Gemeinde Aflenz Land#
Die Geschichte der Gemeinde Aflenz Land und ihrer Bewohner war jahrhundertelang eng mit der Geschichte des Marktes Aflenz Kurort verbunden.
Eng verbunden waren sie miteinander in erster Linie als Untertanen derselben Grundherrschaft, des Stiftes St. Lambrecht. Als im Jahre 1103 die gesamte Region dem Kloster geschenkt wurde, wechselte nicht nur der Grund und Boden seine Besitzer, sondern auch die Menschen, die ihn bewirtschafteten. Aus dieser Schenkung sind uns die ersten namentlich überlieferten Bewohner des Raumes Aflenz bekannt: Helimbert, Walboun, Chadalhoh und Egilmund. Es sind dies die Namen der Dienstleute, die (außer Egilmund) 1103 "verschenkt" wurden.
Seit 1458, als Aflenz das Marktrecht erhielt, unterschieden sich die Bedingungen, unter denen die bäuerlichen Bewohner des Umlandes lebten, wesentlich von denen der Marktbürger. Die Bürger eines Marktes verfügten über mehr persönliche Rechte und Möglichkeiten zur Selbstbestimmung als Dorfbewohner. Jedoch auch die Dorfgemeinschaft besaß Grund in Gemeinschaftsbesitz und ein gewisses Maß an Selbstverwaltung. Die jahrhundertelange Zusammengehörigkeit zeigt sich noch heute, wenn gemeinsam Kapellen gebaut oder restauriert werden, wenn Nachbarschaftshilfe geleistet wird und in den Vereinen Kultur und Gemeinschaft gepflegt wird.
Welcher Bauer aus der Landgemeinde Aflenz blickt nicht stolz auf seine Hofgeschichte, wenn er weiß, dass sein Bauernhof zumindest seit 1380 bewirtschaftet wird und alle Besitzer seit 1494 fast lückenlos dokumentiert sind!
Seit 1919, nach der Ausgliederung aus der Ortsgemeinde Aflenz, bilden die Katastralgemeinden Jauring, Tutschach, Dörflach, Graßnitz und Döllach die neue Gemeinde Aflenz Land.
Ahornbach im Apfelbachgarten#
Sehr viel erzählen uns Namen über längst vergangene Zeiten. Sie regen aber auch unsere Phantasie und Vorstellungskraft an! Aflenz kommt von slaw. ablanica, das heißt Apfelbaum oder Apfelbaumgarten. Jauring, slaw. javornik, bedeutet Ahornbach, und Graßnitz, altslaw. chrastnica, bedeutet Eichental. Dörflach entstand aus dem mhd. dorflein, also kleines Dorf.
Dank der slawischen und deutschen Siedler in diesem Gebiet tut sich vor unseren Augen eine großartige Landschaft auf: Im blühenden Apfelbaumgarten fließt leise plätschernd der Ahornbach und das kleine Dorf im Eichental lädt uns zu einer kurzen Rast ein.
Allzuleicht verfallt man gedanklich in die Vergangenheit.
"Die Lebensweise des hiesigen Volkes"#
1834 beschreibt Georg Göth, ein Chronist seiner Zeit, im Auftrag Erzherzog Johanns u.a. die Lebensweise, Charakter und Sitten der Aflenzer.
Die Bauern sind gutmütige Leute. Sie leben unter sich verträglich, sind nicht rachsüchtig, sondern mitleidig und friedliebend. Sie haben keine Hauptleidenschaft, und wenn sie auch den Wein lieben, so kann man doch nicht sagen, sie darben lieber, als dass sie denselben entbehren. Sie sind gerne froh; Musik und Tanz vergnügt sie. Ihr Benehmen gegen Vorgesetzte ist treuherzig, ohne Rohheit; sie sind voll gebührender Hochachtung und besonders dienstwillig, treu, verlässlich und dankbar gegen jeden, der durch ein herzliches, menschliches Benehmen und durch Gerechtigkeit ihr Vertrauen zu gewinnen weiß; nicht übermütig, sehr geduldig, selbst bei harten Entbehrungen. Auf ihre alten Gebräuche halten sie sehr.
Als Hauptnahrungsmittel gilt, wen würde es wundern, Sterz:
In der Woche wird drei oder vier Mal die Lieblingskost des Obersteirers, der Sterz oder das Brennkoch, gut geschmalzen, gegeben; während der Erntezeit aber täglich ein, oft auch zwei Mal.
Obwohl das Leben hart und arbeitsreich war, verstanden es die Aflenztaler durchaus, dem Leben auch Mußestunden abzugewinnen:
So hält er fest darauf, abgebotene Feiertage müßig hinzubringen, umliegende Wallfahrten fleißig zu besuchen und lieber seine Ernte dem unsteten Wetter preiszugeben, als sie an einem Sonntage, so sehr er auch sonst arbeitsam ist, einzuführen.
"Die reine Luft"#
Die klimatischen Vorzüge des Raumes Aflenz sind seit langem bekannt. Bereits 1834 beschreibt G. Göth das gesundheitsfördernde Klima:
So nachteilig dieses raue Klima der Vegetation ist, so günstig wirkt es auf den Gesundheitszustand der Menschen ein. Die einfache Lebensart, das gesunde Wasser, die reine, wenn auch raue Luft und die starke Arbeit sind der Gesundheit zuträglich.
Um die Jahrhundertwende wurde dieses Heilklima nicht nur von der medizinischen Fachwelt anerkannt, tausende Erholungsuchende und Kurgäste nutzten die Bedingungen in Aflenz und auch in den Landgemeinden, um wieder zu Kräften zu kommen. Jahrzehntelang war das Sanatorium "Am Hofacker" in Dörflach ein Refugium für Patienten mit Erkrankungen der Atemwege. Große Liegeterrassen, Licht, Luft und Sonne trugen zur Heilung bei. Die "reine, saubere Luft" ist gerade heute wieder ein brisantes Thema. Wenn man aus der Großstadt in das Aflenzer Umland kommt, meint man sie förmlich zu riechen. Nutzen wir dieses Geschenk der Natur und atmen wir tief ein!
Die Morre-Linde in Seebach#
Die Morre-Linde beim Fröhlichhammer in Seebach wurde 1983 zum Naturdenkmal erklärt. Durch diesen Baum wird das Landschaftsbild entscheidend geprägt. Die ihn umgebenden Gebäude wurden erst später errichtet, sodass der Baum ein Relikt der ehemaligen rein landwirtschaftlich geprägten Landschaft darstellt. In seinem Schatten soll der Dichter Karl Morre übrigens das bekannte Volksstück "s’Nullerl" geschrieben haben.
Die Erdfunkstelle in Graßnitz#
Dorfkapelle Döllach#
Das Treitler-Kreuz bei Dörflach#
Dieses gemauerte Wegkreuz erinnert an Anton Treitler, Zimmermeister aus Dörflach. Er wurde am 11. September 1894 an dieser Stelle bei einem Raubüberfall ermordet. Treitler hatte am schon 1884 errichteten Schiestlhaus gearbeitet und kehrte von diesem über die Fölz und Aflenz Kurort nach Dörflach zurück. Angeblich wurde ihm ein Geldbetrag, den er bei sich hatte, zum Verhängnis.
Tutschacher Kreuz und Kreuzweg#
Von einst drei Kreuzwegen, die zum Tutschacher Kreuz bzw. zur Kapelle führten, existieren heute nur mehr die 14 Stationen des von Jauring ausgehenden Kreuzweges. Das Tutschacher Kreuz liegt auf dem Pilgerweg nach Mariazell und dürfte schon seit dem 17. Jh. bestehen. Für das Jahr 1809, als die Franzosenkriege wüteten, sind viele Gebetsstunden beim Tutschacher Kreuz nachweisbar, bei denen um Abwendung der Kriegsgefahr gebetet wurde.Die alte Dorfschmiede in Jauring#
In unserer Wegwerfgesellschaft kommen Dinge, wenn sie beschädigt sind, sofort auf den Müll. In der bäuerlich-handwerklichen Gesellschaft hingegen wurden bis ins 20. Jh. Produkte wie Töpfe, Schuhe, Werkzeug u. a. in ortsansässigen Betrieben erzeugt und, wenn nötig, solange wie möglich repariert. Fjn solcher Betrieb war die Dorfschmiede des Meisters Rupert Winter in Jauring. In dieser Schmiede wurde praktisch alles erzeugt und repariert, was in bäuerlichen und gewerblichen Betrieben benötigt wurde. Auch die Ham¬merwerke nahmen diese Dienste gern in Anspruch. Danach hat sich der Betrieb unter der Leitung von Gerald und Rupert Plewa, den Ansprüchen der Zeit folgend, zu einem Spezialbetrieb für Schmiede- und Fahrzeugaumauten entwickelt. Heute wird der Betrieb als Land-und Kommunaltechnik-Unternehmen von Helmut Rois weitergeführt.
Burgerl Fries#
© Bild und Text Fritz Bayerl, Karl und Inge Friedl