Wir freuen uns über jede Rückmeldung. Ihre Botschaft geht vollkommen anonym nur an das Administrator Team. Danke fürs Mitmachen, das zur Verbesserung des Systems oder der Inhalte beitragen kann. ACHTUNG: Wir können an Sie nur eine Antwort senden, wenn Sie ihre Mail Adresse mitschicken, die wir sonst nicht kennen!

unbekannter Gast
vom 15.06.2022, aktuelle Version,

Passeier

Südtirolkarte mit markiertem Passeiertal und angrenzenden Gemeinden
Blick über Vorderpasseier vom Glaitner Hochjoch

Passeier, auch Passeiertal (italienisch: Passiria, oder auch Val Passiria), ist ein Gebirgstal in Südtirol (Italien), nördlich von Meran.

Geographie

Das Tal der Passer ist ein linkes Seitental des Etschtals. Es zieht sich von Meran knapp 50 km zunächst nordöstlich (bis St. Leonhard), später Richtung Nordwesten zum Timmelsjoch am Alpenhauptkamm (Staatsgrenze zu Österreich und Übergang ins Ötztal). Auf dieser Strecke umfasst das Tal, das morphologisch in Vorder- und Hinterpasseier unterteilt wird, verschiedene Klima- und Vegetationszonen.

Passeier bei St.  Leonhard

Vorderpasseier steigt aus der durch Weinreben und mediterrane Vegetation geprägten Randzone des Meraner Beckens über Obstplantagen und Weiden bis St. Leonhard in Passeier auf einer Strecke von ca. 20 km nur allmählich von ca. 500 m auf ca. 700 m geringfügig an. Eingerahmt wird es dabei ostseitig von Bergen der Sarntaler Alpen und westseitig von der Texelgruppe, die zu den Ötztaler Alpen gerechnet wird. Hinterpasseier oberhalb von St. Leonhard hingegen ist naturbelassen, steil ansteigend und weist ein alpines Klima auf; bis in das späte Frühjahr hinein liegt in den Höhenlagen noch Schnee. Wasserfälle stürzen von den Berghängen; die kleinen Dörfer, die von Almwirtschaft leben, liegen größtenteils hoch über dem Talboden. Auf knapp 30 km überwindet die Straße zum Timmelsjoch (2474 m) eine Höhe von fast 1800 m. Die Vegetation ist hochalpin; im Sommer ist die Landschaft für ihre ausgedehnten Alpenrosenfelder bekannt. Westseitig wird Hinterpasseier immer noch von den Ötztaler Alpen begleitet, die ostseitig gelegenen Bergen zählen nun hingegen zu den Stubaier Alpen.

Hinterpasseier bei Moos

Geologisch unterscheidet man in Passeier zwischen folgenden Zonen:

Verwaltung

Die Passeirer Gemeinden sind:

Teile des Taleingangsbereichs liegen zudem in den Gemeinden:

Diese bilden – mit weiteren Gemeinden – die Bezirksgemeinschaft Burggrafenamt.

Weite Teile der westlichen Talflanken bin hinauf zum Timmelsjoch sind im Naturpark Texelgruppe unter Schutz gestellt

Seitentäler

Die bedeutendsten Seitentäler auf der orographisch rechten, westlichen Seite sind das Seebertal, das Pfelderer Tal, das Kalmtal und das Spronser Tal. Unter den linken Seitentäler sind das Timmelstal und das Waltental zu nennen.

Etymologie

Der Name wurde erstmals als passires amnis (‚Wildfluss Passires‘) in Arbeo von Freisings Vita Corbiniani aus dem Jahr 770 n. Chr. verschriftlicht. Alte Schriftzeugnisse sind u. a. Passir, Parseyr, Passeyer. Er geht ursprünglich auf die rätoromanische Besiedelung zurück. Er ist vermutlich auf pra de sura/prasura ‚obere Wiese‘ bzw. passura ‚Durchgang‘ zurückzuführen.

Vergleichbare Flurnamen (Persura) existieren etwa auch im Nordtiroler Paznaun, wo zudem der Flurname Persutt (‚untere Wiese‘) auftritt, oder in den Lechtaler Alpen, wo es sowohl ein Parseiertal als auch eine Parseierspitze gibt. Diverse Hofnamen, etwa der Tscharfhof in Walten (rätoromanisch tscharva, ‚Hirsch‘), weisen ebenso auf die frühe rätoromanische Bevölkerung des Tals hin.

Geschichte

An der Straße zum Timmelsjoch

Wegen seiner Nord-Süd-Lage war Passeier ein historischer Fernhandelsweg. Saumpfade verbanden es über das Timmelsjoch mit dem Ötztal und dem oberen Inntal einerseits sowie über den Jaufenpass mit Sterzing, dem Brenner und Innsbruck andererseits. Wegen der Gabelung in beide Passrouten war St. Leonhard der strategisch wichtigste Handelsort in Passeier; dort wurden die Pferde gewechselt und die Waren umgeschlagen. Darauf zurückführbar ist möglicherweise der in St. Leonhard häufigste Familienname, Haller, welcher wiederum auf die Säumer (Salzfrächter, auch Haller genannt) zurückgeht, die Salz aus Nordtirol bzw. Wein aus Süd- und Welschtirol nach Meran transportierten.

Der Schildhof „Pseirer“

Ab dem 14. Jahrhundert erwarben sich einige Ministerialen das Recht, in den niederen Adel aufzusteigen, wenn sie sich verpflichteten, dem Grafen von Tirol im Kriegsfall mit der Waffe zu dienen; im Gegenzug sicherte dieser Steuer- und Abgabenfreiheit zu. 11 dieser ehemaligen Bauern-Adelshöfe, die Passeirer Schildhöfe, sind erhalten; einer von ihnen in Saltaus ist zu einem Hotel der gehobenen Klasse umfunktioniert.

Bekannteste historische Persönlichkeit aus Passeier ist Andreas Hofer, der gescheiterte Tiroler Volksheld aus St. Leonhard (1810 in Mantua hingerichtet). Sein Geburtshaus, der Sandwirt, ist heute eine zentrale Touristenattraktion mit Dokumentationszentrum, Museum, zwei Gedenkkapellen und Gaststätte.

Wirtschaft

Wandern im Passeiertal

Der Tourismus ist heute Hauptwirtschaftszweig des Vorderpasseier. Traditionelle Hotels und Gasthöfe richten sich vor allem an Familienurlauber und Wanderer. Die historischen Waalwege im unteren Talabschnitt sind umfunktioniert zu beliebten Panorama-Wanderwegen. Alpine Wandergebiete sind vor allem das Gebiet um den Hirzer, das auch ein Zentrum fürs Gleitschirmfliegen ist, sowie der Naturpark Texelgruppe, in dem Teile der westlichen Talflanken unter Schutz gestellt sind.

Ende 2013 kündigte der größte Arbeitgeber des Passeiertals, die international tätige Firma Hoppe AG, die Schließung ihres Werkes in St. Martin an. Betroffen davon waren 158 Arbeitnehmer.[1]

In St. Martin entstand im Zusammenhang mit einem 18-Loch-Golfplatz der neue Ortsteil Quellenhof (it. Sorgente), ein fast ganzjährig nutzbares Sport- und Wellness-Resort der gehobenen Kategorie.

Das Hinterpasseier besitzt für die kurze Sommersaison nur eingeschränkte touristische Einrichtungen. Allein das Pfelderer Tal, ein bei Moos abzweigendes Seitental der Passer, kennt auch im Winter eine Skisaison.

Verkehr

Die Jaufenburg an der Straße zum Jaufenpass

Für den Kraftverkehr ist Passeier in erster Linie durch die SS 44 erschlossen, die das Tal von Meran kommend durchquert, bei St. Leonhard ins Waltental abbiegt und über den Jaufenpass Richtung Wipptal führt. In St. Leonhard zweigt die SS 44 bis zum Timmelsjoch ab. Die Routen über den Jaufenpass und vor allem über das Timmelsjoch sind allerdings jedes Jahr aufgrund der Schneelage und der Lawinengefahr viele Monate lang gesperrt. Für den Radverkehr besteht die von Meran nach St. Leonhard führende Radroute 4 „Passeiertal“.

Persönlichkeiten

Literatur

  • Manfred Schwarz: „Aus Passeier schreibt man uns: ...“ Kurioses und Alltägliches aus Zeitungen der Monarchiezeit 1848–1918. Band 1. verlag.Passeier, St. Martin in Passeier 2018.
  • Manfred Schwarz: „Zum Lachen, zum Weinen ist’s schier.“ Passeier in Zeitungsberichten und Bildern des 20. Jahrhunderts 1919–1999. Band 2. verlag.Passeier, St. Martin in Passeier 2020.
  • Christine Tschöll: Resilienz bei Arbeitsplatzverlust. Eine Fallstudie im peripheren Passeiertal. Nomos, Baden-Baden 2018, ISBN 978-3-8487-4579-1.
Commons: Passeiertal  – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien
Wikivoyage: Passeier  – Reiseführer

Einzelnachweise

  1. Christine Tschöll: Resilienz bei Arbeitsplatzverlust. Eine Fallstudie im peripheren Passeiertal. Nomos, Baden-Baden 2018, ISBN 978-3-8487-4579-1.

License Information of Images on page#

Image DescriptionCreditArtistLicense NameFile
The Wikimedia Commons logo, SVG version. Original created by Reidab ( PNG version ) SVG version was created by Grunt and cleaned up by 3247 . Re-creation with SVG geometry features by Pumbaa , using a proper partial circle and SVG geometry features. (Former versions used to be slightly warped.) Reidab , Grunt , 3247 , Pumbaa
CC BY-SA 3.0
Datei:Commons-logo.svg
Diese Datei zeigt das Baudenkmal mit der Nummer 16960 in Südtirol. Eigenes Werk Svíčková
CC BY-SA 3.0
Datei:Jaufenburg von oben.JPG
Südtirolkarte mit markiertem Passeiertal oberhalb von Meran und angrenzenden Gemeinden German wikipedia, original upload at de:Bild:Karte Passeiertal.png , slightly modified by Hanno Christoph Federer
CC BY-SA 3.0
Datei:Karte Passeiertal.png
Passeiertal von Nordosten aus talwärts gesehen mit St. Martin in Passeier . Eigenes Werk Tbhgeo
CC BY-SA 3.0
Datei:Passeiertal von Nordost-Blick nach Meran vom Glaitner Hochjoch.jpg
Schildhof Pseirer Eigenes Werk Jasper K
CC BY-SA 3.0
Datei:Schildhof Pseirer.jpg
Village St. Leonhard in Passeier - Italy. Valley Passeiertal and a cycling trail, along of Passer (river) . Eigenes Werk Andrija12345678
CC BY-SA 4.0
Datei:St. Leonhard in Passeier - Südtirol, Italy.jpg
Timmelsjoch, Provinz Bozen (Südtirol), Region Trentino-Südtirol, Italien Eigenes Werk Zairon
CC BY-SA 4.0
Datei:Südtirol Timmelsjoch 02.jpg
Timmelsjoch, Provinz Bozen (Südtirol), Region Trentino-Südtirol, Italien Eigenes Werk Zairon
CC BY-SA 4.0
Datei:Südtirol Timmelsjoch 09.jpg
Wandern im Passeiertal Tourismusverein Passeiertal TV Passeiertal, Isidor Plangger
CC BY-SA 3.0
Datei:WandernPasseiertal.jpg
Proposal for the new WikiVoyage-Logo by AleXXw including an idea of ‎Danapit Eigenes Werk AleXXw
CC BY-SA 3.0
Datei:Wikivoyage-Logo-v3-icon.svg