Orthese



Eine Orthese ist ein medizinisches Hilfsmittel, das zur Stabilisierung, Entlastung, Ruhigstellung, Führung oder Korrektur von Gliedmaßen oder des Rumpfes[1] eingesetzt wird und industriell oder durch einen Orthopädietechniker oder Orthopädieschuhtechniker auf ärztliche Verordnung hin hergestellt wird.
Klassifikation
Orthesen werden nach ihrer Funktion und nach dem Ort der Anwendung klassifiziert. Es gibt Orthesen zur Fixation z. B. bei Formfehlern oder Deformationen, die im Wesentlichen nicht reversibel sind. Orthesen werden ebenfalls zur Korrektur von Fehlstellungen verwendet, soweit es sich um Haltungsfehler oder Stellungsfehler handelt, die reversibel sind oder wo weitgehender bzw. zumindest teilweiser Funktionsersatz erreicht werden kann. Dazu gehören schlaffe Lähmungen, die meist von Muskeldystrophie begleitet sind, und funktionale Beinlängendifferenzen. Der Übergang von einer Orthese zu einer Prothese kann hierbei fließend sein, da das Ausgleichen der Längendifferenz schon dem Ersatz eines fehlenden Teiles einer Gliedmaße gleichkommt.
Bei Sportverletzungen werden Orthesen zur Gelenkstabilisierung (beispielsweise nach einer Kreuzbandplastik) eingesetzt. Auch bei den Volkskrankheiten Arthrose und Osteoporose werden Orthesen vielfältig eingesetzt und sind anerkannte medizinische Hilfsmittel.
Nicht reversible Veränderungen sind spastische Lähmungen oder Kontrakturen in den Gelenken. Einlagen in Schuhen z. B. können eine Funktion zur Reklination haben. Das bedeutet bei Schwächung z. B. der Muskulatur bei ansonsten funktionstüchtigen Körperteilen eine Hilfe, die zum Training betreffender Muskelgruppen und damit deren Kräftigung dient, um künftig wieder voll funktionstüchtig zu sein.
Weiterhin gibt es Orthesen, die zur zeitweiligen Ruhigstellung von Körperteilen eingesetzt werden. Dazu zählen u. a. Halskrausen, Sprunggelenk-, Knie-, Handgelenk- und Fingerorthesen. Andere haben die Aufgabe zu entlasten, wie Einlagen, Stützapparate u. a. bei Morbus Perthes und anderen degenerativen Erkrankungen und verschiedene Arten von Korsetts. Orthopädische Korsette werden als Rumpf- bzw. Rückenorthesen bezeichnet. Man unterscheidet passive und aktive Rumpforthesen. Passive Rumpforthesen sind sogenannte Stützkorsetts, die vorrangig die Aufgabe der Entlastung, Unterstützung und Bettung vorwiegend bei Schmerzpatienten und Patienten mit instabilen Wirbelsäulen haben. Die aktiven Rückenorthesen sollen zur aktiven Korrektur der Fehlstatik der Wirbelsäule z. B. bei Skoliose, Kyphose, Morbus Scheuermann, Hyperlordose und Osteoporose animieren. Dies geschieht am wirksamsten zur Wachstumslenkung bei Kindern und Jugendlichen. Aber auch Erwachsene können mit aktiven Rumpforthesen Haltungsverbesserung und Schmerzlinderung bei Wirbelsäulenproblemen erreichen. Passive Stützkorsette sind zwar bequemer, können jedoch eine Schwächung der Rückenmuskulatur und damit eine gewisse Abhängigkeit verursachen. Manche Rumpforthesen dienen der Streckung (Extension), Aufrichtung der Wirbelsäule (Reklination) oder auch deren Entdrehung=Derotation (z. B. derotierende Rumpforthese nach Dr. Chêneau und Dr. Rigo gegen Skoliose). Ebenso werden Orthesen zur Ruhigstellung des Unterschenkels bspw. nach operativer Behandlung oder bei konservativer Therapie einer Achillessehnenruptur verwendet. Bei Hartschalenmodellen dienen dabei spezielle Einlegekeile der sukzessiven Reduzierung der anfänglichen Spitzfußstellung.
Zumeist beruht der Einsatz von Orthesen mit Korrekturfunktion auf der Anwendung des „Dreikräfteprinzips“ (zwei Ansatzhauptpunkte und ein entgegengesetzt wirkender Druckpunkt). Zum Beispiel bei Nachtschienen zur Korrektur von Fehlstellungen im Kniegelenk bei Kleinkindern macht man sich das zunutze, weil durch das Wachstum die Aussichten auf die Korrektur der Fehlstellung am besten sind.
Siehe auch
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Orthese im lexikon-orthopaedie.com abgerufen am 6. Juni 2011
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