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vom 16.03.2022, aktuelle Version,

Brenner (Gemeinde)

Brenner
(italienisch: Brennero)
Wappen
Wappen von Brenner
Karte
Staat: Italien
Region: Trentino-Südtirol
Provinz: Bozen – Südtirol
Bezirksgemeinschaft: Wipptal
Einwohner:
(VZ 2011/31.12.2019)
2.089/2.252
Sprachgruppen:
(laut Volkszählung 2011)
80,86 % deutsch
18,64 % italienisch
00,50 % ladinisch
Koordinaten 46° 56′ N, 11° 27′ O
Meereshöhe: 1057–3267 m s.l.m. (Zentrum: 1098 m s.l.m.)
Fläche: 114,30 km²
Dauersiedlungsraum: 6,1 km²
Fraktionen: Brennerbad, Gossensaß, Pflersch, Pontigl
Nachbargemeinden: Gries am Brenner (A), Gschnitz (A), Neustift im Stubaital (A), Obernberg am Brenner (A), Pfitsch, Ratschings, Sterzing
Partnerschaft mit: Hechendorf am Pilsensee (D) mit der Fraktion Gossensaß
Postleitzahl: 39041
Vorwahl: 0472
ISTAT-Nummer: 021010
Steuernummer: 81006650212
Bürgermeister (2020): Martin Alber

Brenner ([ˈbrɛnɐ]; italienisch Brennero) ist eine Gemeinde mit 2252 Einwohnern (Stand 31. Dezember 2019) in Nord-Italien. Die Gemeinde gehört zu Südtirol und liegt an der Grenze zum österreichischen Bundesland Tirol. Hauptort ist Gossensaß; zudem gehören die Fraktionen Pflersch, Brennerbad, Pontigl sowie die Siedlung auf dem namensgebenden Brennerpass zum Gemeindegebiet.

Geografie

Die Gemeinde Brenner befindet sich in Südtirol im äußersten Norden Italiens an der italienisch-österreichischen Staatsgrenze. Das Gemeindegebiet mit seiner Gesamtfläche von 114,30 km² lässt sich in zwei annähernd gleich große Teile gliedern: einen Abschnitt des Wipptals auf der Südseite des Brennerpasses (1370 m s.l.m.) und das Pflerschtal mit den jeweils umliegenden Berggebieten.

Der Hauptort der Gemeinde, Gossensaß (1060–1130 m), liegt im Wipptal an der Einmündung des von Westen kommenden Pflerschtals – nahe der südlichen Nachbarstadt Sterzing. Hier beginnt in nordöstliche Richtung die letzte Steigung zum Brennerpass, das den Südtiroler vom Nordtiroler Teil des Wipptals trennt. In diesem engen Talabschnitt befinden sich die Ortschaft Giggelberg sowie die beiden Fraktionen Pontigl und Brennerbad. Die Passhöhe selbst bietet dem hauptsächlich zur Gemeinde Brenner gehörenden Passdorf Platz und trägt zudem die Grenze zur Tiroler Nachbargemeinde Gries am Brenner. Das bei Gossensaß nach Westen abzweigende Pflerschtal schließlich beinhaltet die Fraktion Pflersch.

Blick von Gossensaß ins Pflerschtal: im Hintergrund von links nach rechts Agglsspitze, Feuerstein, Schneespitze, Weißwandspitze und Hoher Zahn

Die beiden Haupttäler des Gemeindegebiets werden von Hochgebirgsregionen eingerahmt. Die Berge westlich des Wipptals werden zu den Stubaier Alpen gezählt, jene östlich des Wipptals zu den Zillertaler Alpen. Der Gebirgszug, der vom Brennerpass nach Westen streicht und die nördliche Gemeinde- und somit Staatsgrenze bildet, ist Teil des Alpenhauptkamms. Der Kamm ist auf seiner ersten Wegstrecke, wo sich unter anderem der Sattelberg (2113 m) erhebt und das Sandjöchl (2165 m) einen Übergang nordwärts ins Obernbergtal vermittelt, relativ sanft ausgeprägt, gewinnt jedoch nach Westen zu den Tribulaunen hin deutlich an Höhe; der Abschnitt, der das Pflerscher Tal im Süden vom Gschnitztal im Norden trennt, trägt unter anderem die Schwarze Wand (2917 m), den Gschnitzer Tribulaun (2946 m), den Pflerscher Tribulaun (3097 m), das Goldkappl (2793 m), den Pflerscher Pinggl (2767 m), den Hohen Zahn (2924 m), die Weißwandspitze (3017 m) und die Schneespitze (3178 m), bevor die Gemeinde Brenner am Feuerstein (3268 m) ihren höchsten und westlichsten Punkt erreicht. Am Feuerstein zweigt ein Seitenkamm (Aggls-Rosskopf-Kamm) ab, der das Pflerschtal auf seiner Südseite zum Ridnauntal hin abschirmt. Die bedeutendsten Gipfel des Abschnitts, der die Grenze zwischen den Gemeinden Brenner und Ratschings bildet, sind die Agglsspitze (3196 m), die Wetterspitze (2706 m) und die Telfer Weißen (2588 m). Die östliche Begrenzung des Gemeindegebiets zu Pfitsch hin bildet der Tuxer Kamm der Zillertaler Alpen, der auf der Ostseite des Wipptals aufragt. Zu den höchsten Erhebungen dieser Kette, in der das Schlüsseljoch (2212 m) und das Brennermäuerl (2395 m) Übergange ins Pfitscher Tal bilden, zählen der Wolfendorn (2776 m), die Flatschspitze (2570 m), die Rollspitze (2776 m) und das Hühnerspiel (2790 m).

Die bedeutendsten Gewässer der Gemeinde Brenner sind der am Brennerpass entspringende Eisack und der Pflerscher Bach, die bei Gossensaß aufeinandertreffen. Über dem Pflerscher Talschluss befinden sich zudem mehrere kleinere Bergseen, darunter der Sandessee (2370 m), die zwei Stubenseen (2399 m und 2649 m) und der Grünsee (1999 m).

Name

Die Gemeinde Brenner verdankt ihren Namen dem Brennerpass, kurz Brenner genannt. Dessen Name geht wiederum auf das Spätmittelalter zurück. 1288 ist urkundlich ein Prennerius de Mittenwalde (das heutige Passdorf Brenner hieß damals noch Mittenwald) belegt, der in den 1290er Jahren noch mehrmals erwähnt wird und am Pass eine Hofstelle hatte.[1] Prenner lässt sich dabei wohl als Bezeichnung für einen Mann, der Brandrodung betreibt, deuten.[2] Im 14. Jahrhundert vollzog sich dann der Wechsel, mit dem der Personen-/Hofname zu einer Bezeichnung für die gesamte Passhöhe wurde.[3]

Geschichte

Historische Ansicht des Passdorfs am Brenner

Der Brennerpass wurde nachweislich seit der Bronzezeit begangen, die Via Raetia führte durch das Haupttal. Dauersiedlungen aus der vorchristlichen Zeit sind auf dem Gemeindegebiet jedoch keine nachzuweisen. Nur auf dem Gossensaßner Raspenbichl stand eine kleine prähistorische Wallburg.[4]

Der Brennerraum wurde im Frühmittelalter von den über den Brenner kommenden Bajuwaren urbar gemacht und dauerhaft besiedelt. Um 1400 wurde auch das Brennerbad erstmals urkundlich erwähnt, welches an einer alkalisch eisenhaltigen Thermalquelle errichtet wurde. Durch Zerstörungen infolge von Muren und Lawinen wurde der Betrieb 150 Jahre später aufgelassen. 1607 wurde die Quelle reaktiviert und Zacharias Geizkofler stiftete zwei Badehäuser und eine Kapelle. Erst mit der Anbindung an die Brennerbahn 1869 wurde auch das Badhaus technisiert.

1867 wurde die Brennerbahn fertiggestellt, wodurch der Transit über den Pass einen erneuten Aufschwung nahm. Dem Ingenieur hinter diesem Projekt, Ing. Karl von Etzel, wurde im Bahnhof ein Denkmal gesetzt.

Die Gemeinde Brenner war Teil des Gerichtsbezirkes Sterzing, welches bis zum nördlich des Passes gelegenen Weiler Brennersee reichte. Zollstationen waren in nördlicher Richtung der Luegg, im Süden Lurgges, womit deutlich wird, dass der Pass historisch niemals als Grenze fungierte.

Erstmals im Jahre 1848 wurde von italienischen Nationalisten unter Führung von Giuseppe Mazzini die Forderung nach der Brennergrenze erhoben. Infolge der italienischen Einigung wurden Gebietsforderungen unter dem Schlagwort „vom Brenner bis Triest“ postuliert.

Gossensaß prägen zwei Wirtschaftsperioden im Laufe der Jahrhunderte: der Bergbau im 15. Jhdt. und der Nobeltourismus, durch den Bau der Eisenbahn (1863–1867) angeregt.

Das Pflerschtal prägt seit Jahrhunderten die Landwirtschaft, der Bergbau brachte im Mittelalter Arbeit und Wohlstand in das Tal.

1910 hatte die Gemeinde eine Fläche von 5494 ha und 461 Einwohner.

Nach dem Ersten Weltkrieg

Grenzstein zwischen Italien und Österreich

Obwohl Italien zu Beginn des Ersten Weltkrieges mit dem Deutschen Reich und Österreich-Ungarn verbündet war, verhielten sich die Italiener zunächst neutral gegenüber den kriegführenden Ländern. Das änderte sich erst 1915 mit einem Geheimvertrag in London zwischen der Entente und Italien. Dessen wichtigster Punkt für Italien war im Falle eines Sieges der Entente die Annexion der Gebiete der Grafschaft Tirol bis zum Alpenhauptkamm. Nach dem Waffenstillstand von Villa Giusti 1918 wurde der Brenner von italienischen Truppen besetzt. Mit dem Inkrafttreten des Vertrags von Saint-Germain 1920 wurde der Brenner auch völkerrechtlich zum Grenzpass an der neu gezogenen italienisch-österreichischen Staatsgrenze.

Aufgrund eines Regierungsdekretes wurden im Jahre 1929 die bis dahin selbständigen Gemeinden Brenner, Gossensaß und Pflersch zur Gemeinde Brenner mit Sitz in Gossensaß zusammengelegt.

Während des Zweiten Weltkrieges wurden der Brenner und die Bahnstrecke stark bombardiert, um die deutschen Truppen in Italien von ihrem Nachschub abzuschneiden.

Strukturwandel seit den 1990er Jahren

Die 1990er Jahre brachten einschneidende Veränderungen am Brenner. Mit dem Ende des Kalten Kriegs und der Beilegung des Südtirol-Konflikts verschwand das militärische Interesse an der italienischen Nordgrenze. Dank dem EU-Beitritt Österreichs 1995 wurden die Zollstationen überflüssig. Durch das Schengener Abkommen fanden auch die systematischen Grenzkontrollen am 1. April 1998 ein Ende. All diese Entwicklungen führten zu einem Verlust ertragreicher Geschäftsmöglichkeiten und einem Bevölkerungsrückgang. Mittlerweile versucht sich die Gemeinde verstärkt im Tourismus- und Dienstleistungssektor zu positionieren.

Bevölkerung

Jahr Einwohnerzahl Sprachgruppen[5][6][7][8]
Deutsch Italienisch Ladinisch
1900 1598 99,62 % 0,38 % -
1921 1955
1931 2246
1936 2276
1951 2414
1961 2645
1971 2600 57,28 % 42,68 % 0,04 %
1981 2443 66,92 % 32,96 % 0,12 %
1991 2242 70,49 % 29,23 % 0,28 %
2001 2066 79,39 % 20,29 % 0,31 %
2011 2089 80,86 % 18,64 % 0,50 %

Persönlichkeiten

  • Adolf Müller (1884–1940), österreichischer Politiker, Mitglied des Nationalrats

Sehenswürdigkeiten

Wirtschaft

Markttag am Brenner

Am 5. und 20. jeden Monats (wenn dieser auf einen Sonntag fällt: am Samstag) findet auf dem Marktplatz des Passdorfs ein großer Markt statt, wo vor allem Textilien angeboten werden.

Am 30. November 2007 wurde auf der Passhöhe direkt an der Staatsgrenze ein Factory-Outlet-Center eröffnet, das rund 60 Geschäften Platz bietet.

Verkehr

Durch die Gemeinde Brenner verlaufen wichtige Verkehrsinfrastrukturen, die die italienische Halbinsel über den Brennerpass mit Mitteleuropa in Nord-Süd-Richtung verbinden. Die A22 und die SS 12 durchqueren die Gemeinde ebenso wie die Brennerbahn, die hier mit dem Bahnhof Brenner und dem Bahnhof Gossensaß zwei Zugangsstellen bietet. Der letzte Anstieg der Eisenbahnstrecke von Gossensaß zur Passhöhe wird durch den Pflerschtunnel erleichtert, der den alten Aster Tunnel ersetzt. Auch die Radroute 1 „Brenner–Salurn“ durchquert das Gemeindegebiet.

Bildung

Die deutschsprachigen Bildungsangebote der Gemeinde umfassen zwei Grundschulen in Gossensaß und Pflersch sowie eine Mittelschule in Gossensaß. Diese drei Einrichtungen sind zusammen dem Schulsprengel der Nachbargemeinde Sterzing I angeschlossen.[9]

In Gossensaß besteht zudem die italienischsprachige Grundschule „San Giovanni Bosco“, die vom Schulsprengel Sterzing – Wipptal verwaltet wird.[10]

Politik

Bürgermeister seit 1952:[11]

  • 1952–1956 Ludwig Gröbner
  • 1956–1965 August Gröbner
  • 1965–1977 Emil Egartner
  • 1977–1995 Alfred Plank
  • 1995–2008 Christian Egartner
  • 2009–2020 Franz Kompatscher
  • 2020–0000 Martin Alber

Literatur

  • Engelbert Auckenthaler: Geschichte der Höfe und Familien des obersten Eisacktals (Brenner, Gossensass, Pflersch). Universitätsverlag Wagner, Innsbruck 1953.
  • Günther Ennemoser: Gossensass, Brenner, Pflersch. Verlagsanstalt Athesia, Bozen 1984, ISBN 88-7014-344-9.
  • Hermann Wopfner: Die Besiedlung der Hochgebirgstäler, dargestellt an der Siedlungsgeschichte der Brennergegend. In: Zeitschrift des Österreichischen Alpenvereins. 51, 1920.
  • Alois Trenkwalder: Brenner. Bergdorf und Alpenpaß – Brennero. Storia di un paesino e di un valico internazionale. Brenner 1999 (online).
Commons: Brenner  – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikivoyage: Brenner  – Reiseführer

Einzelnachweise

  1. Peter Anreiter: Der Brenner. In: Namenkundliche Informationen/NI 109/110 (2017), S. 19–20 (PDF, 364 kB).
  2. Egon Kühebacher: Die Ortsnamen Südtirols und ihre Geschichte. Die geschichtlich gewachsenen Namen der Gemeinde, Fraktionen und Weiler. Athesia, Bozen 1995, ISBN 88-7014-634-0, S. 59.
  3. Peter Anreiter: Der Brenner. In: Namenkundliche Informationen/NI 109/110 (2017), S. 20. (PDF, 364 kB).
  4. GeoBrowser. Provinz Bozen, abgerufen am 20. Oktober 2021.
  5. EZ der Gemeinden Brenner, Gossensaß und Pflersch - Gemeindelexikon VIII, Tirol und Vorarlberg 1900, S. 28–30
  6. Die amtliche Bürgerzahl und die Sprachgruppen in Südtirol nach Gemeinde und Bezirk - Volkszählung 1981, S. 24
  7. Südtirol in Zahlen (Bozen 1994), S. 14
  8. Volkszählung 2001. Berechnung des Bestandes der drei Sprachgruppen in der Provinz Bozen-Südtirol, S. 6
  9. Schulsprengel Sterzing I. Südtiroler Bürgernetz, abgerufen am 25. Oktober 2014.
  10. Schulsprengel Sterzing – Wipptal. Südtiroler Bürgernetz, abgerufen am 25. Oktober 2014.
  11. Die Bürgermeister der Gemeinden Südtirols seit 1952. (PDF; 15 MB) In: Festschrift 50 Jahre Südtiroler Gemeindeverband 1954–2004. Südtiroler Gemeindenverband, S. 139–159, abgerufen am 16. November 2015.