Wetzsteinerzeugung (Dornbirn)
Die Wetzsteinerzeugung in Dornbirn im Bundesland Vorarlberg in Österreich erfolgte teilweise auf Grundlage natürlich vorkommender Rohstoffe im Schwarzachtobel (siehe Hauptartikel: Wetzsteinerzeugung im Schwarzachtobel) und in anderen Bezirken in Dornbirn (siehe unten) sowie durch die Herstellung von künstlichen Wetzsteinen.
Die Wetzsteinerzeugung war in Dornbirn, im Gegensatz zu Schwarzach, ein relativ unbedeutender Produktionszweig in der Gemeinde.[1]
Geschichte und Produktionsmethode
Der Beginn der Wetzsteinerzeugung in Dornbirn aus natürlichen Rohstoffen (Sandstein) ist unbekannt. Es sind diesbezüglich, wie in Schwarzach, noch keine gesicherten Erkenntnisse über die händische Herstellung erforscht. Glaukonit-Sandstein wurde in den nahe gelegenen Steinbrüchen der Hohenemser Parzelle Klien über Jahrhunderte für Wetzsteine, Mühl- und Pflastersteinen sowie den Hausbau abgebaut und anschließend in der Parzelle Boden[2] vor dem Dornbirner Gütle geschliffen.[3] 1585 standen nach einem landesfürstlichen Rechnungsbuch in Dornbirn folgende Mühlen in Verwendung: die Mühle, genannt die Segen (die Sägemühle, nach der die Siedlung Sägen benannt ist), die Mühlen in der Kehlen und in Adelsgehr, die Schnellenmüli am Stiglbach (Haselstauderbach), die untere Mühle am Stiglbach, die Mühlen in Völckistobel, im Ried (die alte Riedmühle), an der Dornbirnerach, die untere und die obere Mühle am Steinebach[4], die Mühle im Schnellen, eine Säge in der Achmühle, eine Schleifmühle und Wasserhammer ohne Ortsangabe sowie eine Schleifmühle am Gießen, einem Vorgänger des Müllerbachs.[5] Ob diese Schleifmühle ohne Ortsangabe bzw. die Schleifmühle am Gießen eine Wetzsteinschleife war, ist noch nicht erforscht.
Quarzgestein (Saluiersand aus Wildflysch) wurde u. a. im Gütle, in der Parzelle Salzmann, abgebaut und von dort zur Wetzsteinerzeugung nach Schwarzach gebracht, zermahlen und als Schleifmittel (Schleifsand) verwendet, um die Oberfläche der rohen Wetzsteine zu glätten.
In Dornbirn Oberdorf erhielt 1839 Johann Feßler (auch: Fässler) ein Privileg auf die Erzeugung von künstlichen Wetzsteinen.[6] Christian Feßler und Georg Huber betrieben Mitte des 19. Jahrhunderts eine Wetzsteinfabrik für Kunstwetzsteine im oberen Eulental.[7][8]
Gemäß Beilage zum Dornbirner Gemeindeblatt (Nr. 40 von 1883) waren im Dornbirner Gemeindegebiet drei Wetzsteinfabrikationen für natürliche Ausgangsstoffe aus Sandstein anzufinden:
- Hämmerle Johann und M. Anna im Hatlerdorf, Haslach;
- Denifl Ludwig, Haselstauden;
- Fuchs Andreas, Schwarzachtobel.
Ein Baugesuch von Johann Hämmerle vom 2. Juli 1878 für den Umbau einer Säge in eine Wetzsteinschleiferei in einem Doppelhaus in Haslach in Dornbirn ist der Nachweis, dass nicht nur im Bezirk Haselstauden in Dornbirn Wetzsteine mechanisch bearbeitet werden sollten. Es ist dies auch die erste nachweisliche Erwähnung einer Zirkular‐Wetzsteinschleife in Vorarlberg, wobei nicht gesichert ist, ob nicht zuvor schon andere Schleifzirkel in Vorarlberg bestanden.[9] Diese Wetzsteinschleife war bis 1890 in Betrieb und brannte am 17. Februar ab.
Mit der aufkommenden Mechanisierung der Landwirtschaft und der vermehrten Erzeugung von Kunstwetzsteinen außerhalb von Vorarlberg, ging die wirtschaftliche Bedeutung der Wetzsteinerzeugung im Schwarzachtobel auch auf Dornbirner Gemeindegebiet nach dem Zweiten Weltkrieg verloren.[10]
Siehe auch
Literatur
- Helmut Keim und Ute Rautenberg. Die Unterammergauer Wetzsteinmacherei. Freilichtmuseum des Bezirks Oberbayern. Dokumentation I. Großweil 1987.
- Bruno Koch, Zur Geschichte der Schwarzacher Wetzsteinerzeugung, Edition Europa Verlag, Online-Publikation, aufgerufen am 10. Dezember 2016.
- Bernhard Lehnert: Dengeln. Die Kunst, Sense und Sichel zu schärfen. Books on Demand GmbH, Norderstedt 2005, ISBN 3-8334-2586-5.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Mitteilung im Vorarlberger Volksblatt vom Dienstag, 20. August 1878, S. 497: "Die Wetzsteinerzeugung gewinnt in unserer Gemeinde nach und nach mehr an Ausdehnung. Es ist noch kein allzu großer Zeitraum herum, als wir die Fabrikation der Wetzsteine, wie sie schon seit Langem in Schwarzach besteht, in Haselstauden zur Einführung bringen sahen. Nun wird an dem anderen Ende von Dornbirn in Haslach eine Circular-Wetzsteinschleife zu erstellen in Aussicht genommen. An Material fehlt es nicht in unserer steinreichen Gegend und an Absatz, wie es scheint, auch nicht."
- ↑ Die Parzelle Boden befindet sich etwa 450 m Luftlinie vom Ortsteil Salzmann entfernt. Bei der Parzelle Boden befand sich über viele Jahrzehnte ein Kraftwerk zur Umwandlung der Wasserkraft in elektrischer Energie. Heute befindet sich darin der Nachtclub Conrad Sohm.
- ↑ Franz Goll, Chronik des Rhomberg Steinbruchs Hohenems-Unterklien und des Gesteinsabbaus zwischen Dornbirn und Hohenems, S. 7, 205, unter Zitation weiterer Belege und Fundstellen.
- ↑ In Landeskunde von Vorarlberg von Joseph Bergmann, 1868, S. 6, wird eine Wetzsteinschleife im Steinebach erwähnt (siehe Google Books).
- ↑ Alois Niederstätter, Dornbirn Lexikon, Suchwort: Gewerbe und Handel im Mittelalter.
- ↑ Johann Jakob Staffler, Tirol und Vorarlberg, topographisch, mit geschichtlichen Bemerkungen, S. 70.
- ↑ Franz Josef Huber, Harald Rhomberg: Zum 200. Geburtstag des Textilunternehmers Franz Martin Hämmerle in Dornbirner Schriften Nr. 45, S. 57.
- ↑ Richard Eberle: Die Industriegeschichte des Eulentals im 19. Jahrhundert, in: Dornbirner Schriften, Beiträge zur Stadtkunde, Nr. 38, Dornbirn 2010, S. 105 bis 113.
- ↑ Bruno Koch, Zur Geschichte der Schwarzacher Wetzsteinerzeugung, S. 33.
- ↑ Dornbirner Anzeiger, Donnerstag, 10. Juli 2014, S. 31; Bruno Koch, Zur Geschichte der Schwarzacher Wetzsteinerzeugung, S. 48.
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Skizze zum Baugesuch des Johann Hämmerle für eine Circular-Wetzsteinschleife in Haslach, Dornbirn , Vorarlberg , Österreich . | Eigenes Werk | Bruno Koch | Datei:Abb. 5 Baugesuch Hämmerle.jpg | |
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