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vom 23.04.2022, aktuelle Version,

Wienbibliothek im Rathaus

Wienbibliothek im Rathaus

Wendeltreppe in der Wienbibliothek
Gründung 1856
Bestand 550.000[1]
Bibliothekstyp Regionalbibliothek
Ort Wien
Besucheradresse Rathaus, Eingang Felderstraße
ISIL AT-WBR
Leitung Anita Eichinger
Website www.wienbibliothek.at

Die Wienbibliothek im Rathaus ist die wissenschaftliche Bibliothek der österreichischen Hauptstadt Wien. Bis Mitte 2006 trug sie den Namen Wiener Stadt- und Landesbibliothek.

Als Landesbibliothek für das Bundesland Wien, das territorial identisch mit der Stadt Wien ist, erhält sie Pflichtexemplare der in Wien erscheinenden Publikationen. Als Forschungsbibliothek zu Geschichte und Kultur der Stadt Wien sammelt sie zudem Handschriften, Briefe, Musikdrucke, Musikhandschriften sowie Plakate und ganze Nachlässe. Organisatorisch ist die Wienbibliothek im Rathaus die Magistratsabteilung 9 (MA 9) und zählt zur Geschäftsgruppe Kultur des Magistrats der Stadt Wien.

Die Wienbibliothek im Rathaus betreibt auch die Wienbibliothek Digital (wienbibliothek digital), wobei diese sich als eine Art digitale Freihandbibliothek versteht, die neben den Wiener Adressbüchern und dem Lehmann[2] als erstem Projekt die Grundlagenliteratur zur Wiener Geschichte und Kulturgeschichte sowie auch die digitalisierten amtlichen Publikationen enthält.

Geschichte

Der Großteil der Wienbibliothek befindet sich im Wiener Rathaus.
Detail im Speisezimmer der Bartensteingasse 9

Die erste erhaltene Erwähnung der Bibliothek im Rathaus der Stadt Wien stammt aus dem Jahr 1466. 1632 wurde die bedeutende Bibliothek der Bürgerschule zu Sankt Stephan in das damalige Rathaus in der Wipplingerstraße transferiert und mit der Stadtbibliothek vereinigt. 1780 wurde diese alte Stadtbibliothek aufgelöst, und die Bestände wurden gegen 6.000 Gulden der Hofbibliothek (heute Österreichische Nationalbibliothek) übertragen.

Am 28. April 1856 erfolgte die Neugründung der Wiener Stadtbibliothek durch Beschluss des Wiener Gemeinderats als juristische Bibliothek für den Bedarf der Wiener Stadtverwaltung. Ihr Sitz war damals wiederum im heutigen Alten Rathaus in der Wipplingerstraße 8.

1886 übersiedelte die Bibliothek in die noch heute benützten Räumlichkeiten im ersten Stockwerk des neuen Wiener Rathauses. 1889 bis 1939 bildete die Bibliothek mit dem 1887 gegründeten Historischen Museum die Städtischen Sammlungen. Nach dem Tod des österreichischen Nationaldichters Franz Grillparzer kam dessen Nachlass in den Besitz der Stadt Wien und wurde den Städtischen Sammlungen übergeben. Die Übergabe dieses Nachlasses gilt als Gründungsakt der Handschriftensammlung.

Mit dem Geschenk eines Teils der Handschriften Franz Schuberts, die der Wiener Industrielle und Mäzen Nikolaus Dumba zusammengetragen hatte, an die Städtischen Sammlungen entstand 1900 auch eine Musiksammlung. Aus dieser Schenkung entwickelte sich eine umfangreiche Sammlung von Handschriften und Briefen Franz Schuberts, die 2001 in das UNESCO-Programm Memory of the World (Weltdokumentenerbe) aufgenommen wurde. 1923 entstand auf Initiative des damaligen Finanzstadtrates Hugo Breitner eine Plakatsammlung, die heute zu den bedeutendsten in Europa zählt.

Den Zweiten Weltkrieg überstand die Bibliothek dank Auslagerungen weitgehend unbeschadet. Seit 1977 führte die Stadtbibliothek die amtliche Bezeichnung Wiener Stadt- und Landesbibliothek. Seit 1982 gilt ein Pflichtexemplarrecht für in Wien erscheinende Werke. Zum 150-Jahre-Jubiläum im Jahr 2006 wurde die Bibliothek in Wienbibliothek im Rathaus umbenannt und erhielt ein neues Corporate Design.

Benützungsräume und Magazine der Bibliothek befinden sich im Wiener Rathaus, die Musiksammlung und die Dokumentation unweit davon in der Bartensteingasse. Dort befindet sich auch ein von Adolf Loos eingerichteter Salon.

Sammlungen

  • Druckschriftensammlung: Die Druckschriftensammlung ist die größte Abteilung der Wienbibliothek. Sie verwahrt rund 500.000 Druckwerke – neben Büchern, Zeitungen und Zeitschriften auch Einblattdrucke, Broschüren, Partezettel, Theaterprogramme und Theaterzettel. Kern der Sammlung sind Viennensia, also Publikationen mit Wien-Bezug aus verschiedensten wissenschaftlichen Bereichen. Bedeutende Spezialbestände sind Turcica (Türkenbelagerungen Wiens 1529 und 1683), Josephinica (Broschüren aus der Zeit Kaiser Josephs II) und Revolutionsschriften aus 1848.
  • Dokumentation: Die seit dem 1. Oktober 1930 bestehende Dokumentation wertet die wichtigsten Wiener Zeitungen seit 1900 aus (Zeitungsindex). Die Artikel wurden mit Angabe von Titel, Zeitung, Datum und Seite in Form eines Zettelkataloges erfasst, seit 2007 werden sie im Online-Katalog nachgewiesen. Aufgenommen werden Wien betreffende Meldungen über kulturelle, soziale, kommunale und politische Ereignisse sowie Berichte über Wiener Persönlichkeiten, die im Blickpunkt der Öffentlichkeit stehen: Künstler, Wissenschaftler, Politiker. Die Dokumentation ist außerdem für Hintergrundrecherchen bei Straßenbenennungen nach Personen und Ehrungen zuständig. Auch das mehrere hunderttausend Personen- und Sachmappen umfassende Tagblatt-Archiv gehört zu dieser Abteilung.
  • Handschriftensammlung: Die Handschriftensammlung verwaltet umfangreiche und bedeutende Bestände der österreichischen Kulturgeschichte ab dem späten 18. Jahrhundert. Den Schwerpunkt stellt die Sammlung von Nachlässen und Einzelautographen der österreichischen Literatur des 19. und 20. Jahrhunderts dar.
  • Musiksammlung: Die Musiksammlung verfügt über Musikautographen und Notendrucke zur Musikgeschichte der vergangenen zweihundert Jahre mit Schwergewicht auf Wien und verwahrt eine Reihe von Nachlässen.
  • Plakatsammlung: Die Plakatsammlung umfasst derzeit rund 300.000 Plakate und Flugschriften (teilweise in mehreren Exemplaren) und zählt damit zu den größten vergleichbaren Sammlungen Europas. Film- und Theaterplakate, Fremdenverkehrswerbung, Ausstellungsankündigungen sind ebenso vertreten wie Produktwerbung und politische Plakate.

Bedeutende Einzelsammlungen:

  • Schubert-Sammlung, die im Jahr 2001 zum Weltdokumentenerbe erklärt wurde, entstand aus der Autographen-Schenkung des Kunstmäzen und -sammlers Nikolaus Dumba.
  • 2016 wurde das Karl-Kraus-Archiv der Wienbibliothek in das nationale Memory of the World Register der UNESCO aufgenommen.[3]

Direktionen und bekannte Mitarbeitende (Auswahl)

Literatur

  • Sylvia Mattl-Wurm, Alfred Pfoser (Hrsg.): Wunschtraum unter den Bibliotheken, das Dorado aller Materialsuchenden. 10 Jahre Wienbibliothek im Rathaus. Metroverlag, Wien 2016, ISBN 978-3-99300-284-8.
  • Julia Danielczyk, Sylvia Mattl-Wurm, Christian Mertens (Hrsg.): Das Gedächtnis der Stadt. 150 Jahre Wienbibliothek im Rathaus. Verlag für Geschichte und Politik, Wien 2006, ISBN 3-486-58080-9.
  • Johanna Pisa, Ludwig Neunlinger, Konstanze Mittendorfer: Wiener Stadt- und Landesbibliothek. In: Österreichische Nationalbibliothek (Hrsg.): Handbuch der historischen Buchbestände in Österreich, Band 1, Hildesheim 1994, S. 159–170 (online).

Auszeichnungen

Commons: Wienbibliothek im Rathaus  – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Bestände und Sammlungen. 2018, abgerufen am 21. März 2018.
  2. Lehmann Online in wienbibliothek digital. Das ist der Adolph Lehmann’s allgemeiner Wohnungsanzeiger, der unter sich ändernden Bezeichnungen zwischen 1859 und 1942 als Wiener Adressbuch herausgegeben wurde.
  3. Karl Kraus-Archiv: Wienbibliothek im Rathaus, aufgenommen 2016. In: unesco.at. Abgerufen am 2. Juli 2020.