Niederdorf (Südtirol)
Niederdorf | |
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(italienisch Villabassa) | |
Wappen | Karte |
Staat: | Italien |
Region: | Trentino-Südtirol |
Provinz: | Bozen – Südtirol |
Bezirksgemeinschaft: | Pustertal |
Einwohner: (VZ 2011/31.12.2016) |
1.470/1.593 |
Sprachgruppen: (laut Volkszählung 2011) |
92,09 % deutsch 7,76 % italienisch 0,15 % ladinisch |
Koordinaten | 46° 44′ N, 12° 11′ O |
Meereshöhe: | 1.115–2378 m s.l.m. (Zentrum: 1158 m s.l.m.) |
Fläche: | 17,85 km² |
Dauersiedlungsraum: | 6,0 km² |
Nachbargemeinden: | Gsies, Prags, Toblach, Welsberg-Taisten |
Postleitzahl: | 39039 |
Vorwahl: | 0474 |
ISTAT-Nummer: | 021113 |
Steuernummer: | 81007400211 |
Bürgermeister (2015): | kommissarische Verwaltung |
Niederdorf (italienisch Villabassa) ist eine Gemeinde mit 1593 Einwohnern (Stand 31. Dezember 2016) in Südtirol (Italien). Der Ort liegt im Pustertal an der Rienz.
Geografie
Die Gemeinde Niederdorf befindet sich im Hochpustertal im Osten Südtirols. Das Ortszentrum (1130–1170 m s.l.m.) liegt im Talboden zu beiden Seiten der Rienz. Richtung Westen der Rienz abwärts folgend markiert die Einmündung des von Süden kommenden Pragser Tals und des Pragser Bachs die Gemeindegrenze zu Prags und Welsberg-Taisten; Richtung Osten der Rienz aufwärts folgend verläuft die Gemeindegrenze zu Toblach am Rand der Weitung des Toblacher Felds. An den sonnenexponierten Hängen der nördlichen Talseite des Pustertals, wo ein bewaldeter Kamm Niederdorf vom Eingangsbereich des Gsieser Tals trennt, liegt die Streusiedlung Eggerberg. Gegen Süden schiebt sich das insgesamt 17,85 km² große Gemeindegebiet in die Gebirgsregionen der Pragser Dolomiten vor, wo der Sarlkofel (2378 m) und der Lungkofel (2280 m) die höchsten Niederdorfer Gipfel sind.
Geschichte
Niederdorf wird in einer Aufzeichnung des Hochstifts Freising von ca. 993/94–1005 als „Nidrindorf“ erstmals genannt, als hier ein Siedler namens Waldmann agrarische Nutzflächen erwarb.[1] Als eigene Pfarre wird Niederdorf im Jahr 1225 bezeichnet. Unter den Grafen von Görz und Tirol befand sich hier eine Gerichtsstätte. Ab der Mitte des 19. Jahrhunderts, insbesondere nach der Eröffnung der Pustertalbahn 1871, wuchs die Bedeutung des Fremdenverkehrs, besonders wegen der nahegelegenen Anziehungspunkte Pragser Wildsee, Plätzwiese und Bad Altprags. Aus Niederdorf stammt auch Frau Emma, eine bedeutende Persönlichkeit des Tiroler Fremdenverkehrs.
In den letzten Kriegstagen des Zweiten Weltkrieges, Ende April 1945, befreite der Wehrmachtsoffizier Wichard von Alvensleben in Niederdorf einen Transport von 139 prominenten Sonderhäftlingen aus zwölf verschiedenen Nationen, deren SS-Wachmannschaft den Befehl hatte, diese Häftlinge nicht lebend in Feindeshand fallen zu lassen (siehe Befreiung der SS-Geiseln in Südtirol). Zu diesen Häftlingen gehörten u. a. der ehemalige österreichische Bundeskanzler Kurt Schuschnigg, der mehrfache französische Premierminister Léon Blum, Martin Niemöller, einer der führenden Männer der bekennenden Kirche im Dritten Reich und späterer Kirchenpräsident in Hessen, der spätere Weihbischof Johannes Neuhäusler, Fabian von Schlabrendorff, Alexander von Falkenhausen, Isa Vermehren, der britische Geheimdienstagent Sigismund Payne Best sowie Sippenhäftlinge des 20. Juli 1944, u. a. aus den Familien Stauffenberg und Goerdeler.[2]
Verkehr
Niederdorf hat einen Bahnhof der Pustertaler Bahnlinie, die Staatsstraße 49 umgeht Niederdorf im Süden. Westlich von Niederdorf beginnt die Straße nach Prags. Der Rienzradweg, Fortsetzung des Drauradweges gegen Westen, führt durch Niederdorf, wo der Rad- und Wanderweg zum Pragser Wildsee abzweigt.
Politik
Bürgermeister seit 1952:[3]
- Leonhard Furch: 1952–1955
- Michael Stragenegg: 1955–1960
- Anton Mayr: 1960–1964
- Michael Stragenegg: 1964–1969
- Josef Schmiedhofer: 1969–1977
- Anton Mayr: 1977–1977
- Johann Passler: 1979–2010
- Kurt Ploner: 2010–2015
Bildung
In Niederdorf befindet sich eine Grundschule, die dem deutschen Schulsprengel der Nachbargemeinde Toblach angeschlossen ist.[4]
Sport- und Freizeitangebote
- Der Ort ist Ausgangspunkt des Dolomiten-Höhenwegs 3.
Sehenswertes
- die spätbarocke Pfarrkirche (1792–1796 erbaut) mit Fresken von Franz Altmutter, Skulpturen von Franz Xaver Nißl und Altarbild von Martin Knoller, Gruftkapelle am Friedhof
- gotische Sankt-Anna-Kirche
- das Fremdenverkehrsmuseum Hochpustertal: Es dokumentiert die Tourismusgeschichte vom Bau der Eisenbahn bis zum frühen Alpinismus.
- Anna- und Totenkapelle: Der untere Teil der gotischen Doppelkapelle aus dem 15. Jh. ist eines der ältesten Bauwerke des Pustertals und dient als Totenkapelle, im oberen Teil befindet sich die Annakapelle.
- die Spitalkirche zur Heiligen Dreifaltigkeit mit der Plastik „Die Schmerzhafte Mutter Gottes“ aus dem 17. Jh., barocken Kreuzwegstationen von N. Pedevilla und einer sechsregistrigen Orgel von U. Fuetsch (1899)
- die Kirche St. Magdalena in Moos: Der Bau wird erstmals im 13. Jh. genannt und besitzt eine Franz-Köck-Orgel. Das Chorfresko stammt von Simon von Taisten.
- das Schmuckstück der Kirche zum Heiligen Nepomuk in Bad Maistatt ist ein zweisäuliger Hochaltar aus zwei verschiedenen Marmorsorten. Das Altarbild stammt von J. G. D. Grassmair (1735).
Weblinks
- Gemeinde Niederdorf
- Landschaftsplan der Gemeinde Niederdorf. Amt für Landschaftsökologie, Autonome Provinz Bozen – Südtirol (PDF-Datei)
- Eintrag im Tirol Atlas des Instituts für Geographie an der Universität Innsbruck
Einzelnachweise
- ↑ Martin Bitschnau, Hannes Obermair: Tiroler Urkundenbuch, II. Abteilung: Die Urkunden zur Geschichte des Inn-, Eisack- und Pustertals. Bd. 1: Bis zum Jahr 1140. Universitätsverlag Wagner, Innsbruck 2009, ISBN 978-3-7030-0469-8, S. 134–135 Nr. 169.
- ↑ Peter Koblank: Die Befreiung der Sonder- und Sippenhäftlinge in Südtirol, Online-Edition Mythos Elser 2006
- ↑ Die Bürgermeister der Gemeinden Südtirols seit 1952. In: Festschrift 50 Jahre Südtiroler Gemeindeverband 1954–2004. Südtiroler Gemeindenverband, S. 139–159; abgerufen am 16. November 2015 (PDF; 15 MB).
- ↑ Schulsprengel Toblach. Südtiroler Bürgernetz; abgerufen am 25. Oktober 2014.
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