwüstlichen Mittel“ gelobt, „ihre gediegene Schule, ihre glänzende Fertigkeit und überhaupt ihre gründliche musikalische Bildung“.[8] Eine besondere Förderung erfuhr sie, als 1820 Gaspare Spontini zum Generalmusikdirektor nach Berlin berufen wurde. Nun rückte sie zur bevorzugten Sängerin der großen dramatischen Opernpartien auf.[1] Während ihres Berliner Engagements gastierte sie „mit grossem Beifall“ in Kassel, Frankfurt am Main und Leipzig.[8]

1831 wurde sie auf eigenen Wunsch aus gesundheitlichen Gründen entlassen, bezog eine Pension von 1000 Reichstalern und zog sich ins Privatleben zurück.[9] Ausschlaggebend für den Rücktritt waren auch Missfallenskundgebungen des Publikums bei einer Vorstellung von Mozarts Don Giovanni, in der sie neben der Primadonna Henriette Sontag (Donna Elvira) die Rolle der Donna Anna sang.[10]

Später lebte sie in Freiburg im Breisgau, zuletzt in der dortigen Wilhelmstraße 26a. Als sie dort am 1. Januar 1880 starb, wurde ihr Alter in der Sterbeurkunde mit 84 Jahren angegeben, ebenso in den Hinterlassenschaftsakten.[11] Die Angabe dürfte jedoch falsch sein, denn dann wäre sie bei ihrem Debüt (1808) erst ca. 13 Jahre gewesen.

Opernrepertoire (soweit dokumentiert)

Alphabetisch nach Komponisten, Titel kursiv, Rollen in Klammern: [1][12][13][10]

Familie

Aus ihrer 1812 geschlossenen Ehe mit dem Justizrat Karl Ludewig Schultz hatte sie zwei Kinder. Ihre Tochter Hedwig Schultz (1815–1845) wurde gleichfalls eine erfolgreiche Sängerin. Daneben hatte sie einen Sohn, Carl Friedrich Schultz (* 12. Februar 1817 Berlin), der am 29. Mai 1837 im Duell den Kammergerichts-Referendar Rudolph Langerhans erschoss – ein Fall, der in der damaligen Presse weite Beachtung fand. 1820 wohnte die Familie Schultz in Berlin in der Kronenstraße 10.[14]

Josephine Schultz-Killitschkys Bruder Rudolph Killitschgy (* 1797 in Wien; † 6. Januar 1851 in Berlin) kam um 1810 nach Berlin, wurde von Ludwig Berger zum Pianisten ausgebildet und war von 1838 bis zu seinem Tod Klavierlehrer am Königlichen Institut für Kirchenmusik.[15]

Ihre Schwester Barbara Killitschky (* 1776)[16] war seit dem 7. Mai 1807 mit dem Geiger und Beethoven-Freund Ignaz Schuppanzigh verheiratet.[17]

Literatur

Einzelnachweise

  1. 1 2 3 4 5 6 C. Höslinger: Schulz, Josefine (Maria Josepha); geb. Killitzky, Künstlername Schulz(e)-Kil(l)itschgy (1791–1880), Sängerin. In: Österreichisches Biographisches Lexikon 1815–1950 (ÖBL). Band 11, Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 1999, ISBN 3-7001-2803-7, S. 348.
  2. Klaus Martin Kopitz, Rainer Cadenbach (Hrsg.) u. a.: Beethoven aus der Sicht seiner Zeitgenossen in Tagebüchern, Briefen, Gedichten und Erinnerungen. Band 2: Lachner – Zmeskall. Hrsg. von der Beethoven-Forschungsstelle an der Universität der Künste Berlin. Henle, München 2009, ISBN 978-3-87328-120-2, S. 668.
  3. Johann Friedrich Reichardt: Vertraute Briefe geschrieben auf einer Reise nach Wien und den Oesterreichischen Staaten zu Ende des Jahres 1808 und zu Anfang 1809. Bd. 1, Amsterdam 1810, S. 256.
  4. Allgemeine musikalische Zeitung. Band 1, Leipzig 1809, Sp. 268. (books.google.de)
  5. 1 2 Maximilian Schlesinger: Geschichte des Breslauer Theaters. Berlin 1898, S. 126 ff. (Digitalisat)
  6. Maximilian Schlesinger: Geschichte des Breslauer Theaters. Berlin 1898, S. 130 (Digitalisat)
  7. C.[lemens] B.[rentano], Erste Vorstellung des Fidelio von Bethoven [!], in: Berlinische Nachrichten von Staats- und gelehrten Sachen, Nr. 124 vom 17. Oktober 1815
  8. 1 2 Karl Theodor von Küstner, Gustav Schauer: Album des Königl. Schauspiels und der Königl. Oper zu Berlin … für die Zeit von 1796 bis 1851, Berlin 1858, S. 53 f. books.google.de
  9. Ferdinand Simon Gassner (Hrsg.): Universal-Lexikon der Tonkunst : neue Hand-Ausgabe in einem Bande ; mit Zugrundlegung des größeren Werkes. Stuttgart 1849. (Digitalisat).
  10. 1 2 Karl-Josef Kutsch und Leo Riemens: Großes Sängerlexikon. Band 4, München 2003, S. 4294 f. (books.google.de)
  11. Freiburg im Breisgau, Stadtarchiv, Sterbebuch (Eintrag 2/1880) und Verlassenschaftsakt H 13228.
  12. Karl Theodor von Küstner, Gustav Schauer: Album des Königl. Schauspiels und der Königl. Oper zu Berlin … für die Zeit von 1796 bis 1851, Berlin 1858, S. 53f., books.google.de
  13. Carl Freiherr von Ledebur: Tonkünstler-Lexicon Berlin’s von den ältesten Zeiten bis auf die Gegenwart. Berlin 1861, S. 537, books.google.de
  14. Schultz, L. In: Allgemeiner Wohnungsanzeiger für Berlin, Charlottenburg und Umgebungen, 1820, S. 398.
  15. Hermann Mendel (Hrsg.): Musikalisches Conversations-Lexikon. Bd. 6, Berlin 1876, S. 45 f. (Digitalisat)
  16. Harry Peter Clive: Beethoven and his world : a biographical dictionary. Oxford 2001, S. 331. (books.google.de)
  17. Michael Lorenz: Four more months for Ignaz Schuppanzigh