Wir freuen uns über jede Rückmeldung. Ihre Botschaft geht vollkommen anonym nur an das Administrator Team. Danke fürs Mitmachen, das zur Verbesserung des Systems oder der Inhalte beitragen kann. ACHTUNG: Wir können an Sie nur eine Antwort senden, wenn Sie ihre Mail Adresse mitschicken, die wir sonst nicht kennen!
unbekannter Gast
vom 22.04.2022, aktuelle Version,

Nordico

Nordico Museum

Das Stadtmuseum Nordico ist ein Museum in der oberösterreichischen Landeshauptstadt Linz. Es befindet sich im Rathausviertel an der nach dem Bürgermeister Josef Dametz benannten Dametzstraße.

Geschichte des Hauses

Das Gebäude wurde von 1607 bis 1610 von dem italienischen Baumeister Francesco Silva als Vorstadtpalais und Wirtschaftshof des Klosters Kremsmünster erbaut.[1] 1673 bis 1675 wurde das Gebäude ausgebaut und teilweise umgestaltet. Im Festsaal sind Reste von Fresken aus der Zeit vor dem Umbau zu besichtigen.

Das Haus war von 1708 bis 1786 im Besitz der Jesuiten und wurde als Konvikt für Schüler aus Skandinavien (daher der Name „Nordico“) benutzt. Die protestantischen Zöglinge aus Schweden, Dänemark und Norwegen sollten katholisch erzogen werden, um später als Missionare in ihrer nordischen Heimat zu agieren.[1] Nachdem sich für diese christlich gedachte Mission keine Freiwilligen fanden, wurden Soldatenkinder der herumziehenden Armeen gekauft und deren Unterhalt durch Zinsen aus erzbischöflichen Stiftungsgeldern finanziert.

Das Collegium ließ anstelle eines Stalles die Bethlehemkirche errichten (hier befindet sich jetzt die Dametzstraße). Diese war der Geburtskirche in Bethlehem nachempfunden, und ein unterirdischer Gang verband Kirche und Hauptgebäude. Die Kirche wurde im Jahr 1962 von der Stadt Linz samt dem Verbindungstrakt abgerissen, und im Zuge der Verbreiterung der Bethlehemstraße wurde das Nordico-Hauptgebäude um eine Fensterachse gekappt.

Im Jahr 1773 löste Joseph II. den Orden auf. Das Internat wurde geschlossen, und stattdessen wurden Wohnungen für die Bevölkerung errichtet. In diesem Wohnhaus lebte u. a. Franz Stelzhamer (1845).[1] Auch Elisabeth Jung, die Mutter Marianne Willemers, der letzten Geliebten Goethe, wohnte hier, wo sie am 19. Juli 1844 hochbetagt starb.[2] Seit 1851 war der Oberösterreichische Kunstverein im Gebäude untergebracht.[1] Eines der Gründungsmitglieder war Adalbert Stifter.

Das Haus wurde von der Stadt Linz im Jahr 1911 erworben.[1] Nach dem Ersten Weltkrieg wurde beschlossen, das Gebäude künftig als Museum zu nutzen, bis dahin dauerte es noch bis in die 1930er Jahre. Durch den Ankauf der Sammlung Anton Pachingers wurde der Grundstein für das Museum gelegt.

Von 1959 bis 1973 erfolgte etappenweise die Generalsanierung und der Ausbau zum Stadtmuseum.[1] Im Jahr 1973 erfolgte die erste Ausstellung Linzer Stuckateure, die Rekonstruktion der Stuckdecken und Wiederanbringung von Fragmenten der Deckenmalerei bildeten den Anlass dafür.

Ab Oktober 2007 wurde das Stadtmuseum einer neuerlichen Generalsanierung unterzogen,[1] während dieser Zeit fanden keine Ausstellungen statt. Am 18. Mai 2008 wurde das Nordico mit einem Tag der offenen Tür wiedereröffnet. Zur Neueröffnung war die Ausstellung „Tür an Tür“ mit Künstlern des Egon-Hofmann-Atelierhauses zu sehen.

Die Fassade in hellem Blau ist im Stil des 18. Jahrhunderts und der neue Schriftzug weist schon von Weitem auf das Museum hin. Es stehen nun rund 700 m² Ausstellungsfläche zur Verfügung. Es ist auch geplant, ein Ausstellungs-Café zu führen. Früher befand sich in diesem Bereich das Refektorium, der Speisesaal des Collegiums.

Gebäude

Die Gestalt des stattlichen, viergeschossigen Baublocks über rechteckigem Grundriss stammt im Wesentlichen vom Ausbau um 1675. Das oberste Geschoss wurde erst 1721 aufgesetzt, ist niedriger und hat querrechteckige unverdachte Fenster. Die symmetrische Konzeption ist gestört, da der Bau 1962 aus Verkehrsgründen im Süden um eine Achse verkürzt wurde. Das Hauptportal aus Granit entstand nach 1710. Darüber befindet sich ein plastisches Wappenornament mit Hüftbildern der drei nordischen hl. Könige Erik, Olav und Knut und drei Palmblättern.[1]

Vorplatz

Die Gestaltung des Vorplatzes sorgt für Diskussionen, da er einerseits als „Betonwüste“, andererseits von vielen mit der Atmosphäre eines „italienischen Vorstadtpalais“ angesehen wird. Die ursprünglichen Pläne für die Neugestaltung hatten seitens des Linzer Architekten August Kürmayr eine intensive Bepflanzung des Platzes sowie eine Abgrenzung zur Straße hin vorgesehen. Der Platz wirkt nach der Renovierung durch Offenheit und seine Pflasterung, Grün ist nur wenig zu sehen. Der Platz ist barrierefrei.

Durch die blaue Betonskulptur "eS" in Form des Buchstaben "S" vom Künstlerduo PRINZGAU/podgorschek wurde 2012 der Platz aufgelockert. Die Skulptur regt zur Auseinandersetzung mit Kunst an und sorgt gleichzeitig für neue Sitzmöglichkeiten.

Ausstellungen und Themenbereiche

Im Museum Nordico findet man archäologische, kunst- und kulturgeschichtliche Ausstellungsstücke, die die Entwicklung der Region, besonders jedoch der Stadt Linz dokumentieren. Jährlich finden mehrere Ausstellungen zu verschiedensten Themen statt. Das Nordico wird von Andrea Bina geleitet (Stand 2016).

Literatur

  • Peter Kraft:[3] 10 Jahre Nordico. In: Stadtmuseum Linz (Hrsg.), Georg Wacha (Redaktion): linz aktiv. 89. Folge, Sonderdruck, Linz 1983.
Commons: Nordico  – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. 1 2 3 4 5 6 7 8 NORDICO Stadtmuseum Linz. In: stadtgeschichte.linz.at, Denkmäler in Linz.
  2. Gustav Gugitz: Marianne Willemer. Berichtigungen zu ihrer Lebensgeschichte und ihren Beziehungen zu Linz. In: Oberösterreichische Heimatblätter. Jahrgang 13, Linz 1959, S. 283 (zobodat.at [PDF]).
  3. Peter Kraft, in: Webpräsenz von Regiowiki.at