Timmelsjoch
Timmelsjoch / Passo del Rombo | |||
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Passkamm des Timmelsjochs von Norden |
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Himmelsrichtung | Nordwest | Südost | |
Passhöhe | 2474 m ü. A. [1] | ||
Region | Bundesland Tirol, Österreich | Provinz Südtirol, Trentino-Südtirol, Italien | |
Wasserscheide | Timmelsbach → Gurgler Ache → Ötztaler Ache → Inn → Donau | Passer → Etsch | |
Talorte | Sölden, Zwieselstein | St. Leonhard in Passeier, Rabenstein | |
Ausbau | Ötztalstraße B 186 | schmale Asphaltstraße, enge Serpentinen, 16 unbeleuchtete Tunnel (Strada statale 44bis) | |
Erbaut | 1955–1959 | 1933–1936, 1968 (?) | |
Winter- und Nachtsperre |
Mitte Oktober bis Mitte Juni 20–7 Uhr |
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Gebirge | Stubaier Alpen (Nordost) Ötztaler Alpen (Südwest) |
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Profil | |||
Ø-Steigung | 4,8 % (1004 m / 21 km) | 6,4 % (1784 m / 28 km) | |
Max. Steigung | 14 % | ||
Karte | |||
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Koordinaten | 46° 54′ 19″ N, 11° 5′ 51″ O |
Das Timmelsjoch, kurz der Timmel (italienisch Passo del Rombo), ist ein Grenzpass zwischen Österreich (Bundesland Tirol) und Italien (Provinz Südtirol) und liegt auf einer Höhe von 2474 m ü. A.[1] Das Joch ist Teil der Europäischen Wasserscheide und der einzige befahrbare Übergang des Alpenhauptkamms zwischen Reschen und Brenner. Es verbindet das Ötztal mit Passeier und trennt die Ötztaler Alpen von den Stubaier Alpen. Seit dem Inkrafttreten des Vertrags von Saint-Germain 1920 verläuft über das Timmelsjoch die Grenze zwischen Italien und Österreich. Die Südtiroler Anteile der Passhöhe gehören zum Naturpark Texelgruppe.
Höhe
Zur Höhe des Timmelsjochs kursieren verschiedene Angaben. Die amtliche Österreichische Karte[2] taxiert den Übergang auf 2474 m[1], das Südtiroler GIS Geobrowser vermerkt eine Höhe von 2472 m.[3] Grundsätzlich verzeichnen alle neueren Kartenwerke das Timmelsjoch zwischen der 2470-m- und der 2480-m-Höhenlinie. Das Straßenschild auf der Passhöhe sowie die Homepage der Betreibergesellschaft verkünden im Gegensatz dazu mit 2509 m eine markant abweichende Angabe.[4][5][6]
Name
Das Wort Timmel wird auf das alte rätoromanische Wort tömbl zurückgeführt, das einen kleinen Hügel bezeichnete, was darauf schließen lässt, dass der Pass schon seit alter Zeit genutzt wird. Im Lateinischen erinnert das Wort tumulus für einen Grabhügel immer noch daran. Freilich ist nicht der Pass Timmelsjoch selbst mit der Bezeichnung „kleiner Hügel“ gemeint, vielmehr nimmt der Name Bezug auf die vom Gletscher gebildeten runden Schutthöcker, die noch heute den gesamten Timmelsjochweg säumen. Aus dem Jahr 1745 ist die Bezeichnung Timblerjoch überliefert.[7]
Der italienische Name Passo del Rombo bedeutet „Pass des Dröhnens, Donners“ und ist jüngeren Datums.[8]
Geschichte
Über das Timmelsjoch drangen die ersten Siedler aus Passeier in das innere Ötztal vor. Passeirer Bauern verfügen immer noch über Weiderechte im Gurgler Tal, wovon der am Timmelsjoch zweimal jährlich stattfindende Schaftrieb über den Ötztaler Alpenhauptkamm zeugt.
Das Joch bildete im Mittelalter die Südgrenze der Grafschaft im Oberinntal und der Urpfarre Silz. Später verlief hier die Grenze des Gerichtes Petersberg bei Silz. Der Pass wurde schon 1241 als „Thymels“ urkundlich erwähnt. 1320 wurde ein Saumweg angelegt. Er war schon früh ein Handelsweg, auch die Kaufmannsgeschlechter Fugger und Welser haben ihn benutzt. Um 1770 sind die Bezeichnungen „Timbl Ioch“ und „Passeyrer Gerichts Alpe Timbls“ bezeugt.[9] 1897 beschloss der Tiroler Landtag eine Straße über den Timmel zu bauen, aber andere Projekte wurden vorgezogen.
Durch den Friedensvertrag von St. Germain verlief ab 1920 die Grenze zwischen Italien und Österreich über das Joch und jeglicher offizieller Grenzverkehr war unterbunden. In den letzten Wochen des Zweiten Weltkriegs im April und Mai 1945 kehrten hier zahlreiche Soldaten der deutschen Wehrmacht aus Italien zurück.
Im Jahr 2010 wurde das Timmelsjoch-Museum eröffnet. Der Südtiroler Architekt Werner Tscholl projektierte weitere Architektur-Elemente skulptureller Art, welche die Funktion der Kommunikation und Verbindung unterstreichen sollen.[10]
Timmelsjoch-Hochalpenstraße
Geschichte der Errichtung
Der Plan des Baus einer Straße über das Timmelsjoch wurde seitens Österreich bald nach dem Zweiten Weltkrieg wieder aufgenommen. Die Sache betrieb der damalige Landesrat und spätere Landeshauptmann Eduard Wallnöfer, selbst ein gebürtiger Südtiroler.
Zwischen 1955 und 1959 wurde die Nord(west)rampe in Österreich errichtet, zu Baukosten von damals 28 Millionen Schilling (entspricht etwa dem heutigen Gegenwert von 14 Millionen Euro).
Die Süd(ost)rampe von Passeier (Italien) hinauf war unter Benito Mussolini ab 1933 bis zwei Kilometer vor das Joch als Militärstraße gebaut worden, um sie im Kriegsfall zur Offensive gegen Österreich nutzen zu können, doch mit Abschluss der Achse Berlin–Rom mit dem Treffen von Mussolini und Hitler (25. Oktober 1936) wurden die Arbeiten eingestellt.
Es dauerte noch bis zum 15. September 1968, bis die Straßenverbindung in beide Richtungen offiziell freigegeben werden konnte.
Nutzung
Die Straße ist in der Regel von Mitte Juni bis Mitte Oktober / Anfang November von 7 bis 20 Uhr geöffnet. Bedeutung hat die vom Lkw-Verkehr befreite Straße neben der Verkehrsverbindung vor allem als Ausflugsstraße für Pkw und Motorräder.
Die Straße ist auch bei Radrennfahrern beliebt, ist sie doch eine der längsten durchgehenden Steigungen der Alpen. Die knapp 1800 Höhenmeter, verteilt auf ca. 30 km Streckenlänge von St. Leonhard bis zur Passhöhe und die fast 800 Höhenmeter lange Schlusssteigung in Serpentinen stellen eine sportliche Herausforderung dar.[11] Jährlich findet im August der Ötztaler-Radmarathon statt, hierbei bildet das Timmelsjoch eine besondere Herausforderung, ist es doch die letzte Steigung, nachdem die Teilnehmer – meist Hobbyfahrer – schon von Sölden über Kühtai, Innsbruck, Brennerpass und Jaufenpass gefahren sind. 1988 führte der Giro d’Italia mit einer Etappe von Meran über das Timmelsjoch nach Innsbruck.
Mit 2474 m ist das Timmelsjoch Österreichs höchstgelegener Straßengrenzübergang. Knapp oberhalb des Touristenorts Hochgurgl steht die Mautstelle für den mautpflichtigen Teil der Straße. Die Mautgebühr für die italienische Seite wird hier zusammen mit der Maut für die österreichische Seite eingehoben. Die Straße auf Nordtiroler Seite wird von der am 20. August 1955 gegründeten Timmelsjoch-Hochalpenstraße-Aktiengesellschaft[12] betrieben.
Im Gebäude Top Mountain Crosspoint mit einer Geschossflächen von 6060 m² ist seit 2015 die Talstation der Seilbahnanlage Kirchenkarbahn I, ein Bedienungsrestaurant mit Terrasse (280 Innen- und 380 Außensitzplätzen), die Mautstation der Timmelsjoch-Hochalpenstraße sowie das höchstgelegene Motorrad-Museum Europas (Top Mountain Motorcycle Museum) untergebracht.[13]
Die „Timmelsjoch-Erfahrung“
Der Architekt Werner Tscholl erarbeitete zusammen mit dem Ingenieur Siegfried Pohl im Auftrag der Südtiroler Landesregierung einen Masterplan für ein neues Erscheinungsbild der Hochalpenstraße. Timmelsjoch-Erfahrung nennt sich das Ergebnis, ein System von Gestaltungselementen, die über Natur, Geschichte, Kultur, Gesellschaft und Wirtschaft der Region informieren sollen. Es entstanden zwischen Moos und Hochgurgl begehbare Skulpturen aus zum Teil eingefärbtem Beton.[14][15] Die fünf im Jahr 2011 fertiggestellten Stationen wurden 2018 durch eine sechste ergänzt (Transit).[16]
Steg
Es handelt sich um eine Betonskulptur (46° 54′ 32,5″ N, 11° 3′ 9,5″ O) nahe der Mautstation, die zehn Meter über den Talgrund bei Hochgurgl hinaus kragt. Im geschlossenen Bereich findet man Informationen zur Gletscherlandschaft und zu den Siedlungen der Gegend.
Schmuggler
In einem begehbaren Betonwürfel (46° 55′ 8,1″ N, 11° 4′ 20,2″ O) mit einer Aussparung in Form einer menschlichen Figur wird die Geschichte vom Schmuggeln an diesem Ort erzählt.
Passmuseum
Das Passmuseum (46° 54′ 18,5″ N, 11° 5′ 50,5″ O) auf der Passhöhe ist ein spektakulär um 16 Meter über die Landesgrenze auskragender, rot eingefärber Beton-Hohlkörper mit gebrochenen Wänden. Es beinhaltet einen Raum, der an eine Eishöhle erinnert. Historische Fotos an den Wänden zeigen die Geschichte der Hochalpenstraße.[17]
Transit
In der ehemaligen Kaserne knapp unterhalb der Passhöhe (46° 54′ 14,8″ N, 11° 5′ 52,2″ O), die 1930 erbaut wurde, werden Bilder zum Straßenbau ausgestellt und Interviews mit Zeitzeugen präsentiert.
Fernrohr
Zwei in einem Winkel angeordnete Baukörper (46° 53′ 34,3″ N, 11° 7′ 14,7″ O) weiten sich wie ein Fernrohr auf und bilden den Rahmen um einen Panoramablick. Hier kann man sich über die Geologie und die Tierwelt des hochalpinen Raums informieren.
Granat
Diese Station (46° 49′ 57,1″ N, 11° 10′ 10,1″ O) liegt oberhalb von Moos und besteht aus einem Schauraum aus Beton und einer offenen, rot lackierten Struktur aus Stahl, die einerseits einen Raum ähnlich einer geologischen Formation bildet, andererseits aber auch Aussichtsplattform ist. Der Bau wird nachts angestrahlt und ist dann weithin sichtbar.
Literatur
- Günther Niederwanger: Steinzeitfunde am Timmelsjoch. In: Der Schlern. Band 81, 2007, S. 32–37.
- Manfred Schwarz, Irene Prugger, Stefan Pertl: Übers Timmelsjoch. Vom gefährlichen Saumpfad zur Traumstraße der Alpen. Athesia-Tappeiner Verlag, Bozen 2018, ISBN 978-88-6839-268-0.
Filme
- Timmelsjoch – Wenn Grenzen verbinden (2018): Dokumentarfilm von Philipp J. Pamer
Weblinks
Einzelnachweise
- 1 2 3 Austrian Map online - ein Service des BEV
- ↑ Österreichische Karte 1:50.000
- ↑ Geobrowser
- ↑ Markus Wilhelm: Touristische Hochstaplerei. die tiwag.org, 31. Mai 2021, abgerufen am 31. Mai 2021.
- ↑ Dominik Prantl: Passfälscher in Tirol? In: Süddeutsche Zeitung, 10. Juni 2021, S. 30.
- ↑ Schwindel oder Irrtum? Timmelsjoch-Hochalpenstraße niedriger als beworben. In: Servus TV. Abgerufen am 18. Juni 2021 (deutsch).
- ↑ Otto Stolz: Geschichtskunde der Gewässer Tirols (Schlern-Schriften, Band 32). Innsbruck: Wagner 1932, S. 57.
- ↑ Steffan Bruns: Alpenpässe. Geschichte der alpinen Passübergänge. Vom Inn zum Gardasee. 1. Auflage. Band 3. L. Staackmann Verlag, München 2010, ISBN 978-3-88675-273-7, S. 80.
- ↑ Egon Kühebacher: Die Ortsnamen Südtirols und ihre Geschichte. Band 2: Die geschichtlich gewachsenen Namen der Täler, Flüsse, Bäche und Seen. Athesia, Bozen 1995, ISBN 88-7014-827-0, S. 330–331.
- ↑ Projekt Timmelsjoch
- ↑ Streckenprofil für Radrennfahrer auf www.quaeldich.de
- ↑ Museumstraße 5, 6020 Innsbruck, Firmenbuchnummer: FN 32996, Struktur und Bilanz der Timmelsjoch-Hochalpenstraße-Aktiengesellschaft 2012 (PDF), Hauptaktionär: Hochgurgler Lift-Gesellschaft m.b.H. & Co. KG mit 68,57 % Anteilen. Diese befindet sich (Stand 2021) im Besitz der Zwillingsbrüder Albin und Attila Scheiber.
- ↑ Top Mountain Crosspoint, crosspoint.tirol
- ↑ Betonskulpturen am Tiroler Timmelsjoch. In: Baunetz - Wissen. Abgerufen am 14. April 2021.
- ↑ Riccardo Bianchini: Timmelsjoch Experience. In: inexhibit. 26. April 2017, abgerufen am 14. April 2021 (englisch, Bericht mit Fotos der Objekte).
- ↑ Neu 2018: Interreg Projekt - Museum Timmel Transit. In: timmelsjoch.com. Abgerufen am 15. April 2021.
- ↑ Riccardo Bianchini: Pass Museum Timmelsjoch – Werner Tscholl Architects. In: inexhibit. 4. November 2019, abgerufen am 14. April 2021 (englisch, Ausführliche Darstellung des Objekts und seiner Entstehung mit vielen Bildern).
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Positionskarte von Tirol , Österreich | Eigenes Werk , using OpenStreetMap data SRTM30 v.2 data | NordNordWest | Datei:Austria Tyrol relief location map.svg | |
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Denkmal, Schmuggler , Timmelsjoch , Österreich | Selbst fotografiert | OTFW , Berlin | Datei:Denkmal Timmelsjoch (Tirol) Schmuggler.jpg | |
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Maustelle (errichtet 2015) auf dem de:Timmelsjoch "2175 m" mit Restaurant und Motorradmuseum (2021 abgebrannt und wiedererrichtet) | Eigenes Werk | Adrian Michael | Datei:Mautstelle Hochgurgl.jpg | |
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